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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Birmingham Road abzweigt. Ist das klar?"
    Die Gräfin nickte müde.
    „Ich erwarte, daß Sie pünktlich sind", schloß Berger. „Eine Viertelstunde Verspätung kann Ihr Leben ruinieren . . . und das Ihrer Tochter dazu. Halten Sie sich das bitte vor Augen!"
    Die Schultern der Gräfin sackten nach unten. Alles um sie herum wurde dunkel und konturenlos. Die Schlaftabletten enthoben sie vorübergehend der Aufgabe, mit einer furchtbaren Situation fertig zu werden. Berger ging zur Tür. Er stellte den Mantelkragen hoch und huschte hinaus. Im Kamin knisterten die verglimmenden Holzscheite, und von draußen herein drangen die wütenden Geräusche des nächtlichen Sturmes. Die Uhr auf dem Kaminsims tickte verhalten. Es war zwei Uhr morgens.
     
    *
     
    Die Gräfin erwachte, als der Morgen mit milchiger Weiße durch die Fenster kroch. Einen Moment lag sie wie betäubt; es war ihr noch nie passiert, daß sie im Sessel eingeschlafen war. Ihre Glieder schmerzten und sie spürte, daß sie nicht das Licht, sondern die Kälte geweckt hatte. Das Feuer im Kamin war erloschen. Es war sieben Uhr. Sie stand auf und streckte sich, fröstelnd und darüber nachgrübelnd, warum sie sich nicht rechtzeitig in das Schlafzimmer zurückgezogen hatte.
    Plötzlich stand sie starr, wie vom Schlag gerührt. Erst jetzt fiel ihr ein, was sich inzwischen ereignet hatte. War es tatsächlich geschehen . . . oder war sie nur das Opfer eines phantastischen Traumes geworden?
    Sie wankte zum Fenster und merkte, daß ihre Migräne sich wieder meldete. Schwerlastig hockte der Schmerz hinter der Stirn und hinter den Augen. Sie stieß das Fenster auf und beugte sich hinaus. Sie sah sofort die halboffene Tür neben dem Südturm. Dort, wo einmal das Türschloß gesessen hatte, gähnte ein schwarzes Loch. Die Gräfin zog den Kopf zurück.
    Es stimmte also. Sie befand sich in der Hand eines gemeinen Erpressers, der Berger hieß . . . wenngleich zu vermuten war, daß er diesen Namen erfunden hatte. Berger! Ein Mann in ihrem Alter, schlank und gut aussehend, ein Mann mit einer sympathischen Stimme, die plötzlich Umschlägen und ebenso schneidend wie drohend zu werden vermochte. Ein Erpresser . . .
    Das alles war schlimm genug. Es war phantastisch, daß er hinter jene Irrungen und Wirrungen gekommen war, die der tragische Tod des Earl of Clarkstone für sie im Gefolge gehabt hatte . . . aber es war nicht weniger überwältigend, daß sie mit dem furchtbaren Schmerz, der sie über die Jahre hinweg verfolgt hatte, nicht genug bestraft sein sollte ... sondern daß nun eine weitere Prüfung auf sie wartete, die sich Berger nannte. Die Gräfin dachte an Clarissa. Das Mädchen hatte gestern so keck davon gesprochen, wie unterhaltsam sie die Begegnung mit einem Banditen empfinden würde. Wie wenig wußte sie von dem wirklichen Leben, wie wenig von dem Abschaum der Menschheit, der sich in Berger gleichsam manifestierte!
    Ich muß sie vor Berger schützen, überlegte die Gräfin. In diesem Bemühen darf ich vor nichts zurückschrecken . . .
    Vor nichts?
    War es Clarissa überhaupt wert, daß man ihr dieses Opfer brachte und diesen Schutz angedeihen ließ? War sie denn so rein und unverdorben, daß sie diese Hilfe unbedingt brauchte? War es nicht vielmehr so, daß Clarissa sich am besten allein zu wehren vermochte?
    Aber ich kann ja gar nicht mit ihr sprechen, durchzuckte es die Gräfin schmerzlich. Wenn ich Bergers Besuch erwähne, muß ich auch sagen, was er wollte . . . und was ihn zu diesem Besuch veranlaßte. Nein, Clarissa darf nie erfahren, daß ich durch ein schreckliches Versehen ihren Vater tötete. Sie würde mir nicht glauben. Das Vertrauen, das Clarissa unter der schillernden Oberfläche ihrer leichtsinnigen Art noch immer für mich hegt, wäre für immer zerstört.
    Das darf nicht sein!
    Die Gräfin ging zur Tür, steif und mit schmerzendem Kopf. Sie durchquerte das angrenzende Schlafzimmer und betrat das Bad. Dort zog sie sich aus. Nach dem Duschen fühlte sie sich wohler. Sie legte sich noch eine Stunde ins Bett, Dann stand sie auf und kleidete sich an. Als sie den kleinen Salon betrat, war der Frühstückstisch schon gedeckt. Clarissa saß davor und las in einem Buch. Sie trug die unvermeidlichen langen Hosen, diesmal aus schwarzem Elastikstoff, und eine dazu passende Strickjacke aus weichem, grünen Material.  
    „Hallo, Mama", sagte sie und klappte das Buch zusammen. „Du siehst blaß aus."
    „Guten Morgen, mein Kind", erwiderte die Gräfin und beugte

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