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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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heitere Ruhe zugleich Blutvergießen und Tod ein; Gewalt wütet ungesehen, fortwährend, von allen Aspekten einer schweigenden Landschaft absorbiert, die niemals still steht, sondern mit glazialem Mangel an Eile in Bewegung ist. Der mit Blüten übersäte, nachgiebige Waldboden bedeckt Schicht über Schicht Millionen von verstreuten Knochen: Alles, was hier wächst und gedeiht, wuchert auf Fäulnis. Welten wirbeln innerhalb von Welten, und große, wohl geordnete Universen summen Seite an Seite, wobei jedes seinen ungeahnten Nachbarn unabsichtlich Überfluss und Katastrophen beschert.
    Betrachtet Burny diese Wälder, wird er von etwas in Schwung gebracht, was er in ihnen erblickt? Oder könnte es sein, dass er in Wirklichkeit noch schläft und Carl Bierstone hinter Charles Burnsides seltsamen Augen seine Kapriolen schlägt?
    Füchse in Fuchsbauten, flüstert Burny, Ratten in Rattenlöchern, Hyänen heulen mit leeren Mägen, oho aha dies ist höchst-höchst erfreulich meine Freunde, wie die Kleinen sich mehr und mehr dahinschleppen dahinschleppen dahinschleppen oho auf blutenden Füßchen …
    Wir hauen von hier ab, okay?
    Wir wollen vom hässlichen Mund des alten Burny wegfliegen – uns reicht’s jetzt. Wir wollen frische Luft aufsuchen und nach Norden über die Wälder fliegen. Füchse in Fuchsbauten und Ratten in Rattenlöchern mögen heulen, gewiss, so läuft’s nun mal, aber wir werden im Westen Wisconsins keine verhungernden Hyänen antreffen. Hyänen sind ohnehin immer
hungrig. Mitleid hat mit ihnen auch keiner. Man müsste eine wahrhaft mitfühlende Seele sein, um eine Kreatur zu bemitleiden, die nichts anderes tut, als an der Peripherie anderer Spezies bis zu dem Augenblick herumzulungern, in dem sie grinsend und leise lachend ihre Beutereste plündern kann. Wir hauen ab, gleich durchs Dach.
     
    Östlich des Maxton erstreckt sich der Wald ungefähr ein, zwei Meilen weit, bis eine schmale unbefestigte Straße ihn vom Highway 35 wegkurvend teilt wie ein nachlässiger Scheitel eine dichte Haarmähne. Der Wald zieht sich noch etwa hundert Meter weiter hin und weicht dann einer dreißig Jahre alten Wohnsiedlung, die aus nur zwei Straßen besteht. Die Basketballkörbe, Gartenschaukeln, Dreiräder, Fahrräder und Bobbycars in den Einfahrten der bescheidenen Häuser an der Schubert und der Gale Streets machen einen verwaisten Eindruck. Die Kinder, die sie später benützen werden, liegen noch im Bett und träumen von Zuckerwatte, Hundewelpen, Homeruns, Expeditionen in ferne Länder und anderen köstlichen Unermesslichkeiten; ebenfalls im Schlaf liegen ihre besorgten Eltern, die dazu verurteilt sind, noch besorgter zu werden, wenn sie Wendell Greens Beitrag auf der Titelseite des Herald von heute gelesen haben.
    Etwas erregt unsere Aufmerksamkeit: eine schmale unbefestigte Straße, die von der langen Geraden des Highways 35 in den Wald abbiegt. Sie ist eher ein Fahrweg als eine richtige Straße, und der Eindruck, sie könnte so etwas wie ein Privatweg sein, scheint im Gegensatz zu ihrer offensichtlichen Nutzlosigkeit zu stehen. Der Weg führt in einer Kurve in den Wald hinein und endet nach einer Dreiviertelmeile. Welchen Zweck hat er, wozu dient er? Aus unserer Höhe über der Erde gleicht der Weg einer mit einem harten Bleistift gezogenen schwachen Linie – man braucht praktisch Adleraugen, um ihn überhaupt zu erkennen -, aber irgendwer muss sich beachtliche Mühe gemacht haben, um diese Linie durch den Wald zu ziehen. Bäume mussten gefällt und zersägt, Baumstümpfe gerodet werden. Hätte hieran nur ein einziger Mann gearbeitet, hätte dies Monate angestrengter, schweißtreibender Arbeit erfordert. Das
Ergebnis all dieser übermenschlichen Anstrengung besitzt die bemerkenswerte Eigenschaft, sich zu verbergen , sich dem Blick zu entziehen, sodass es verschwindet, wenn die Aufmerksamkeit abschweift, um dann erneut ausfindig gemacht zu werden. Wir könnten an Zwerge und geheime Zwergenbergwerke, an den Pfad zum versteckten Goldschatz eines Drachen denken – ein so sicher gehüteter Schatz, dass der Zugang durch einen Zauberbann getarnt ist. Nein, Zwergenbergwerke, Drachenschätze und Zauberbanne sind wohl zu kindisch, aber als wir tiefer gehen, um genauer hinzusehen, entdecken wir, dass am Anfang des Weges ein verwittertes Schild mit der Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN steht, was zeigt, dass hier etwas geschützt werden soll, und sei es nur eine Privatsphäre.
    Nachdem uns das Schild aufgefallen ist, betrachten

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