Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Internet ein Leichtes, an diese Daten heranzukommen.
Bisher hatte mein Vater noch keine Informationen über unsere McClellands aus der alten Familienbibel finden können, doch nun …
»Ich hab ihn«, verkündete mein Vater stolz. »Seit der letzten Aktualisierung sind ein paar neue Kirchenregister dazugekommen, und heute Abend bin ich auf das entscheidende Datum gestoßen: David John McClellands Hochzeit mit Sophia Paterson am 13. Juni 1710 in Kirkcudbright. Ich werde mir den Mikrofilmauszug bestellen, auch wenn ich dadurch wahrscheinlich nicht viel mehr herausfinde. Wenn die schottischen Aufzeichnungen den nordirischen ähnlich sind, erwähnen sie mit ziemlicher Sicherheit weder die Eltern der Braut noch die des Bräutigams, aber man kann ja nie wissen. Ein Rest Hoffnung bleibt immer.«
»Gratuliere, Daddy.« Doch die Vorstellung, dass Sophia Paterson im richtigen Leben vermutlich in eine langweilige Presbyterianer-Familie eingeheiratet hatte, gefiel mir nicht sonderlich.
»Da wäre noch etwas«, erklärte mein Vater. »Und deswegen rufe ich an.«
»Ach.«
»Ja. Das Geburtsjahr der Sophia in deinem neuen Buch soll doch 1689 sein, oder?«
»Genau.«
»Tja, im IGI ist die Taufe einer Sophia Paterson in Kirkcudbright im Dezember 1689 verzeichnet. Was für ein Zufall, nicht wahr? Im Moment kann ich noch nicht beurteilen, ob es sich um unsere Sophia handelt, weil mir keine anderen Daten vorliegen. Wenn wir den Namen ihres Vaters wüssten, könnten wir den mit dem Namen des Vaters im Taufregister vergleichen …«
»James Paterson«, murmelte ich unwillkürlich.
»Stimmt, James«, pflichtete mir mein Vater ein wenig belustigt bei, denn wann immer wir einen männlichen Vorfahren entdeckten, entpuppte er sich als ein John oder James oder seltener David – verbreitete Namen, die die Ahnenforschung erschwerten. In einem Ort lebten damals meist mehrere James McClellands, und wir würden weitere Informationen zu jedem Einzelnen von ihnen überprüfen müssen, um schließlich den richtigen aufzuspüren. »Was wir brauchen könnten«, sagte mein Vater in solchen Fällen für gewöhnlich, »wäre ein Octavius oder vielleicht auch ein Horatio.«
Jetzt fuhr er fort: »Ich hab mich auch noch in eine Internet-Seite über schottische Testamente eingeloggt, aber da waren so viele James Patersons aufgelistet, dass sich der Personenkreis nicht einengen lässt. Außerdem weiß ich nicht, wann er gestorben ist. Und selbst, wenn es mir gelänge, die relevanten Daten herunterzuladen, müsste er David John McClelland etwas vererbt oder eine Tochter Sophia McClelland erwähnt haben, damit wir eine Verbindung herstellen könnten.«
»Du weißt nicht zufällig, ob eins dieser Testamente um 1699 beglaubigt wurde?«, fragte ich, ohne allzu erpicht auf die Antwort zu sein.
»Warum gerade 1699?«, erkundigte er sich.
Meine Sophia hatte Kirsty erzählt, dass ihr Vater an Bord des Schiffs nach Darien gestorben war. Und die ersten schottischen Siedler hatten sich etwa 1699 auf den Weg dorthin gemacht.
»Egal, vergiss es«, sagte ich und versuchte, das Gespräch auf andere Themen zu lenken.
Kurz darauf verabschiedeten wir uns, und ich gönnte mir eine Tasse Kaffee, in der Hoffnung, dass ich meinen Schreibfluss wiederfinden würde.
Aber es funktionierte nicht.
Ich starrte den blinkenden Cursor auf dem Bildschirm an, als mein Vater wenig später noch einmal anrief.
»Was verschweigst du mir?«, fragte er.
»Wie bitte?«
»Ich hab mich noch mal in die Seite mit den schottischen Testamenten eingeloggt und dort Informationen über den Letzten Willen eines James Paterson aus dem Jahr 1699 gefunden, in dem er ein Drittel seines Vermögens seiner Frau Mary hinterlässt und ein zweites zu gleichen Teilen seinen Töchtern Anna und Sophia. Das muss natürlich nicht heißen, dass er in irgendeiner Weise mit unserer Familie in Verbindung steht oder dass seine Sophia diejenige ist, die später David John McClelland heiratete, aber … Wie bist du gerade auf dieses Jahr gekommen?«
Ich räusperte mich. »Und wem hat er das letzte Drittel hinterlassen?«
»Was?«
»Das letzte Drittel seines Vermögens.«
»Einem Freund. Ich weiß nicht mehr … ach, da ist es ja. Einem gewissen John Drummond.«
Ich schwieg.
»Carrie?«, fragte mein Vater. »Bist du noch dran?«
»Ja.« Doch das entsprach nicht ganz den Tatsachen, denn ein Teil von mir war dabei zurückzuschlüpfen zu jener jungen Sophia, die im Haushalt ihres strengen, lieblosen Onkels
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