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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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einem Mann ein Bier, unterhält man sich auch ein bisschen …«
    »Sonst vielleicht schon. Aber nicht mit dem. Ich hab mich hingesetzt, einen Krug bestellt und die meiste Zeit das zweifelhafte Vergnügen gehabt, mich selbst denken zu hören. Ich sage: ›Was halten Sie dieses Jahr von den Brewers?‹, und er sagt: ›Die sind wieder Scheiße, genau wie letztes Jahr. Ich kriege abends mit meinem Rah-dio die Cubs rein …«
    »Hat er’s so gesagt? Rah- dio?«
    »Na, jedenfalls ist das nicht die Art, wie ich’s ausspreche, oder? Hast du mich schon mal Rah-dio sagen hören? Ich sage Radio wie jeder normale Mensch. Willst du die Geschichte jetzt hören oder nicht?«
    »Klingt nicht so, als gäb’s da viel zu hören.«
    »Das kannst du laut sagen, Kumpel. Er sagt also: ›Ich krieg abends mit meinem Rah-dio die Cubs rein, und das reicht mir. Als Junge bin ich immer mit meinem Dad ins Wrigley gegangen. ‹« Daher weiß ich, dass er aus Chicago stammt, aber ansonsten … nada .«
    Beim Anblick des verdammten Diebes im Flur im zweiten Stock hat Andy als Erstes an Potter gedacht, aber Mr. George Ich-erzähle-nichts-von-mir Potter ist eine Bohnenstange, ungefähr eins neunzig groß, und hat noch ziemlich dichtes, grau meliertes Haar. Mr. Ein-Pantoffel war kleiner und hat zudem einen Buckel wie eine Kröte gemacht. (Wie eine Giftkröte, das ist der Gedanke, der Andy sofort durch den Kopf schießt.)
    Er ist dort drin, sagt Andy sich. Der gottverdammte Dieb ist in Potters Zimmer, wühlt vielleicht Potters Schubladen durch, sucht ein kleines Geldversteck. Fünfzig oder sechzig im Zehenteil einer Socke zusammengerollt, wie ich’s früher gemacht habe. Oder er stiehlt Potters Radio. Sein gottverdammtes Rah -dio.
    Okay, aber was geht ihn das an? Begegnet man Potter auf dem Flur und wünscht ihm einen guten Morgen oder guten Abend, kriegt man als Antwort nur ein unhöfliches Grunzen. Mit anderen Worten: nada . Sieht man ihm im Lucky’s, hockt er hinter der Musikbox und trinkt allein. Andy vermutet, dass man sich zu ihm setzen könnte und er sich wahrscheinlich einen Krug Bier mit einem teilen würde – so viel hat Irvs kleines Tête à-Tête mit dem Mann bewiesen -, aber was taugt das ohne ein bisschen Unterhaltung dabei? Warum sollte er, Andy Railsback, es riskieren, sich wegen eines alten Muffels, der einem nicht mal ein Ja, Nein oder Vielleicht gönnt, den Zorn irgendeiner Giftkröte im Bademantel zuzuziehen?
    Nun …
    Weil dies sein Heim ist, so miserabel es auch sein mag, darum. Weil man sich nicht einfach abwandte und wegschlurfte, wenn man irgendeinen verrückten alten Scheißer mit nur einem Pantoffel auf der Suche nach verstecktem Bargeld oder einem mühelos mitzunehmenden Rah-dio beobachtete. Weil das schlechte Gefühl, das er beim Anblick des über den Flur huschenden alten Knaben hatte ( bad vibrations, hätten seine Enkel gesagt), wahrscheinlich nur daher kam, dass er Schiss hatte. Weil …
    Auf einmal hat Andy Railsback eine Eingebung, die zwar nicht ganz ins Schwarze trifft, aber der Wahrheit immerhin ziemlich nahe kommt. Könnte dieser Alte nicht doch von der Straße raufgekommen sein? Könnte er einer der alten Kerle aus der Seniorenresidenz Maxton sein? Das Heim ist nicht allzu weit entfernt, und Andy weiß recht gut, dass es gelegentlich vorkommt, dass ein alter Knabe (oder ein altes Mädchen) die Orientierung verliert und aus der Reservation abhaut. Unter normalen Umständen würde ein Ausreißer längst entdeckt und zurückgebracht worden sein, bevor er so weit in Richtung
Innenstadt gelangte – in einem Anstaltsbademantel und mit nur einem Pantoffel wäre er auf der Straße irgendwie schwer zu übersehen -, aber heute Abend ist der Nebel hereingekommen, und die Straßen sind fast menschenleer.
    Sieh dich bloß an!, weist Andy sich zurecht. Halb zu Tode erschrocken vor einem Kerl, der vermutlich zehn Jahre älter ist als du und Erdnussbutter als Gehirn hat. Ist an der unbesetzten Rezeption vorbei reingekommen – keine Chance auf der gottverdammten Welt, dass Fine draußen sitzt; der hockt mit einer Zeitschrift oder einem Pornoheft hinten im Büro -, und jetzt sucht er sein Zimmer im Maxton, probiert alle Türknäufe auf dem gottverdammten Flur aus und weiß nicht besser, wo er ist, als ein Eichhörnchen auf einer Autobahneinfahrt. Potter trinkt wahrscheinlich nebenan ein Bier (zumindest das trifft zu) und hat seine Tür unversperrt gelassen (das, dessen können wir sicher sein, trifft nicht zu).
    Und

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