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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Schweigen falsch. »Das klingt sicher verrückt, aber …«
    »Ich will dich auch nicht teilen.« Nicht ganz die elegante Antwort, die ich mir gewünscht hätte, aber wenige Sekunden später, als wir uns küssten, spielte das keine Rolle mehr.
    Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, lächelte er, so dass seine weißen Zähne zum Vorschein kamen und seine grauen Augen blitzten. »Schreib das doch in dein Buch«, schlug er vor.
    Dann wandte er sich ab, schob beide Hände tief in die Taschen und marschierte fröhlich vor sich hin pfeifend den Pfad hinunter, während ich ihm sprachlos nachschaute.

 
      6  
     
    »Du hast den Verstand verloren«, sagte Kirsty. »Er ist ein gut aussehender Mann. Wenn ich der richtigen Schicht angehören würde, könnte ich mir vorstellen, ihm selber schöne Augen zu machen.«
    »Rory würde das aber nicht gefallen«, stellte Sophia fest. »Außerdem möchtest du doch einen Mann, mit dem du eine Familie gründen kannst. Ich habe nicht das Gefühl, dass Mr. Moray ein ruhiges Leben führt.«
    »Von ihm würde ich mir schon Kinder machen lassen«, erklärte Kirsty und warf lachend den Kopf in den Nacken. »Aber jetzt hör ich lieber auf, sonst bekommst du noch einen falschen Eindruck von mir. Und abgesehen davon hast du recht: Dein Mr. Moray ist wirklich kein Farmer.«
    Kirsty pflückte gerade im Küchengärtlein Minzblätter für Mrs. Grant. Nach den letzten drei Tagen, in denen der Wind an den Fenstern gerüttelt und die Wellen mannshoch gegen die Klippen geschmettert hatte, brachte der heutige Morgen warme Sonne und eine angenehme, leichte Brise.
    »Weißt du, dass er selber Colonel ist?«, fragte Kirsty. »Lieutenant-Colonel im Dienst des französischen Königs. Rory hat mir das erzählt.«
    »Nein, das weiß ich nicht.« Aber seinen Vornamen kannte sie, weil sie gehört hatte, wie der Earl of Erroll ihn nannte: John. Sie fand, dass er zu ihm passte, ein schlichter, männlicher Name: John Moray.
    »Warum willst du nicht mit ihm ausreiten?«
    »Ich habe ihm nur gesagt, dass ich heute Morgen beschäftigt bin.«
    Kirstys Augen blitzten. »Aye, es ist wirklich wichtig, mir beim Minzepflücken zuzuschauen.«
    »Ich muss meine Näharbeit fertig machen.«
    »Wenn du die eine Stunde lang ruhen lässt, geht sicher die Welt unter. Nun erklär mir den wahren Grund.«
    Kirsty konnte sie vermutlich nicht hinters Licht führen. »Ich weiß es selbst nicht«, sagte sie schließlich. »Er macht mir manchmal Angst.«
    »War er denn grob zu dir?«, fragte Kirsty überrascht.
    »Nein, nein. Er benimmt sich immer wie ein Gentleman.«
    »Warum fürchtest du dich dann vor ihm?«
    Sophia konnte ihr nicht erklären, dass nicht der Mann selbst ihr Angst machte, sondern die Wirkung, die er auf sie ausübte. »Ich weiß es nicht«, wiederholte sie.
    »Seine Ängste kriegt man nur in den Griff, wenn man sich ihnen stellt«, behauptete Kirsty und richtete sich auf. »Das sagt meine Mutter immer. Falls Mr. Moray noch einmal fragen sollte, wäre es vielleicht sinnvoll, sich nicht mehr zu zieren.«
    Noch eine Woche zuvor hätte Sophia sie auf einen Plausch mit den Bediensteten in die warme Küche begleitet, doch seit der Ankunft des Earl of Erroll wurde deutlich konzentrierter gearbeitet.
    Deshalb blieb Sophia im Garten und genoss die frische Luft und die Ruhe. Sie schloss einen Moment die Augen, um den Geruch der sonnenwarmen Erde einzuatmen und auf die Vögel zu lauschen, die ihre Nester in Mauernischen bauten, was sie an die Frühlingstage ihrer Kindheit mit den grünen Feldern erinnerte, die sich zum River Dee erstreckten …
    Da packte eine Hand ihren Arm.
    Als sie erschreckt die Augen öffnete, erblickte sie das kantige Gesicht des Gärtners ganz nah bei ihrem. Sie bemühte sich, ihre Angst zu überspielen, doch Billy Wick spürte sie und schien sich darüber zu freuen.
    »Du solltest die Augen offen halten, wenn du in meinem Garten herumspazierst«, warnte er sie mit zischelnder Stimme.
    »Das nächste Mal werde ich daran denken, Mr. Wick«, erwiderte sie so ruhig wie möglich.
    »Aye, mach das. Es wär doch schad, wenn einem hübschen Mädel wie dir was passiert.« Er musterte sie von oben bis unten.
    Sie versuchte, ihren Arm aus seinem Griff zu lösen, doch er hielt sie weiter fest. Da sie wusste, dass es ihm Vergnügen bereitete, wenn sie sich wehrte, sagte sie nur: »Lassen Sie mich los.«
    »Du scheinst ein bisschen wackelig auf den Beinen zu sein«, stellte er mit einem schiefen Grinsen

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