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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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konnte.
    „Kennst du ihn?" flüsterte sie.
    Die Gräfin trat ebenfalls ganz nahe an den Toten heran. Das Profil des Mannes war deutlich zu sehen. Es war scharfgeschnitten, sehr regelmäßig und wohlgeformt. Nur der Bartwuchs am Kinn störte etwas. Eines der weit aufgerissenen, starren Augen war erfüllt von dem Ausdruck des Entsetzens, als könne es nicht fassen, für immer die Fähigkeit des Schauens verloren zu haben.
    Lady Clarkstone begann plötzlich zu zittern. „Komm, Clarissa, es hat keinen Zweck, daß wir hier herumstehen. Laß uns nach oben gehen."
    Clarissa folgte der Mutter ohne ein Wort des Einwandes. Als die beiden wieder am Frühstückstisch saßen, brachten sie keinen Bissen über die Lippen. Sie lauschten verstört auf die Geräusche, die zeitweilig von draußen hereindrangen. McCormick mußte jeden Moment eintreffen. Als er kam, gab er sich eher zerknirscht als wichtig.
    „Die Wahrheit ist, daß ich einen Wagen gehört habe . . . ganz in der Nähe", bekannte er.
    „Kurz darauf traf ein zweiter Wagen ein. Ich lag schon im Bett und wunderte mich darüber. Ich wollte aufstehen und nach dem Rechten sehen, aber dann sagte ich mir, daß das doch keinen Zweck hat . . .“
    „Sie hörten zwei Wagen?" wunderte sich Clarissa.
    „Der Zusammenhang ist ganz klar", schaltete sich die Gräfin ein. „In dem einen Wagen saß das Opfer, und im anderen der Mörder."
    „Ein entsetzlicher Gedanke!" murmelte Clarissa.
    McCormick blickte auf die Uhr. Er war ein vierschrötiger Mann mit einem biederen Gesichtsausdruck. „Es wird wohl eine Stunde dauern, bevor die Mordkommission hier eintrifft. Haben Sie sich den Toten schon betrachtet?“
    „Ja, es ist ein Fremder, den wir noch nie gesehen haben."
    „Wenn Sie erlauben, laß ich mich jetzt von dem Butler zur Tatstelle führen. Bis die Beamten kommen, kann ich mich ja ein wenig in der Nähe des Tatortes umschauen. Vielleicht finde ich eine Spur."
    „In Ordnung, Konstabler", sagte die Gräfin.
    Nachdem McCormick gegangen war, meinte Clarissa:
    „Wir sollten festzustellen versuchen, ob irgend etwas gestohlen wurde!"
    „Was sollte denn gestohlen worden sein?" fragte die Gräfin verwundert.
    Jetzt war es an Clarissa, Verblüffung zu zeigen.
    „Na, erlaube mal, Mama. Schließlich sind diese Leute doch gewaltsam ins Schloß eingedrungen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das geschah, um sich gegenseitig umzubringen. Nein, da muß es noch einen anderen Grund geben."
    „Ich rufe John, Der soll sich darum kümmern."
    „Warte noch einen Moment. Er ist ja mit McCormick unterwegs."
    Die beiden Clarkstones hingen einige Minuten schweigend ihren Gedanken nach. Dann preßte die Gräfin einen Klingelknopf. Kurz darauf erschien John.
    „Versuchen Sie festzustellen, ob irgend etwas gestohlen worden ist, John."
    „Ich habe mich schon umgeschaut, gnädige Frau, aber ich vermisse nichts."
    „Ist der Safeschlüssel noch in deiner Uhr?" fragte Clarissa.
    Die Gräfin öffnete den Sprungdeckel der kleinen, goldenen Uhr und nickte.
    Clarissa stand auf und schob ein Bild zur Seite.
    „Bitte, sieh nach, ob noch alles an seinem Platz ist."
    Die Gräfin kam der Aufforderung nach. Der Inhalt des Safes war nicht berührt worden.
    „Es ist gut, John. Sie können gehen."
    Der Butler zog sich zurück und die beiden Damen nahmen wieder am Tisch Platz.
    „Es ist zum Heulen!" sagte Clarissa. „Ich habe mich so darauf gefreut, nach London fahren zu können!"
    Die Gräfin konnte sich nicht enthalten, zu sagen:
    „Du hast dich immer beklagt, daß es in Ridden Cross zu langweilig sei und daß nichts geschehe. Diese Meinung wirst du ja wohl inzwischen revidiert haben."
    An dem erstaunten Blick, den Clarissa ihr zuwarf, erkannte die Gräfin, daß sie eine wenig taktvolle und höchst überflüssige Bemerkung gemacht hatte. Sie errötete und entschuldigte sich: „Verzeih, Liebling. Vergiß, was ich eben gesagt habe. Es war sehr töricht. Die ekelhafte Migräne und die Aufregungen des Morgens sind schuld daran, daß ich ein bißchen nervös und reizbar bin."
    „Schon gut, Mama."
    Die Gräfin seufzte. „Man wird unseren guten Namen wieder einmal durch alle Zeitungen zerren. Mysteriöser Mord in einsamem Schloß. Das von Tragik umwitterte Leben der Lady Clarkstone! Aber zunächst steht uns die Invasion der neugierigen Polizeibeamten bevor. Ich wette, daß sie das ganze Schloß auf den Kopf stellen werden. Ein schrecklicher Gedanke."
    „Ich grüble noch immer darüber nach, was der Mörder und

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