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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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insbesondere in der Stummfilmzeit mit ihrer übertriebenen Mimik und Gestik. Aber als Louise jetzt leibhaftig im Flur nur wenige Schritte von ihr entfernt stand, hätte Cora einen Zwischentitel brauchen können, der einen Hinweis auf Louises Gedanken lieferte.
    Louise warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Von jetzt an fünfzehn Minuten?«
    »Von dem Moment an, in dem du mir einen Sitzplatz anbietest.«
    Louises Zimmer hatte eine schräge Wand, die auf einer Seite bis auf den Boden reichte und dem Raum die Form eines Dreieckes gab. Das Einzelbett nahm den größten Teil des begrenzten Platzes ein, wo ein Erwachsener mit etwas Glück aufrecht stehen konnte. Und es war fast genauso dunkel wie im Flur. Vor beiden Fenstern waren die Jalousien heruntergelassen und schlossen den schönen Nachmittag aus. Es gab eine Tischlampe, aber über dem Schirm hing ein Tuch und dämpfte das Licht der Glühbirne. Und das Zimmer war gelinde gesagt spartanisch eingerichtet: ein Bett, ein Perserteppich, eine Kommode und ein Nachttisch, auf dem die Lampe stand. Neben dem Bett thronte auf einem Stapel Bücher eine Schale mit roten Äpfeln, und unter der Kommode stand ein Paar hochhackiger schwarzer Schuhe. Andere persönliche Dinge waren nicht zu sehen. Wenn dies das Zimmer in ihrer Kindheit gewesen war, hatte Louise es offenbar von jedem mädchenhaften Krimskrams befreit.
    Es gab keine Sitzgelegenheiten außer dem Bett, das ungemacht war. Am Bettende waren etliche Kissen aufgestapelt, und auf der zerknüllten Decke lag ein aufgeschlagenes Buch. Das Bett war eindeutig Louises Platz. Aber der Teppich sah weich und ziemlich dick aus, deshalb hielt sich Cora am Bettpfosten fest und ließ sich auf den Boden sinken. Louise wirkte ein wenig erstaunt – entweder weil Cora so etwas machte oder weil sie es überhaupt konnte. Aber schließlich kannte sie Cora nur aus den Zeiten, als sie noch ein Korsett trug und Hilfe und Zeit gebraucht hätte, um sich auf den Fußboden zu setzen. Heute trug Cora ein tailliertes Baumwollkleid mit Gürtel und darunter nur Unterwäsche. Obwohl sie zwanzig Jahre älter geworden war, wirkte sie wahrscheinlich überraschend gelenkig.
    Louise sah erneut auf die Uhr. »Ab jetzt«, verkündete sie. Sie legte die Pralinenschachtel auf den Nachttisch und setzte sich aufs Bett, den Rücken an die Kissen gelehnt, die Beine in der schwarzen Hose ausgestreckt und die blassen, nackten Knöchel überkreuzt. Nun, da sie neben der Lampe saß, erkannte Cora, was Earles Freund gemeint hatte. Louise sah älter aus, als sie war, mit Falten um Mund und Augen. Ihre Nasenspitze war leicht gerötet, und auf ihrer Wange war ein Äderchen geplatzt. Aber die Augen waren unverändert groß und faszinierend. Sie sah Cora ungeduldig an.
    Cora streckte ihre Beine aus und schlug sie übereinander. Sie erwartete nicht, dass Louise höfliche Konversation machte und sich nach Joseph, Greta, den Jungs oder Alan erkundigte. Sie würde Louise nicht mit ihren Sorgen um Earle belasten. Louise war eindeutig in der Defensive und außerstande, an etwas anderes als ihren eigenen Kummer zu denken. Es würde ein ziemlich einseitiges Gespräch werden, die Art Gespräch, die Cora auch im Haus der Güte häufig führte.
    »Deine Mutter sieht ziemlich elend aus«, sagte Cora. Es war vermutlich kein guter Anfang, aber sie hatte nicht viel Zeit.
    »Ihr ist auch elend zumute.« Louise begutachtete ihre Hände. »Ich glaube, sie liegt im Sterben. Lungenemphysem. Dabei hat sie nicht einmal geraucht – bei ihr ist es erblich bedingt. Was bedeutet, dass ich es auch bekommen werde.« Sie sah Cora verdrossen an. »Wollen Sie mir etwa sagen, dass ich mich um sie kümmern soll? Ist das Ihre heutige Mission?«
    »Nein«, sagte Cora. Eine weitere ungerechte Anschuldigung, aber wahrscheinlich durfte sie es nicht persönlich nehmen. Louise hatte getrunken. Sie war nicht betrunken, aber ihre Sprache war ein wenig verschliffen, und Cora nahm denselben Geruch in ihrem Atem wahr wie damals vor all den Jahren, als sie mit Floyd Smithers nach Hause gekommen war. Gin. Mittlerweile kannte Cora den Geruch. Es war das Zeug, das sie bei Earles Hochzeit in die Bowle gegeben hatten.
    »Umso besser.« Louise hob das Kinn. »Glauben Sie mir, Mutter hat schon massenhaft Freunde, die ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen.«
    »Ja«, sagte Cora. »Ich habe sie unten mit Zana gesehen.«
    »Ah, die beste Freundin von allen.« Louise starrte finster zur Tür. »Zana. Jedes Mal, wenn sie mich sieht,

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