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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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konnte nichts dagegen tun.
    »Bedienen Sie sich.« Louise steckte sich einen Lolli in den Mund, sodass nur noch der Zahnstocher zwischen ihren feuchten Lippen zu sehen war, und schloss mit offenkundigem Behagen die Augen.

6
    Cora hatte den Vergleich mit dem Konfekt zum ersten Mal in der Sonntagsschule gehört, als sie noch zu jung war, um die Bedeutung zu verstehen. Die Kirche außerhalb von McPherson hatte nur ein Klassenzimmer, und weil die Jungen an jenem Sonntag in die Sakristei geschickt worden waren, um dort ihre eigene Lektion zu erhalten, gab es keine Möglichkeit, die Mädchen nach Altersgruppen zu trennen. Vielleicht aber war man einfach nur der Meinung gewesen, dass auch die Jüngeren lieber früher als später etwas über ausgewickelte Süßigkeiten lernen sollten. Cora, die damals ungefähr sieben war, verwirrte diese Lektion so sehr, dass sie am selben Abend, als sie zu Bett gebracht wurde, Mutter Kaufmann fragte, was das bedeutete.
    »Ach du meine Güte«, sagte die und riss einen Moment lang ihre kleinen blauen Augen auf, ehe sie den Blick abwandte. »Bringt man euch das jetzt schon bei?« In Coras Zimmer war es fast dunkel, weil die Kerze weit weg vom Bett stand, aber selbst in dem schwachen, flackernden Licht, das sich in dem Spiegel über ihrer Kommode brach, konnte sie sehen, dass Mutter Kaufmann verlegen war und leicht errötete. Sie strich den Saum des Baumwollquilts unter Coras Kinn glatt und sah sie wieder an. »Es heißt, dass Mädchen sich für die Ehe aufsparen sollen, mehr nicht.«
    Cora wollte Mutter Kaufmann und auch sich selbst nicht durch weitere Fragen noch mehr in Verlegenheit bringen, aber in dieser Nacht blieb sie lange wach. Was Mutter Kaufmann gesagt hatte, verwirrte sie noch mehr. Wie konnte man sich für die Ehe aufsparen? Wie konnte man verbraucht werden? Sollte das heißen, dass man starb, wenn man verbraucht war? Wenn nicht, was dann? Konnten andere Leute erkennen, dass man verbraucht war? Woran? Wichtiger noch, wie konnte Cora verhindern, dass ihr so etwas passierte? Denn ihr war klar, dass es wichtig war, sich aufzusparen. Die Lektion über das Konfekt war ziemlich düster gewesen und eindringlicher präsentiert worden als die üblichen Sonntagslektionen, wenn Mädchen und Jungs zusammen Unterricht hatten. Und die anderen Mädchen schienen alle aufmerksamer gelauscht zu haben als sonst, wenn es um Nächstenliebe und dergleichen ging. Aber das besagte nicht viel, fand Cora. Weder die Mädchen noch die Jungen schienen diese Lektionen ernst zu nehmen. Denn es waren dieselben Mädchen und Jungen, mit denen Cora zur Schule ging, und obwohl Cora ihre Nächste war, gaben sie nicht vor, sie zu lieben. Sie behandelten Cora nicht so, wie sie von ihr behandelt werden wollten.
    An den Wochentagen war sie eines von vierzehn Kindern im Alter von sechs bis fünfzehn, neun Mädchen und fünf Jungen, alle in einem Klassenzimmer, mit einer Lehrerin und einem Ofen und nicht genug Büchern oder Schiefertafeln. In vielerlei Hinsicht unterschied sich Cora nicht von den anderen. Sie alle hatten schulfrei, wenn gesät wurde, und dann wieder zur Erntezeit. Sie alle hatten schon frühmorgens im Haushalt und auf der Farm bestimmte Aufgaben zu erledigen und bemühten sich, nicht an ihren Schultischen einzuschlafen. Alle Mütter nähten für ihre Töchter zu jedem Schulanfang ein neues Kleid, nicht besser oder schlechter als das neue Kleid, das Mutter Kaufmann jedes Jahr für Cora nähte. Sie hatten denselben Schulweg. Und trotzdem wollte keines der anderen Kinder mit Cora gehen. Ein älteres Mädchen nannte Cora schließlich den Grund, obwohl es sie zu bekümmern schien, dass sie diejenige war, die die schlechte Nachricht überbringen musste. Es war ganz einfach, hatte das Mädchen gesagt: Ihre Eltern wussten, dass Cora mit dem Zug gekommen war und dass sie aus New York City stammte. Wahrscheinlich waren Coras Eltern nicht verheiratet – ihre Mutter könnte eine Prostituierte oder eine Schwachsinnige oder eine Trinkerin gewesen sein. Oder jemand, der mit dem Schiff in die Vereinigten Staaten gekommen war – immerhin hatte Cora dunkle Haare und dunkle Augen. Aus welchem Grund auch immer, ihre Eltern hatten sie hergeben müssen, und sie hatte wahrscheinlich schlechtes Blut.
    Die Lehrerin, die selbst kaum älter als ein Schulmädchen war, die »Is’ unwichtig«, sagte, wenn jemand eine Frage stellte, die sie nicht beantworten konnte, schien Cora trotzdem gernzuhaben. Sie sagte zu Cora, dass sie ein

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