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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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Brunch zu schimpfen. Aber sie dachte immer noch an Louise, machte sich Gedanken über sie. In Wirklichkeit machte sie sich Sorgen, was einfach albern schien. Louise ging es wahrscheinlich sehr gut. Vielleicht war sie im Begriff, wieder einen Millionär zu heiraten. Und vielleicht hatte sie Hollywood satt, nicht umgekehrt. Das schien durchaus möglich.
    Wie auch immer, Cora hoffte, dass es Louise gut ging. In diesem Moment, als sie neben Joseph auf der Couch saß, wurde ihr bewusst, dass diese Hoffnung für Louise etwas war, worauf sie stolz sein konnte, ein Beweis, dass sie bei diesem Brunch nicht dazugehört hatte. Plötzlich fiel ihr etwas ein. Es war nur eine Idee, ein abwegiger Gedanke. Aber schon verwandelten sich der Verdruss und die Verunsicherung, die sie heute Morgen empfunden hatte, in eine Unruhe, die sich nicht schlecht anfühlte. Ein Grashüpfer kroch, unbeeindruckt von ihrer Anwesenheit, langsam die gegenüberliegende Wand hinauf.
    Sie hob den Kopf und strich ihr Haar von den Schultern. »Neulich habe ich einen Brief von zwei Ärzten bekommen.« Als ihr auffiel, dass Joseph ein besorgtes Gesicht machte, nahm sie seine Hand. »Nein, nein. Es hat nichts mit mir zu tun. Mir geht es gut. Ich kenne einen von ihnen aus dem Club. Er und ein anderer Arzt und ein Spender, der nicht genannt werden will … Sie wollen in Wichita ein Heim für Mädchen gründen, die … nun ja, die schwanger und nicht verheiratet sind. Sie versuchen, einen Vorstand zusammenzustellen.« Josephs Hand lag in ihrer, während sie den Deckenventilator betrachtete, der sich stetig im Kreis drehte. Er war ein geduldiger Zuhörer, was in einem Moment wie diesem, in dem sie nicht einmal selbst wusste, worauf sie hinauswollte, eine große Hilfe war. »Sie hätten gern eine Frau im Vorstand. Es geht vor allem darum, Spenden aufzutreiben.« Sie lächelte. »Sie haben geschrieben, dass sie eine Frau mit gutem Ruf suchen und sich deshalb an mich gewandt haben.«
    Er streckte seine freie Hand aus und drückte das Fleisch an ihrer Hüfte. »Ein guter Ruf«, sagte er.
    Sie tat so, als würde sie mit der Handfläche ihre kurzen Locken bauschen.
    »Sie haben nur dich angeschrieben?«
    »Das weiß ich nicht. Beim Brunch hat niemand etwas davon erwähnt. Andererseits sind ledige Mütter kein sonderlich beliebtes Thema.«
    Er trommelte mit seinen Fingern auf ihren Oberschenkel. Obwohl er reinlich war und sich energisch abschrubbte, wenn er von der Arbeit nach Hause kam, hatten seine Fingernägel schwarze Ränder. Öl von den Motoren.
    »Willst du es machen?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht.« Sie starrte auf den Ventilator. Die Aufgabe würde viel Einsatz verlangen. Andererseits würde Greta im nächsten Jahr aufs College gehen. Schon jetzt verbrachte Cora die meiste Zeit mit Lesen. Howard und seine Frau hatten wieder ein Baby bekommen, aber sie lebten in Houston. Earle und seine Frau hatten noch keine Kinder, aber selbst wenn, sie wohnten nicht in Wichita, sondern in St. Louis. »Ich bin neunundvierzig«, sagte sie. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas anfangen soll, über das ich nicht das Geringste weiß.«
    Er lächelte. »Genauso ist es mir auch gegangen.«
    Sie legte ihre Stirn an seine Schulter. Natürlich. Das hatte sie vergessen. Sie dachte kaum je daran, was er alles verloren hatte, wie er ganz von vorn anfangen musste und mit nichts außer seiner Tochter nach Wichita gezogen war. Er hatte es nicht nur geschafft, er war weitergekommen. Die Prohibition war im Bundesstaat Kansas noch in Kraft, aber es stand ihm frei, zurück nach New York oder an jeden anderen Ort zu gehen und wieder Bier zu brauen. Aber jetzt liebte er die Arbeit an den Flugzeugen, die ständigen Rätsel und Herausforderungen, die jeder Plan beinhaltete. Er wollte nicht wieder brauen, sagte er. Wenn ab morgen Alkohol in Kansas wieder erlaubt war – was eher unwahrscheinlich schien –, würde er vielleicht gelegentlich in eine Bar gehen und ein Bier trinken. Ansonsten würde sich in seinem Leben nichts ändern.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Sein Kopf sank auf die Rückenlehne der Couch, und Staubwolken stiegen auf.
    »Na gut«, sagte sie und fächelte mit der Hand die Luft über seinem Gesicht.
    Die Ärzte wollten das Heim Haus der Barmherzigkeit nennen. Sie fanden, dass der Name vage genug war, um potenzielle Spender anzusprechen, und keine Hinweise auf die Zielgruppe lieferte. Und sie hatten schon ein Haus – der Nachlass einer Frau, die ihre Pläne gekannt hatte. Es

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