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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zu bringen.«
    »Wenn Sie hier eine Weile wohnen, werden Sie ohnehin von mir und Carl hören. So haben Sie es eben ein bisschen eher erfahren.« Doch im Grunde genommen hatte er gar nichts erfahren. Und sein Interesse an der Geschichte störte ihn. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, knallte Sharon den Deckel auf den Teekessel.
    »In seiner Gegenwart komme ich mir immer wie ein kompletter Idiot vor.«
    »Warum?«
    Heftig riss sie eine Schranktür auf. »Er macht stets korrekte i-Punkte und hat immer einen Regenschirm im Kofferraum seines Wagens«, stieß sie zornig hervor.
    »Das genügt«, meinte Victor, während er ihre hastigen, ruckartigen Bewegungen verfolgte.
    »Und niemals macht er einen Fehler. Er ist immer vernünftig.« Sie stellte laut zwei Becher auf den Tisch. »Hat er mich etwa angeschrien?« Sie fuhr herum und blickte Victor böse an. »Hat er geflucht oder sonst irgendwie die Beherrschung verloren? Der Mann hat eben kein Temperament!«, rief sie voller Wut. »Der kann ja nicht einmal schwitzen!«
    »Haben Sie ihn geliebt?«
    Sekundenlang blickte Sharon ihn ausdruckslos an. Dann seufzte sie bekümmert. »Ja. Ich habe ihn wirklich geliebt. Als wir uns kennenlernten, war ich sechzehn Jahre alt.« Sie ging zum Kühlschrank, während Victor stillschweigend das Gas unter dem Teekessel anstellte, weil sie das in ihrer Erregung vergessen hatte. »Er war so perfekt, so smart, so gewandt. Carl ist der geborene Verkäufer. Er kann über alles sprechen.«
    Schon jetzt war ihm dieser Carl höchst unsympathisch. Auch wenn diese Abneigung ganz und gar unbegründet war. Als Sharon die Keramikschale mit dem Zucker auf den Tisch stellte, schimmerten sekundenlang die weichen blonden Locken im goldenen Sonnenlicht. Victor ertappte sich dabei, wie er ihr fasziniert nachblickte.
    »Ich war verrückt nach ihm«, fuhr Sharon fort, und Victor musste sich zusammenreißen, um sich auf ihre Worte zu konzentrieren. Die geschmeidigen Bewegungen ihres Körpers fesselten ihn. »Als ich achtzehn wurde, machte er mir einen Heiratsantrag. Wir besuchten beide das College, und er hielt eine Verlobungszeit von einem Jahr für schicklich. Alles, was Carl tut, ist schicklich«, fügte sie grimmig hinzu.
    Was für ein gefühlloser Narr, dachte Victor, während er ihre Brüste betrachtete, die sich deutlich unter dem T-Shirt abzeichneten. Verärgert versuchte er, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren. Doch er konnte nichts dagegen unternehmen, dass sein Pulsschlag sich beschleunigte.
    »Ich wollte sofort heiraten, aber wie immer hielt er mir vor, ich sei zu impulsiv. Als ich ihm vorschlug, mit mir zusammenzuziehen, war er schockiert.«
    Geräuschvoll stellte sie die Milch auf den Tisch. »Ich war jung und verliebt, und ich begehrte ihn. Er hielt es für seine Pflicht, meine … niederen Instinkte zu kontrollieren.«
    »Der Mann muss ein Vollidiot sein«, sagte Victor leise. Doch da in diesem Moment der Teekessel zu pfeifen anfing, hatte Sharon seine Worte nicht gehört.
    »Während unserer Verlobungszeit versuchte er, mich umzuerziehen. Und ich bemühte mich, so zu sein, wie er mich haben wollte: würdevoll und vernünftig. Doch es gelang mir nicht.« Betrübt schüttelte Sharon den Kopf, während sie an jenes lange enttäuschende Jahr zurückdachte. »Wenn ich mit ein paar Kommilitonen eine Pizza essen ging, hielt er mir vor, wir müssten jeden Pfennig zur Seite legen. Er hatte bereits ein Auge auf ein kleines Haus am Stadtrand geworfen. Sein Vater war der Meinung, es sei eine gute Geldanlage.«
    »Und Sie fanden es scheußlich«, bemerkte Victor.
    Überrascht drehte Sharon sich zu ihm um. »Ich verabscheute es. Es war das perfekte amerikanische Reihenhaus mit weißer Aluminiumverschalung und einer Hecke drumherum. Als ich Carl sagte, dass ich es in diesem Haus nicht aushalten würde, lachte er und strich mir väterlich übers Haar.«
    »Warum haben Sie sich nicht von ihm getrennt?«, erkundigte sich Victor.
    Sharon warf ihm einen schnellen Blick zu, während sie den Tee in die Becher goss. »Haben Sie schon einmal geliebt?«, fragte sie leise. Da es mehr eine Antwort als eine Frage war, erwiderte Victor nichts darauf. »Wir hatten in diesem Jahr ständig Streit«, fuhr sie fort. »Ich schrieb das den sexuellen Spannungen zu, die das lange Verlobungsjahr mit sich brachte. Er redete mir ein, das würde sich ändern, wenn wir erst einmal verheiratet wären. Und meistens habe ich ihm das auch geglaubt!«
    »Er scheint ja wirklich ein

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