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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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obwohl sie den mit Blumen verzierten Hut und das schicke Kleid mit dem schmalen Rock trug, das Alan für sie gekauft und ihr zu den Lindquists geschickt hatte. Allein die Tatsache, dass er ihr für das Essen etwas zum Anziehen gekauft hatte, legte nahe, dass seine Eltern sie sorgfältig beobachten würden. Sie fand ein Buch über Tischsitten und lernte jede Anweisung auswendig, besorgt, dass man ihr sonst sofort die Provinzlerin ansehen würde, die sie war.
    Aber zu ihrer Überraschung wurde sie warmherzig aufgenommen. Alans Eltern und seine hübsche Schwester schienen von jedem eingeübten Satz, der über ihre Lippen kam, hingerissen zu sein. Seine Mutter, eine große Frau mit Alans Augen, verkündete, dass Cora genauso liebenswert und intelligent war, wie ihr Sohn sie beschrieben hatte. Alans Vater stieß lächelnd auf Coras »natürlichen Liebreiz« an. Nach dem Essen nahm Alans Mutter ihre Hand und sagte, dass sie wisse, welch furchtbaren Verlust Cora durch den Tod ihrer Eltern erlitten habe, und dass sie hoffe, Alans Familie könne ihr ein wenig Trost schenken. Cora war ergriffen über die echte Güte, die sie auf dem Gesicht der Frau sah – es gab nicht das geringste Anzeichen der Verachtung oder des Spotts, den sie gefürchtet hatte.
    Später erzählte Alan ihr, dass er seinen Eltern alles über Coras Fall und auch ihre Fahrt mit dem Zug erzählt hatte. Sie habe das aufrichtige Mitgefühl seiner Familie, sagte er. Aber es gab einen Grund, warum ihr Leben, bevor sie von den Kaufmanns aufgenommen worden war, in seinem Elternhaus nicht erwähnt worden war. Seine Eltern waren der Überzeugung, dass es für Cora und jeden anderen – auch für Alan, der so viel Zeit mit Cora verbrachte – am besten sei, wenn ihre Herkunft nicht in der Öffentlichkeit diskutiert wurde. Was sie anging, war Cora eine nette, junge Frau, die auf einer Farm in der Nähe von McPherson aufgewachsen war, und mehr musste niemand wissen.
    Cora stimmte bereitwillig zu. Sie konnte einen Neuanfang dringend brauchen. Niemand in Wichita musste wissen, dass sie mit dem Zug gekommen war, dass sie jemals Cora X gewesen war. Und falls Mrs. Lindquist recht behielt und Coras größter Wunsch in Erfüllung ging, würde sie bald Mrs. Cora Kaufmann Carlisle sein, und nur auf diesen Namen würde es ankommen. Sie würde Alans Frau und Teil seiner Familie sein, und sie würde das Glück, als das sie seine überraschende und unerklärliche Liebe zu ihr empfand, mit offenen Armen aufnehmen, genauso, wie sie es damals vor all den Jahren bei den Kaufmanns gemacht hatte.

Teil 2
    Nein, nein, er wollte nicht,
dass May diese Art Unschuld behielt,
die den Geist gegen Ideen und das Herz gegen
Erfahrungen verschloss …
    Edith Wharton, Zeit der Unschuld

7
    Das Taxi war gerade wieder losgefahren, und sie standen noch auf der Sechsundachtzigsten Straße, als Louise schon ihre Reisetasche abstellte, beide Arme in die Luft streckte und verkündete: »Ich liebe New York City! Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe!«
    Sie ließ ihre Arme wieder sinken und betrachtete die Straße, die hupende, stockende Parade von Autos, deren Scheinwerfer im Dämmerlicht hell strahlten. Mit leuchtenden Augen drehte sie sich zu Cora um. »Ich habe es immer gewusst, mein ganzes Leben. Hier gehöre ich her!«
    Cora brachte ein Lächeln zustande, obwohl sie ziemlich erledigt war. In dieser Stimmung war Louise, seit sie die Bahnhofshalle der Grand Central Station betreten hatten. Obwohl sie von einer dichten Menschenmenge umringt waren, viele Leute fremde Sprachen sprachen und die dunkle Kleidung von Ausländern trugen, einige rauchten, andere husteten und alle sie mit ihrem Atem streiften, sagte Louise, dass sie sich fühlte, als wäre sie im Reich ihrer Träume gelandet. Cora hatte nur zustimmend genickt, während sie sich in der Bahnhofshalle umsah und die blaue Gewölbedecke und die breiten Ausgänge auf allen Seiten betrachtete. Es war ein eindrucksvolles Gebäude, heller als der Bahnhof in Wichita und groß genug, um diesen als Ganzes zu schlucken. Aber falls sie schon einmal hier gewesen war, falls der Zug, in den sie mit den anderen Kindern eingestiegen war, von diesem Bahnhof abgefahren war, dann konnte sie sich daran nicht mehr erinnern. Nichts wirkte vertraut. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn sie mehr Zeit gehabt hätte, sich umzusehen. Aber sowie Louise den Ausgang zur Zweiundvierzigsten Straße entdeckte, eilte sie dorthin und verkündete, dass sie es nicht

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