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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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darauf zu achten. Während Louise den Empfang bestätigte, wischte er sich mit seinem Arm den Schweiß von der Stirn.
    Louise gab ihm das Geld und bedankte sich. Sie schien ihn länger als nötig anzuschauen. Du meine Güte, dachte Cora. Macht dieses Mädchen denn überhaupt keinen Unterschied? War es wirklich so erstrebenswert, von jedem Mann bemerkt und begehrt zu werden?
    Louise gab ihm den Block zurück.
    »Wollen Sie einen Schluck Wasser?«, fragte sie.
    Schweigen. Vom dunklen Schlafzimmer aus beobachtete Cora, wie das Mädchen eine Hand an den Mund hielt und so tat, als würde es trinken. Jetzt kam eine Antwort von den Männern. Louise ging in die Küche und suchte in den Schränken nach Bechern. Cora wich in die Dunkelheit zurück und hörte, wie Louise den Wasserhahn aufdrehte. Gleich darauf fragte sie die beiden, ob sie noch mehr wollten, und anscheinend fiel die Antwort positiv aus, denn der ganze Prozess wiederholte sich, bevor die Männer sich verabschiedeten.
    Auch nachdem sie draußen waren und hinter ihnen die Tür geschlossen und abgesperrt worden war, hing ihr Schweißgeruch in der Luft. Cora ging, eine Hand über Mund und Nase gelegt, durch die Küche und wäre beinahe mit Louise zusammengestoßen, die gerade die zwei leeren Becher in die Spüle stellte. Cora nahm die Hand vom Mund und sah in die dunklen Augen des Mädchens. War sie immer noch wütend? Würde sie sich feindselig verhalten? Einen neuen Streit vom Zaun brechen?
    »Ihr Haar«, sagte Louise. »Es ist lockig.« Ihre Stimme und ihr Gesichtsausdruck waren neutral. Falls sie immer noch verärgert war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Das wusste ich nicht. Sieht hübsch aus.«
    Cora lächelte kurz und strich sich die Schläfenlocken hinter die Ohren. Das sagte Alan auch immer. »Danke. Und es war lieb von dir, den Männern etwas zu trinken anzubieten.«
    Das war es wirklich. Tatsächlich war Cora verlegen, sogar beschämt, weil sie nicht selbst daran gedacht hätte. Dass die Männer durstig sein könnten, war ihr gar nicht eingefallen. Aber das musste Louise nicht wissen.
    Ein Baby, vielleicht in dem Zimmer direkt über ihnen, fing an zu quengeln und zu schreien. Louise wirkte ruhig, aber auf eine neue Art und Weise distanziert und sah ihr nicht in die Augen.
    »Ich ziehe mich jetzt um und gehe zu Bett.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf ihren Koffer. »Den packe ich morgen früh aus.« Sie warf Cora ein flüchtiges Lächeln zu. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Liebes.«
    Cora setzte sich im Vorderzimmer an den Tisch. Sie wollte Louise etwas Privatsphäre zugestehen, ein wenig Zeit für sich selbst. Und sie hatte das vertraute Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben und nicht zu wissen, was es war. Sie warf einen Blick auf die Koffer. Louise hatte auch einen Indestructo. Erste Sahne. Sicher gelandet lautete das Motto des Herstellers. Und es war wirklich erstaunlich, dass die Koffer sicher gelandet waren, alle beide, nachdem sie auf ihrer langen Reise und auf dem Weg durch diese Riesenstadt durch so viele Hände gegangen waren und so leicht hätten beschädigt werden oder verloren gehen können. Alles Mögliche hätte ihnen zustoßen können. Und doch waren sie hier, heil und unversehrt.
    Am nächsten Morgen frühstückten sie in der Imbissbude auf der anderen Straßenseite, wo der junge Mann hinter der Theke ihnen versicherte, dass die Zweiundsiebzigste Straße und der Broadway nur eine Meile entfernt waren. Er sagte, sie sollten lieber zu Fuß gehen; in der U-Bahn wäre es zu dieser Jahreszeit drückend heiß, und die Straßenbahnen wären ständig überfüllt. Er nahm den Bleistift, der hinter seinem Ohr steckte, und zeichnete einen Plan auf eine Papierserviette.
    »Woher kommen Sie? Ich hab gedacht, dass ich jeden Akzent auf der Welt kenne.« Er sah Louise an, während er einem Gast Kaffee nachschenkte.
    »Kansas«, antwortete Louise und löffelte Zucker in ihren Kaffeebecher.
    »K-ä-ä-än-sas?« Er trat zurück und legte eine Hand auf seine Brust, als hätte sie etwas Komisches gesagt. »Direkt von der Fa-a-am?« Ein paar Gäste an der Theke schmunzelten. Cora lächelte höflich.
    Louises Blick wurde kühl. »So klinge ich nicht«, sagte sie.
    Er nahm einen Löffel, schleuderte ihn in die Luft, fing ihn auf und warf ihr ein freundliches Lächeln zu. »Tut mir leid, Schönheit, aber genau so klingen Sie.«
    Auf dem Weg nach draußen versuchte Cora, Louise zu trösten. »Er wollte bloß flirten«, sagte sie und rückte ihren

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