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Das schwarze Blut

Titel: Das schwarze Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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war, einem Planeten, dessen Bewohner sich durch makellose Schönheit und Idealmaße hervortaten – jede Geste, jede Pose eine Woge schimmernder Grazie.
    »Okay. Dieselbe Position wie vorhin. Mit dem Licht stimmt jetzt alles, ja?«Mark fühlte sich zutiefst getroffen. Schon die Stimme des Fotografen, der unsichtbar in den dunklen Kulissen Anweisungen erteilte, erinnerte ihn schmerzlich an seinen Freund. So oft hatte er ihn im Studio besucht … Vincent, der mitsamt seinen tiefsinnigen Kommentaren die Entstehung seiner umflorten Fotos dirigierte; Vincent, der mit schallendem Gelächter eine Bierdose aufriss; Vincent, der aus der Tasche seiner zerknitterten Hose seine schlüpfrigen Fotos zog … Mark hielt den Atem an, um seine Tränen zu unterdrücken, und konzentrierte sich auf Khadidscha.
    Sie stand mit gespreizten Beinen da, die Hände auf den Hüften, wie ein James Bond Girl aus den siebziger Jahren. Sie schien sich gegen den weißen Halo zu stemmen, der sie umgab und ihre Umrisse verschwimmen ließ.
    »Jetzt trittst du einen Schritt vor. Du präsentierst dich im Dreiviertelprofil. Genau. Du lächelst. Mit einem Anflug von Überheblichkeit …«Und Khadidscha lächelte.
Ihr Blick, das Lächeln ihrer hellen Lippen rührten unmittelbar und zielsicher an etwas tief Verborgenes im Wesen desBetrachters, versetzten eine uralte, vergessene Saite in Schwingung – wie eine dieser Bohrsonden, die ins rote Herz der Erde eindringen und dort Einschlüsse fossiler, aber noch pulsierender Flüssigkeiten aufspüren.
    »Super. Jetzt wieder frontal. Das Kreuz leicht durchgedrückt.«Khadidscha gehorchte. Die Einwärtskrümmung ihres Rückens verstärkte sich. Die Bewegung hätte vulgär, aufreizend wirken können – an ihr war sie von ungezwungener Natürlichkeit, als breitete sich ihr Lächeln bis in die äußersten Verzweigungen ihrer Gliedmaßen aus. Mark fühlte sich wie auf glühenden Kohlen: Er wollte nichts anderes als in den Lichtkreis treten, sie bei der Hand nehmen und mit ihr fliehen. Er musste diesen Schatz verbergen, ehe es zu spät war.
    Es ertönte das dumpfe Knacken des Auslösers, auf das unmittelbar der Pfeifton des Blitzlichts folgte, dann das Surren des Kameramotors, der den Film transportierte, eine endlos wiederholte Abfolge – Knacken, Pfeifen, Surren. Ein Dreivierteltakt. Oder eine Totenglocke. Wieder stand ihm der Anblick des toten Vincent vor Augen, und er wandte sich ab. Er konnte sich nicht länger beherrschen. Am Ende seiner Kraft, stand er kurz davor, in Tränen auszubrechen. Oder sich zu übergeben. Oder beides zugleich.
    »Gut so. Wir hören auf!«Mark lehnte an der Wand, vornübergekrümmt, als er plötzlich ein intensives Parfum wahrnahm, eine dichte Mischung aus trockenen Pigmenten und milden Ölen. Er richtete sich auf: Khadidscha stand vor ihm. In ihrem funkelnden Silbergewand war sie unwirklich und sehr gegenwärtig zugleich.
    »Dich hätte ich zuallerletzt hier erwartet.«Sie wirkte nicht überrascht – sicher hatte Marine ihr Bescheid gesagt.
»Ist was Dringendes?«, fuhr sie fort.
»Ich wollte dich übers Wochenende einladen.«
»Nicht möglich.«
Er versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nur eine gequälte Grimasse.
»Ich … ich wollte dir einfach einen Ort zeigen, den ich sehr gern mag. Ist nicht weit von Paris.«
»Wann?«
»Jetzt gleich.«
»Das wird ja immer besser. Der große Schriftsteller kidnappt junge Mädchen.«
Der spöttische Ton schlug ins Sarkastische um. Mark versuchte es mit einer anderen Strategie – mit gekränktem Stolz.
»Hör zu«, sagte er hastig, »es war eben eine spontane Idee. Es fällt mir schwer genug. Wenn du keine Lust hast, lassen wir’s. Überhaupt kein Problem.«
Sie nickte, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Ihre schwarzen Locken umflossen ihr Gesicht.
»Warte auf mich. Ich hole meine Sachen.«
KAPITEL 80
    Mark erinnerte sich noch sehr gut. Ein zum Hotel umgebautes Schlösschen in der Nähe von Orléans, bestehend aus dem Herrenhaus samt Nebengebäuden in einem mehrere Hektar großen Park: In seiner Zeit als Paparazzo hatte er sich oft dort herumgetrieben und Prominenten aufgelauert, denn das Hotel war ein exklusives Refugium für Prominente, die hier in aller Abgeschiedenheit und – zumindest weitgehend – vor indiskreten Blicken geschützt ihre heimlichen Affären auslebten. Er hatte seinerzeit regelmäßig das Personal bestochen und war im Gegenzug informiert worden, wenn »vielversprechende« Paare im Anzug waren.
    Sein unverhofftes Glück

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