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Das schönste Wort der Welt

Das schönste Wort der Welt

Titel: Das schönste Wort der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Mazzantini
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auf meinem Platz, hinter einem
Schutzwall aus Papierkram und Akten verschanzt. Reglos in der Zäsur, die sich
zwischen mir und meiner Umwelt gebildet hatte, wie ein kleiner Maulwurf tief in
seinem unterirdischen Gang. Als Diego mich abholte, klammerte ich mich an
seinen dünnen Körper. Er gab mir seine Hand, hielt sie in der Wärme seiner
Tasche. Wir blieben vor den Schaufenstern eines Babyausstatters stehen. Ich war
neugierig, albern und ängstlich, ich erforschte diese mir unbekannte Welt von
Kleinigkeiten. Trotzdem wollte ich weg, eine sonderbare Unruhe stieg in mir
auf. Diego führte mich zum Schaufenster einer Imbissbude voller in Öl
angeschwitzter Reisbällchen.
    »Wollen wir
Reiskroketten essen?«
    Schon nach zwei
Bissen drehte sich mir der Magen um, Diego aß für mich mit, den Mund voller
Reis, voller Glück.
    Es war die weiße Zeit
des Wartens, der Träume, die sich in ein langes Wachen dehnen. Wenn ich die
Augen schloss, sah ich die verschwommenen Kreise, die man in der Sonne sieht,
wenn die Strahlen auf den Lidern lasten und sich eine gehörige Mattigkeit
sommerlichen Müßiggangs herabsenkt.
    Dann kam die
Schlange. Sie kroch in ihrer schuppigen Hülle durch dieses Weiß und ließ das
glitschige Glitzern ihrer Bahn hinter sich zurück.
    Einmal gingen wir in
einen Park. Diegos Füße neben meinen auf dem roten Laub, über uns der
blätterbefleckte Himmel, ringsumher der Geruch nach Pflanzenwuchs und
Hundepisse. Es war ein prächtiger Tag. Die Schlange sah nur ich, eine harmlose
Ringelnatter, die mir über den Schuh glitt. Es war schon eigenartig, dass sie
hier war, in diesem hundeschnauzenverseuchten Stadtpark. Es ging ganz schnell,
sie schlüpfte vom Weg ins Grün unter die Büsche.
    »Hast du die
gesehen?«
    Nein, hatte er nicht.
Er beugte sich über den Strauch, hob einen Stock auf und stocherte zwischen den
Zweigen herum, doch umsonst, die Natter war nicht mehr da. Wir ließen die Schlange
hinter uns, und ich tat so, als machte ich mir keine Gedanken mehr über sie.
    Es war der erste
Ultraschall, wir waren in dem kleinen Raum der Arztpraxis im Dunkeln. Das Gel
auf meinem Bauch ließ mich frieren, es hatte die Konsistenz einer unangenehmen
Kriechspur. Der Arzt ließ das Gerät durch diese Nässe gleiten. Ich musste
wieder an die Schlange denken. An dieses widerliche Gewürm, das mir über den
Fuß gekrochen war. Das Gesicht des Arztes war reglos. Er schob den Schallkopf
nach unten, unmittelbar bis an meine Schamhaare. Der Embryo war da, ein
schwarzes Pünktchen im Magma der Gebärmutter, doch der Herzschlag nicht, dieses
weiße Pulsieren fehlte. Dieses Geräusch eines galoppierenden Pferdes, von dem
die Bücher erzählten. Der Arzt sah mich an, fragte mich, ob ich eine vaginale
Sonografie wünschte. Ich nickte, ohne zu wissen, was ich da eigentlich
befürwortete. Ich wusste nur eines, ich wollte das Herz schlagen sehen. Diego war
da, seine Augen wie ein Reh auf dem Sprung, am Bildschirm und am geizigen Mund
des Arztes klebend. Die Sonde drang in meinen Körper, forschte tiefer. Sie kam
wieder heraus, mit Zellophanhülle und Gel, kam heraus wie ein bloßes
medizinisches Gerät, das entnervte, das quälte.
    Es gab keinen
Herzschlag.
    »Vielleicht ist es
noch zu früh«, sagte der Arzt. »Vielleicht haben Sie sich geirrt und die
Empfängnis war später, als Sie dachten.« Er füllte eine Karteikarte aus, sagte,
wir sollten die Untersuchung frühestens in einer Woche wiederholen, und rief
die nächste Patientin auf, eine Frau mit einem dicken Bauch, die mindestens im
siebten Monat war.
    Wir suchten Zuflucht
in einer Bar. Bestellten zwei Tee, zwei Papierschnipsel, die aus einer
Metallkanne ragten. Es roch nach dreckigen Herdplatten und kaltem Bratfett.
Dazu das Getümmel von Jugendlichen, die irgendwas feierten. Diego hatte ein Lächeln
aufgesetzt, das mich trösten sollte, dabei konnte es nicht einmal ihn trösten.
Ein bitterer Blitz fuhr durch seine freundlichen Augen. Er hielt auf dem
schmutzigen Tisch meine Hand, deckte sie mit seiner zu wie mit einem Zelt, als
wollte er all meine Gedanken darunter ersticken.
    »Die Schlange«, sagte
ich. »Diese Scheißschlange.«
    Schnell kippten wir
den schlechten Tee hinunter, der mit dem Wasser der Kaffeemaschine gekocht war
und einen chemischen Nachgeschmack von Spülmittel hatte. Diego stand auf und
kam einen Krapfen kauend wieder, das Kinn voller Puderzucker. Er kitzelte mich,
steckte mir den Teig in den Mund und sagte, ich solle kauen, essen.
    »Es ist alles

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