Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
des Falotts? Geht irgendwie verloren. Geht verspätet ein. Pech für ihn. Chicago Potsie erhält den Zuschlag. Drei Jahre später kreuzt der Falott dann in French Landing auf, bietet beim Bau von Libertyville mit. Aber damit, dass ich auch hier Sieger geblieben bin, ist alles ehrlich zugegangen. Ich habe keine Beziehungen genutzt. Nachdem der Zuschlag erteilt war, sind wir uns abends zufällig an der Bar im Hotel Nelson begegnet. Und er sagt: ›Du warst dieser Kerl in Chicago.‹ Und ich sage: ›In Chicago gibt’s viele Kerle.‹ Dieser Bursche war ein Falott, das schon, aber er war auch ein Falott, der einem richtig Angst machen konnte. Er hatte eine Art Geruch an sich. Ich kann’s nicht besser beschreiben. Jedenfalls war ich damals groß und stark, ich konnte brachial werden, aber an jenem Abend war ich ziemlich nachgiebig. Selbst nach ein paar Drinks war ich noch lammfromm.
    ›Yeah‹, sagt er, ›in Chicago gibt’s viele Kerle, aber nur einen, der mich aufs Kreuz gelegt hat. Davon tut mir immer noch der Arsch weh, Potsie, und ich habe ein langes Gedächtnis.‹
    Bei jeder anderen Gelegenheit, jeden anderen Kerl hätte ich wahrscheinlich gefragt, wie gut sein Gedächtnis wohl noch funktionieren wird, wenn er mit dem Kopf auf den Fußboden geknallt wird, aber von ihm habe ich mir das einfach gefallen lassen. Mehr haben wir nicht miteinander geredet. Er ist dann gegangen. Ich glaube nicht, dass ich ihn noch einmal gesehen habe, aber als ich dann in Libertyville gebaut habe, habe ich zumindest gelegentlich von ihm gehört. Meistens von meinen Subunternehmern. Anscheinend hat der Falott damals in French Landing ein Haus für sich selbst gebaut. Für seinen Ruhestand. Nicht, dass er damals schon alt genug gewesen wäre, um in den Ruhestand zu gehen, aber er war auch nicht mehr ganz jung. Über fünfzig, würde ich sagen … und das war 1972.«
    »Er hat sich also hier ein Haus gebaut«, wiederholt Jack nachdenklich.
    »Yeah. Es hatte auch einen Namen wie einer dieser englischen Landsitze. The Birches, Lake House, Beardsley Manor, Sie wissen schon.«

    »Welchen Namen genau?«
    »Scheiße, ich weiß nicht mal mehr den Namen von dem Typ, wie soll ich mich da an den Namen seines Hauses erinnern können? Nur eines weiß ich noch: Keiner der Bauarbeiter hat es gemocht. Es hatte bald einen Ruf weg.«
    »Einen schlechten?«
    »Den allerschlimmsten. Beim Bau ist es immer wieder zu Unfällen gekommen. Ein Mann hat sich mit einer Bandsäge die Hand abgetrennt und wäre fast verblutet, bevor sie ihn ins Krankenhaus gebracht haben. Ein anderer ist vom Gerüst gefallen und war danach querschnittsgelähmt. Und kleinere Unfälle hat’s dauernd gegeben.«
    Jack nickt.
    »Sein Haus war das einzige, das ich kenne, das die Leute schon vor der Fertigstellung als Spukhaus bezeichnet haben. So viel ich mitgekriegt habe, hat er’s dann weitgehend allein zu Ende bauen müssen.«
    »Haben die Leute noch andere Dinge über dieses Haus erzählt?« Jack stellt die Frage lässig, als läge ihm nicht viel an der Antwort, aber in Wirklichkeit liegt ihm sehr viel daran. Er hat noch nie von einem so genannten Spukhaus in French Landing gehört. Er weiß, dass er noch längst nicht lange genug in dieser Gegend wohnt, um alle Geschichten und Legenden zu kennen, aber ein Spukhaus …? Man sollte doch glauben, von so etwas sofort zu hören.
    »Ach, wissen Sie, ich kann mich an nichts erinnern. Nur dass …«. Er macht eine Pause und starrt in die Ferne. Drau ßen auf dem Parkplatz beginnt die Menge allmählich, sich zu verlaufen. Jack fragt sich, wie Dale wohl mit Brown und Black zurechtkommt. Die Zeit vergeht wie im Flug, aber er hat noch immer nicht alles, was er braucht, aus Potter herausbekommen. Was er bisher gehört hat, reicht lediglich aus, um Hoffnungen zu erwecken.
    »Ein Kerl hat mir mal erzählt, dass die Sonne dort draußen nie geschienen hat, auch wenn sie geschienen hat«, sagt Potter abrupt. »Er hat gesagt, dass das Haus etwas abseits der Straße auf einer Lichtung steht, auf der im Sommer mindestens fünf Stunden lang die Sonne scheinen müsste, aber irgendwie
… hat sie’s nicht getan. Er hat gesagt, dass die Männer ihren Schatten verloren haben, genau wie im Märchen, und dass ihnen das nicht gefallen hat. Und manchmal haben sie im Wald einen Hund knurren gehört. Hat wie ein großes Tier geklungen. Wie ein bösartiger Hund. Aber kein Mensch hat ihn je gesehen. Sie wissen ja, wie das ist. Machen solche Geschichten erst mal

Weitere Kostenlose Bücher