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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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Freund sagt, dass sie nichts anderes tut, als abends mit diesem Danny Aikman um die Häuser zu ziehen. Die beiden scheinen ein tolles Pärchen zu sein.«
    »Ist das ihr … ist das der Mann, mit dem sie zusammen war?«
    Er lächelte. »Nein, Mutter. Erinnerst du dich nicht mehr an Danny Aikman aus dem Club? Er ist Wichitas berühmtester …« Hier brach Earle ab und machte eine flatternde Handbewegung.
    Cora schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Er ist eine Tunte.« Seine Wangen röteten sich leicht. »Er ist einer von denen. Ein Schwuler.« Er sah sie ungeduldig an. »Er zieht Männer Frauen vor, Mutter.«
    »Oh!« Ihr Sohn sah sie an, als wäre sie schwer von Begriff. Er hatte wirklich keine Ahnung. Sein eigener Vater. Manchmal fragte sie sich, ob einer von den Jungs oder alle beide etwas argwöhnten oder ahnten. Aber Earle wusste offensichtlich immer noch nichts. Howard vermutlich auch nicht.
    »Tut mir leid, Mutter. Ich wollte nicht vulgär sein.«
    Cora schüttelte ungehalten den Kopf. »Das weißt du über ihn? Es ist allgemein bekannt?« Sie versuchte nach wie vor abzuschätzen, was die Leute über Alan und Raymond denken würden, wenn sie Bescheid wüssten. Vielleicht änderten sich sogar in Wichita die Zeiten. All die jungen Leute, die alles ganz anders sahen … Dieser Danny musste Kränkungen hinnehmen, aber seine Eigenheit war bekannt und wurde anscheinend toleriert. Das war an und für sich schon überraschend.
    »Na ja, ich weiß nicht, dass er Männer bevorzugt. Aber ich weiß, dass er einmal auf der Douglas Avenue verhaftet worden ist, weil er wie eine Frau gekleidet war.«
    Coras Augen weiteten sich. »Er hatte ein Kleid an?«
    »Nein. Ein geblümtes Hemd.«
    »Dafür ist er verhaftet worden?«
    »Ja, schon. Jeder weiß, was mit ihm los ist. Sie belangen ihn, wofür sie können.«
    Sie musste den Blick abwenden – Earle lachte leise, und sie konnte kaum das Entsetzen in ihren Augen unterdrücken. Alan würde nie im Leben ein geblümtes Hemd tragen, aber er und Raymond würden auch heute noch einen hohen Preis zahlen, sollte ihr Verhältnis je entdeckt werden. Sie wollte gern glauben, dass Howard und Earle zu ihrem Vater halten würden, aber wie würde ihnen dabei zumute sein! Sie konnte nur hoffen, dass Alan nie gehört hatte, wie seine Söhne Witze über Schwule und Tunten rissen. Falls es so war, hatte er stumm gelitten.
    Und jetzt hatte er ihrem Sohn gesagt, dass er in den Krieg gehen durfte, dass er seine Entscheidung respektierte.
    Earle, der wieder ernst geworden war, drehte sich zu ihr um. Jetzt versuchte er nicht mehr, sie auf andere Gedanken zu bringen.
    »Ich weiß, dass du über meine Entscheidung nicht glücklich bist.« Wieder nahm er ihre Hand. »Ich weiß, dass du dir Sorgen machen wirst, und daran kann ich dich nicht hindern. Aber ich muss es einfach machen. Und dieses Gefühl von Verantwortung habe ich aufgrund der Art und Weise, wie ihr mich erzogen habt. Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn ich mit dem Wissen gehen könnte, dass ich deine Unterstützung habe. Dein Verständnis. Von Vater habe ich beides bekommen und von Beth und den Kindern auch. Aber ich hätte es gern von dir.« Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Ich will nicht melodramatisch werden, aber ich glaube, ich hätte gern deinen Segen.«
    Sie nickte. Mehr war ihr im ersten Moment nicht möglich. Sie fand immer noch, dass er nicht gehen sollte. Er war Vater und Ehemann und ihr Sohn. Aber sie wusste, was noch mehr als das zählte, was Alan gleich verstanden hatte. Sie drückte seine Hand, bis sie wieder sprechen konnte. »Den hast du schon.« Wieder verschwamm alles vor ihren Augen, aber sie versuchte ihn anzuschauen, ihren Sohn. »Du hast ihn immer gehabt, Earle. Und du wirst ihn immer haben, ganz gleich, was du tust.«
    Das Haus der Brooks war immer noch das größte in der Straße, und aus der Ferne schien es in gutem Zustand zu sein. Das Grau der Hausmauern war mit frischer gelber Farbe übermalt worden, und alle Fenster glänzten sauber und klar in der Sonne. Die Fliederbüsche beim Tor waren gestutzt, und nur einige wenige goldene Blätter lagen auf dem Rasen verstreut. Aber als Cora näher kam, fiel ihr ein, was Myra vor all den Jahren über die Bücher ihres Mannes gesagt hatte, die mit ihrem Gewicht das Fundament einsinken ließen. Als Cora direkt vor dem Haus stand, sah sie, dass der befürchtete Schaden eingetreten war: Trotz des frischen Anstriches ähnelte das Haus, dessen Veranda auf

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