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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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sie scheint auch eine Art Anfall gehabt zu haben sodass sie ein neues Medikament ausprobieren wollen Pamizene oder Patizone oder so ähnlich heißt es ich hab’s mir nicht aufgeschrieben Dr. Spiegleman hat vor einer Viertelstunde angerufen ich frage mich ob diese Leute jemals schlafen und gesagt wir müssten sie gegen vier Uhr besuchen können er glaubt dass ihr Zustand sich bis dahin so weit stabilisieren wird dass wir sie besuchen können und ich könnte Sie um drei Uhr abholen wenn Sie nicht schon was anderes …«
    »Drei Uhr wäre gut«, sagt Jack ruhig.
    »… vorhaben oder einen anderen Termin haben das würde ich verstehen aber wenn ich vorbeikommen könnte falls Sie nichts anderes vorhaben wäre ich Ihnen dankbar weil ich nicht allein hinfahren möchte …«
    »Ich erwarte Sie also«, sagt Jack. »Wir fahren mit meinem Pickup.«
    »… dachte ich würde vielleicht von Ty oder seinem Entführer hören der sich vielleicht mit einer Lösegeldforderung melden würde aber die ganze Zeit hat niemand angerufen außer Spiegleman er ist dort oben der Arzt meiner Frau …«
    »Fred, ich werde Ihren Jungen finden.«
    Jack ist entsetzt über diese kühne Behauptung, über die selbstmörderische Zuversicht, die er in seiner Stimme hört, aber sie erfüllt zumindest einen Zweck: Sie lässt Freds Strom unbelebter Worte versiegen. Am anderen Ende der Leitung herrscht erholsames Schweigen.
    Schließlich flüstert Fred mit bebender Stimme: »Oh, Sir. Wenn ich das nur glauben könnte.«
    »Ich möchte, dass Sie’s versuchen«, sagt Jack. »Und vielleicht
können wir auch den Verstand Ihrer Frau wiederfinden, wenn wir schon dabei sind.«
    Vielleicht sind beide am selben Ort zu finden, denkt er, ohne es jedoch zu sagen.
    Vom anderen Ende der Leitung kommen wässrige Laute. Fred hat zu weinen begonnen.
    »Fred.«
    »Ja?«
    »Sie sind um drei Uhr bei mir.«
    »Ja.« Ein gewaltiges Schniefen; ein jammervoller Schrei, der größtenteils unterdrückt wird. Jack kann sich annähernd vorstellen, wie leer Fred Marshall sein Haus in diesem Augenblick vorkommen muss, und selbst diese ungefähre Vorstellung ist schlimm genug.
    »Ich wohne im Norway Valley. Sie fahren an Roy’s Store vorbei, dann über den Tamarack Creek …«
    »Ich weiß, wo das ist.« In Freds Tonfall schwingt leichte Ungeduld mit. Jack ist sehr froh, sie zu hören.
    »Gut. Dann bis später.«
    »Ist gebongt.« Jack hört ein geisterhaftes Echo von Freds Verkäuferfröhlichkeit, das ihm fast das Herz zerreißt.
    »Um wie viel Uhr?«
    »D-drei?« Dann mit marginaler Gewissheit: »Drei.«
    »Richtig. Wir fahren mit meinem Pickup. Auf der Rückfahrt können wir vielleicht in Gertie’s Kitchen eine Kleinigkeit zu Abend essen. Good-bye, Fred.«
    »Good-bye, Sir. Und vielen Dank.«
    Jack legt den Hörer auf. Er starrt die Handschrift seiner Mutter, die er aus dem Gedächtnis reproduziert hat, noch einen Augenblick lang an und fragt sich, wie man so etwas auf Cop-Sprech nennen würde. Autofälschung? Er schnaubt, dann knüllt er den Zettel zusammen und beginnt sich anzuziehen. Er wird ein Glas Saft trinken und dann einen etwa einstündigen Spaziergang machen. Sich all die schlechten Träume aus dem Kopf blasen lassen. Und sich dabei auch den Klang von Fred Marshalls schrecklich leiernder Stimme aus dem Kopf blasen lassen. Nachdem er dann geduscht hat, wird er vielleicht Dale Gilbertson anrufen, um zu fragen, ob es irgendwelche
neuen Entwicklungen gegeben hat. Wenn er sich wirklich für diesen Fall engagieren will, wird er sich mit einem Haufen Papierkram befassen müssen … Er wird die Eltern nochmals befragen wollen … einen Blick in das Altenheim werfen, vor dem der kleine Marshall verschwunden ist …
    Mit dem Kopf voll solcher Gedanken (eigentlich erfreuliche Gedanken, obwohl er das heftig bestritten hätte, wenn jemand diese Vermutung geäußert hätte) stolpert Jack fast über den Karton, der vor seiner Haustür auf der Fußmatte steht. Dort stellt Buck Evitz, der Postbote, Päckchen und Pakete ab, wenn er welche abzustellen hat, aber es ist noch nicht einmal halb sieben, und Buck wird mit seinem kleinen blauen Lieferwagen frühestens in drei Stunden vorbeikommen.
    Jack bückt sich und hebt das Päckchen vorsichtig auf. Es hat die Größe eines Schuhkartons und ist in braunes Papier verpackt, das schlampig zugeschnitten und nicht mit Klebeband, sondern mit großen roten Siegelwachsfladen zugeklebt ist. Außerdem ist es mit einer weißen Schnur gesichert, deren

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