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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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sagen!«
    »Aber reden Sie doch, Eugenie! Sie gehören ja zur Familie, Sie stehen uns nahe, mir gegenüber werden Sie
doch offen sein können, nicht?«
    »Ihretwegen bin ich ja in größter Sorge!«
    »Wie? Meinetwillen? Ich verstehe das nicht! Bitte, sprechen Sie!«
    »O Gott, es wollen die Worte nicht über die Lippen! Ich fürchte nur zu sehr, daß –«
    Theo ergriff Eugeniens Hand und blickte der Dame innig in die Augen. »Was fürchten Sie für meine
Person?«
    ». . . die unausbleibliche Schmälerung Ihrer Herrenrechte!«
    »Wie? Die Anstellung eines Verwalters soll mich um meine Rechte bringen? Das ist ja gar nicht
möglich!«
    »Doch! Jeder mit Kompetenzen ausgerüstete Verwalter wird versuchen, das Regiment an sich zu bringen, wird
bestrebt sein, sich zu bereichern . . .«
    »Ach so! Eine zarte Fürsorge also! Gott, sind Sie ein liebes Wesen! Keine Sorge, liebe Eugenie, ich bleibe Herr
trotz Verwalter, und ich werde ihm schon auf die Finger sehen! Es rührt mich Ihre Fürsorge und Anteilnahme tief,
sie beweist mir, wie herzlich Sie für uns fühlen! Und meinetwillen also wünschen Sie, daß kein Verwalter
angestellt werde! Gott, Eugenie, nun sehe ich klar und fühle deutlich: In Ihrem Herzen lebt ein Gefühl für
mich, ein Empfinden, das mich in höchstem Maße beglückt, das mich ahnen läßt, daß Sie mich
lieben! Und ich will hochbeglückt gestehen, daß ich Sie liebe . . .«
    »Halten Sie ein, Herr Theo! Es kann nicht sein, es ist unmöglich!« Schluchzend riß sich Eugenie los
und enteilte weinend.
    Verblüfft stand Theo, unfähig, sich diese Worte wie das Gebaren erklären zu können. Eine Flut von
Gedanken wälzte sich durch seinen Kopf. Warum soll es unmöglich sein, daß zwei Liebende ein Paar werden? Was
muß angesichts der Weigerung Eugeniens dazwischen liegen, nachdem kein Zweifel bestehen kann, daß das
liebreizende Mädchen ihn liebt? Vielleicht nur die Angst, daß Mama Einspruch erheben könnte. Eugenie wird arm
sein, wird befürchten, daß die dienende Stellung wie die Mittellosigkeit eine unüberbrückbare Kluft
bilden müssen. »Na, ich brauche auf Geld nicht zu sehen, Gott sei Dank! Kommt Zeit, kommt Rat, ich werde auch noch
hinter dieses Geheimnis kommen!« flüsterte Theo, nahm die Papiere vom Büfett und begab sich in das Büro,
um nun den Einladungsbrief zu schreiben und zur Post zu schicken. Für Theo hatte die Opposition des geliebten
Mädchens nun keinerlei Bedeutung mehr, eine liebenswürdige, aber trotzdem lächerliche Marotte, weiter
nichts!
    Während Theo diese Angelegenheit ordnete, fand sich im Salon Tristners der junge Doktor Freysleben, in ländliche
Gala gekleidet und würdevoll steif, ein, nachdem er um Audienz beim gnädigen Fräulein gebeten hatte.
    Olga erschien nach geraumer Zeit in Reittoilette, das lange Kleid gerafft tragend, und fragte verwundert, was der Herr
Doktor just von ihr wünsche.
    Doktor Freysleben stotterte: »Oh, Pardon! Ich bin zu unrechter Zeit gekommen, gnädiges Fräulein wollen
ausreiten?«
    »Allerdings, Herr Doktor! Doch wenn Ihre Angelegenheit nicht zuviel Zeit in Anspruch nimmt, bin ich gern bereit,
gewünschte Audienz zu gewähren. Womit kann ich dienen? Bitte, nehmen Sie Platz!«
    Freysleben stand wie angemauert und sprach schleppend: »Pardon! So schnell kann ich mein untertänigstes
Anliegen nicht vorbringen, ich glaubte, ich meinte, hm – Pardon – es ist halt mein altes Pech, daß ich
immer den richtigen Moment nicht erwischen kann! Wirklich schade, daß gnädiges Fräulein gerade jetzt
ausreiten müssen!«
    »Darf ich fragen, was Sie von mir wollen? Wünschen Sie wirklich mich selbst zu sprechen?« fragte
ungeduldig Olga.
    »Ja, Sie sind in meiner Angelegenheit die Hauptperson!«
    Olga stutzte und rief: »Herr des Himmels, ich sehe jetzt erst, daß Sie in Gala sind! Sie wollen doch nicht . .
.?«
    Trübselig nickte der Dorfdoktor und seufzte zum Erbarmen.
    »Bedaure sehr! Kann ich Ihnen sonstwie dienen?«
    »Danke, nein! Die schönste Hoffnung meines Lebens ist vernichtet!«
    »Meinerseits ist gewiß nichts geschehen, solche Hoffnung auch nur im geringsten zu wecken. Meiner Diskretion
dürfen Herr Doktor sicher sein, ich werde meinen Familienangehörigen nichts davon sagen. Aber nun gestatten Sie,
daß ich mich ergebenst empfehle, ich muß fort, ›Fanny‹ wird schon ungeduldig! Besten Dank für
Ihre gute Meinung, es ist mir aber unmöglich!«
    »Dürfte ich es wagen, auf einen Gesinnungswandel in

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