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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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wären Spaghetti vielleicht die letzte Mahlzeit seines Lebens gewesen.
    Vielleicht ist’s besser, noch abzuwarten.
    Abwarten, was passiert.
     
    Über der Herman Street liegt nur leichter Dunst, aber die Nebelsuppe wird fast sofort dichter, als Dale in Richtung Stadtmitte fährt. Er schaltet sein Standlicht ein, aber das genügt nicht. Dale geht auf Abblendlicht über, dann ruft er Jack an. Er hört die Tonbandnachricht des Anrufbeantworters, legt auf
und ruft bei seinem Onkel Henry an. Und Onkel Henry meldet sich. Im Hintergrund hört Dale eine wummernde, verschwommen klingende Gitarre, zu der eine Stimme unablässig »Gimme back my dog! « knurrt.
    »Ja, er ist hier«, sagt Henry. »Wir befinden uns gerade in der Musikkritikphase unseres Abends. Danach folgt Literatur. Wir haben in Bleak House einen entscheidenden Punkt erreicht – Chesney Wold, der Geisterweg, Mrs. Rouncewell und so weiter -, und wenn dein Anliegen nicht wirklich dringend ist …«
    »Das ist es aber. Gib ihn mir sofort, Onkel.«
    Henry seufzt. »Oui, mon capitaine.«
    Im nächsten Augenblick spricht er mit Jack, der sich natürlich bereit erklärt, sofort zu kommen. Gut so, aber der Polizeichef von French Landing findet trotzdem einige Reaktionen seines Freundes ein wenig verwirrend. Nein, Jack will nicht, dass Dale die Festnahme verschiebe, bis er eingetroffen sei. Sehr rücksichtvoll von ihm, dass er daran gedacht habe, auch sehr rücksichtvoll von Dale, dass er für ihn eine Kevlar-Weste habe (ein Teil der materiellen Aufrüstung, mit der das French Landing Police Department und Tausende von weiteren kleinen Polizeien in den Reaganjahren beglückt wurden), aber Jack glaube, dass Dale und seine Leute George Potter ohne Schwierigkeiten werden verhaften können.
    Tatsächlich scheint Jack Sawyer sich nur wenig für George Potter zu interessieren. Desgleichen für die schrecklichen Fotos, obwohl sie bestimmt echt sein müssen; Railsback hat Johnny Irkenhams gelbes Little-League-Trikot mit dem Aufdruck Kiwanis – ein Detail, das in keiner Pressemitteilung gestanden hat – korrekt identifiziert. Selbst der verhasste Wendell Green hat diese spezielle Tatsache nie rausgekriegt.
    Wonach Jack fragt – nicht nur einmal, sondern mehrmals -, ist der Kerl, den Andy Railsback auf dem Flur gesehen haben will.
    »Blauer Bademantel, nur ein Filzpantoffel, mehr weiß ich nicht!«, muss Dale schließlich zugeben. »Verdammt, Jack, ist das jetzt wichtig? Hör zu, ich kann nicht länger telefonieren.«
    »Ding-dong«, sagt Jack durchaus sachlich und legt auf.
    Dale biegt auf den nebelverhangenen Parkplatz ab. Er sieht
Ernie Therriault und den Biker-Brauer namens Doc, die am Hintereingang stehend miteinander reden. In den treibenden Nebelschwaden sind sie nur schemenhaft zu erkennen.
    Seit seinem Gespräch mit Jack fühlt Dale sich sehr unbehaglich, als gäbe es riesige Hinweise und Wegweiser, die er (als der Dummkopf, der er ist) völlig übersehen hat. Aber welche Hinweise? Um Himmels willen, welche Wegweiser? Und jetzt mischen sich auch leichte Ressentiments in sein Unbehagen. Vielleicht kann ein hochkarätiger Lucas-Davenport-Typ wie Jack Sawyer das Offenkundige einfach nicht glauben. Vielleicht sind Leute wie er grundsätzlich mehr an dem Hund interessiert, der nicht bellt.
    Im Nebel trägt der Schall weit, und als Dale auf halbem Weg zum Hintereingang der Polizeistation ist, hört er unten am Fluss Motorräder anspringen. Drunten in der Nailhouse Row.
    »Dale«, sagt Ernie. Er nickt grüßend, als wäre dies ein Abend wie jeder andere.
    »He, Chief«, wirft Doc ein. Er raucht eine Zigarette ohne Filter, die Dale für eine Pall Mall oder Chesterfield hält. Und das als Arzt, sagt Dale sich. »Wenn ich das mal so salopp sagen darf«, fährt Doc fort, »ist dies ein schöner Abend in unserem Viertel. Finden Sie nicht auch?«
    »Sie haben sie angerufen«, sagt Dale mit einer Kopfbewegung zu den aufheulenden Motorrädern hinüber. Zwei Scheinwerferpaare biegen auf den Parkplatz ein. Am Steuer des ersten Wagens sitzt Tom Lund. Das zweite Fahrzeug ist bestimmt Danny Tchedas Privatwagen. Seine Truppe sammelt sich wieder. Hoffentlich gelingt es ihr diesmal, verheerende Katastrophen zu vermeiden. Das kann er nur hoffen. Diesmal könnte alles auf dem Spiel stehen.
    »Nun, dazu möchte ich keinen direkten Kommentar abgeben«, sagt Doc, »aber ich könnte fragen: Was würden Sie tun, wenn das Ihre Freunde wären?«
    »Nichts verdammt anderes«, sagt Dale und geht

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