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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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Profession nachging, wenn alle anderen genauso angezogen waren?
    Sie drehte sich wieder zu Louise. »Selbst wenn es heutzutage eher üblich ist, sich zu schminken, finde ich trotzdem, dass es billig aussieht«, sagte sie mit gesenkter Stimme. »Und mit dieser Meinung stehe ich nicht allein da.«
    »Sie haben doch gerade gesagt, dass sie elegant …«
    »Mit elegant meinte ich wohlhabend. Aber ob wohlhabend oder nicht, eine Frau, die sich zu stark schminkt, sieht aus, als wäre sie verzweifelt. Das weiß jeder. Eine Frau, die Rouge benutzt, kann sich genauso gut gleich ein Schild umhängen, auf dem steht: ›Hallo! Ich gebe mir wirklich Mühe, attraktiv zu sein.‹«
    »Was ist so schlimm daran, wenn man gern hübsch aussehen möchte?«
    »Darum geht es nicht, Louise. Du bist bildhübsch, ein Mädchen mit frischem, jungem Gesicht, das nach Wasser und Seife aussieht. Du bist hübscher als alle anderen hier.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich meine die Schminke. Frauen, die so viel Schminke auflegen, wirken einfach …«, sie spähte nach links und rechts, »… als wären sie zu haben.«
    »Und was ist falsch daran?«
    Cora wandte den Blick ab. Sie würde sich nicht schon wieder auf eine alberne Diskussion über eine derart offenkundige Sache einlassen. Louise machte es einfach Spaß, mit anderen zu streiten und jede Antwort wie einen Spielball zurückzuschleudern. Cora wünschte, sie könnte mit dem Mädchen ins Waisenhaus gehen und sie mit Schwester Delores konfrontieren, um zu sehen, wer das letzte Wort behielt. Sie glaubte nicht, dass Louise mehr erreichen würde als sie selbst, aber allein die Vorstellung, diese beiden Kräfte aufeinanderprallen zu sehen, war faszinierend.
    »Ich wünschte, wir hätten bessere Plätze«, bemerkte Louise.
    Cora drehte sich dankbar zu ihr um. Ein großartiges Friedensangebot war es nicht, aber das Mädchen hatte immerhin versucht, ein unverfängliches Thema anzuschneiden.
    »Ich auch. Mir tut schon der Nacken weh, weil ich ständig versuche, um den Pfeiler herum zu schauen. Von jetzt an besorgen wir uns früher Karten.« Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass die Show an einem Wochentag nahezu ausverkauft sein würde, noch dazu in einem so großen Theater. »Ich habe weiter vorn ein paar leere Plätze gesehen. Vielleicht könnten wir uns dorthin setzen.«
    Louise verzog das Gesicht. »Woher sollen wir wissen, ob der Platz nicht jemandem gehört, der bloß zu spät kommt? Womöglich kommen die Leute, nachdem die Show angefangen hat, und wir müssen gehen. Wie peinlich.« Sie starrte angestrengt in die Menge. »Ich habe eine bessere Idee. Bin gleich wieder da!«
    Schon setzte sie sich in Bewegung. Cora musste sie am Ellbogen festhalten.
    »Wo willst du hin?«
    Louise starrte erzürnt auf Coras Hand, die auf ihrem Ellbogen lag. Cora ließ nicht los.
    »Ich will mit einem der Platzanweiser reden.« Sie senkte ihre Stimme zu einem feindseligen Flüstern. »Stimmt, wahrscheinlich ist es ein Mann, Cora. Aber keiner Ihrer früheren Einwände, warum ich nicht mit Männern reden sollte, hält in diesem Fall stand. Erstens, wir sind weder in Wichita noch von Bewohnern Wichitas umgeben. Wir befinden uns unter Fremden, die meinem Ruf zu Hause nicht schaden können. Zweitens sind wir im überfüllten Foyer eines Theaters, und Sie, meine wachsame Anstandsdame, werden nur ein paar Meter entfernt sein, was einen Angriff auf meine Person einigermaßen erschweren dürfte.«
    Damit wand sie sich aus Coras Griff. »Geben Sie mir drei Minuten!«
    »Ich komme mit.«
    »Nein.« Sie warf einen Blick über die Schulter. »Dann klappt es nicht.«
    Von dort, wo Cora stand, konnte sie die beiden Platzanweiser sehen, positioniert an den zwei Eingangstüren. Sie trugen die gleichen grauen Jacken, weißen Hemden und schwarzen Fliegen. Seltsamerweise waren beide groß und dünn, obwohl der eine kaum älter als Louise schien und der andere mindestens in Coras Alter war. Louise blieb einen Moment stehen und schaute erst den einen, dann den anderen an, bevor sie sich durch die Menge zum älteren der beiden schob. Als sie bei ihm war, verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und wippte leicht auf den Fersen. Cora beobachtete, wie der Mann sich vorbeugte, um sie besser zu verstehen. Sein Gesichtsausdruck war freundlich, aber er schüttelte ablehnend den Kopf. Louise zeigte auf den Zuschauerraum, strich dann mit derselben Hand über ihr Haar und berührte wie zufällig ihre nackte Schulter. Der Mann fuhr sich übers Ohr

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