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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Geschäft, das den Verwalter auf einige Wochen nicht entbehren kann! Doch bitte, bleiben wir beim
Nötigsten! Ich bitte um Erlaubnis, den wie mir scheint hochherrschaftlichen Besitz besichtigen zu
dürfen!«
    Theo geleitete den Besucher zur Brauerei, entschlossen zum Engagement des ihm bis auf den heillos durchdringenden Blick
sehr sympathischen Mannes. Für Noblesse und sicheres Auftreten hatte Theo immer Vorliebe.
    Von der Biererzeugung verstand nun Wurm soviel wie nichts, das merkte der fachmännisch gebildete junge Brauherr
rasch; aber der zukünftige Verwalter hatte gesunde Ansichten über Betriebserweiterung und bessere Kapitalanlage,
insbesondere empfahl Wurm Verbindung mit einer reellen Bank, Ermäßigung des Bankdiskonts, kurz, billigeres
Arbeiten und schärferes Eintreiben überlang ausstehender Guthaben. Gutmütigkeit räche sich, und unsichere
Kantonisten stoße man lieber ab, einmal bleiben sie ja doch hängen, und das Geld sei verloren. Kürzung des
Kredites könne aber der Chef selbst nicht gut vornehmen, Rücksichten aller Art binden ihm die Hände, ein
Verwalter könne schärfer vorgehen und zugreifen.
    Derlei klang Theo ganz erwünscht in die Ohren, das Geschäft arbeitete mit übergroßen
Außenständen, und öfter als angenehm herrschte eine gewisse Geldknappheit.
    »Produzieren Sie ausschließlich mit einheimischen Erzeugnissen wie Gerste und Hopfen?«
    »Zum größten Teil, ja!«
    »Ohne zwingenden Grund?«
    »Je nach der Preislage!«
    »Gut! Etwas böhmischen Hopfen würde ich befürworten, auch wenn der Saazer zufällig hoch im
Preise steht. Doch bleibt das der Kompetenz des technischen Leiters überlassen, in die ich mich nicht einmischen will.
Lediglich die Kontrolle soll Aufgabe meinerseits sein. Wohl ein trockener Mensch, dieser Bär von Braumeister?«
    Theo lachte. »Bär ist gut, stimmt völlig! Treue Seele und tüchtig im Fach!«
    »Produkt etwas leicht, hörte ich. Wird wohl auf dem Lande überall so sein mit Rücksicht auf den
kleinen Bierpreis?«
    »Ganz richtig! Wir müssen den Malzaufschlag wie die Großbrauereien bezahlen, können aber nicht so
viel Bier aus dem gleichen Malzquantum erzeugen wie die Münchener!«
    »Maschinen her, daran liegt es!«
    »Das ist richtig, es steckt aber schon genug Kapital in der Brauerei!«
    »Falsche Sparsamkeit, gnädigster Herr! Was ein Sedlmayer kann, wird auch Schloß Ried können. Doch
das hat ja alles Zeit. Sie dürfen übrigens überzeugt sein, daß ich niemals eigenmächtig vorgehen
werde, immer nur mit Ihrer Zustimmung und unter Anhörung des technischen Leiters, gewissermaßen nach erfolgtem
Kronrat. Ich denke, wir werden bei solcher Behandlung der Angelegenheit gut miteinander auskommen und gut fahren!«
    »Davon bin ich jetzt schon überzeugt!«
    Man begab sich in die Abteilungen des Ökonomiebetriebes, und hier zeigte sich Wurm wesentlich vertrauter mit
Wirtschaftsangelegenheiten, insonders mit Pferdezucht und Marstallwesen.
    An die Besichtigung der Baulichkeiten schloß sich ein Spaziergang durch das Dorf Ried. Theo erzählte, daß
sämtliche Dorfwirte selbstverständlich von der Schloßbrauerei mit Bier versorgt würden, und schlug vor,
ein Glas in der »Post« zu trinken.
    Als beide Herren in die allgemeine Schankstube eintraten, bot sich Theo eine große Überraschung insofern, als
er Baron Hodenberg inmitten von Dörflern beim Sekt erblickte. Der Baron erzählte just von seiner direkten
Abstammung von Heinrich dem Löwen, und daß er von seinem erlauchten Ahnherrn die Gemütskrankheit geerbt habe,
weshalb er von Zeit zu Zeit Sekt trinken müsse. Hodenberg schien peinlichst überrascht von dem unerwarteten
Eintreten Tristners, unterbrach seine Erzählung sofort und fixierte forschend den Begleiter Theos.
    »Nun, lieber Baron, Sekt in allen Ehren, aber ich als Brauherr muß wohl oder übel beim Bier aus meinem
Hause bleiben. Wollen wir uns im Herrenstübchen niederlassen?«
    Hodenberg erhob sich nun und bat Theo um Vorstellung, die sogleich erfolgte, kühl und unter gegenseitiger
schärfster Beobachtung. Es schien Theo, als mißtrauten sich die Herren in ungewöhnlicher Weise. Hodenberg
kehrte den Edelmann heraus, als er hörte, daß Wurm der neue Verwalter sei. Dieser hingegen zeigte sich fast
verletzend und frostig und äußerst wortkarg.
    Theo spendierte den anwesenden Zechern ein Faß Bier zum Ersatz des abgebrochenen Sektgelages und trat dann mit
beiden Herren in das Honoratiorenstübchen.
    Da

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