Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
mögen dich. Wir sind hier alle Freunde, wirklich?« Das Grinsen wird zu einer Grimasse. Burny hält sich wieder den blutigen Leib. »Gottverdammter blinder alter Trottel!«, keucht er.
    Dann sind die Bäume plötzlich verschwunden. Der Golfwagen rollt auf eine düstere, mit Geröll bedeckte Ebene hinaus. Auch die Büsche werden weniger, und Ty sieht, dass vor ihnen Geröllhalden weichen, die sich unter bleigrauem Himmel über die Hügel ziehen. Einige wenige Riesenvögel kreisen träge über ihnen. Ein zottiges Wesen mit hängenden Schultern stolpert eine enge Schlucht hinunter und ist verschwunden, kaum dass Ty es richtig wahrnehmen kann … nicht, dass er das überhaupt gewollt hätte. Das Dröhnen und Stampfen der Maschinen wird hier noch stärker und lässt sogar die Erde erzittern. Das Hämmern von Dampframmen; das Knirschen uralter Getriebe; das Kreischen von Zahnrädern. Tyler spürt, wie das Lenkrad des Golfwagens zu zittern beginnt. Die Zufahrt mündet in eine breite Straße aus festgestampfter Erde. Den jenseitigen Straßenrand bildet eine Mauer aus runden wei ßen Steinen.
    »Was du da hörst, das ist das Kraftwerk des Scharlachroten Königs«, sagt Burny. Aus seiner Stimme spricht Stolz, in den sich aber auch mehr als nur eine Spur von Angst mischt. »Die Große Kombination. Eine Million Kinder sind da auf den Treibriemen gestorben, und weitere zig Millionen werden ihnen noch folgen, soviel ich weiß. Aber das ist nicht deine Sache, Tyler. Du kriegst vielleicht doch noch eine Zukunft. Nur, dass ich vorher noch mein Stück von dir bekomme. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Er streckt die blutbefleckte Hand aus und tätschelt damit die obere Partie von Tys Gesäß.
    »Einem guten Vermittler stehen zehn Prozent zu. Das weiß sogar ein alter Knacker wie ich.«
    Die Hand wird zurückgezogen. Gut so. Ty war schon kurz davor loszukreischen und hat den Schrei nur unterdrücken können, indem er sich vorgestellt hat, mit dem guten alten George Rathbun im Miller Park zu sitzen. Hätte ich wirklich
am KDCU -Preisausschreiben teilgenommen, sagt er sich, wäre das alles nicht passiert.
    Er denkt aber auch, dass das vielleicht nicht wirklich stimmt. Manche Dinge sollen einfach passieren, da kann man nichts tun. Sie sollen passieren.
    Er kann nur hoffen, dass die Dinge, die dieser scheußliche Alte vorhat, nicht dazu gehören.
    »Nach links«, grunzt Burny und lehnt sich zurück. »Drei Meilen. Ungefähr.«
    Nachdem Tyler abgebogen ist, erkennt er, dass die vom Erdboden aufsteigenden Nebelschwaden gar kein Nebel sind. Es sind Rauchschwaden.
    »Sheol«, sagt Burny, als könne er Tylers Gedanken lesen. »Und das hier ist der einzige Weg, der da durchführt – die Schlangenstraße. Wenn man von ihr abkommt, gibt’s da drau ßen Wesen, die einen in Stücke reißen würden, nur um einen schreien zu hören. Mein Freund hat mir zwar gesagt, wo ich dich hinbringen soll, aber vielleicht gibt’s ja eine klitzekleine Änderung.« Sein schmerzverzerrtes Gesicht nimmt einen verdrießlichen Ausdruck an. Ty findet, dass der Mann auf diese Weise außergewöhnlich dumm wirkt. »Er hat mir weh getan. Hat an meinem Gedärm gezerrt. Ich trau ihm nicht.« Dann stimmt er einen grausigen, kindlichen Singsang an: »Carl Bierstone traut Mr. Munshun nicht! Jetzt nicht mehr! Jetzt nicht mehr!«
    Ty sagt nichts. Er konzentriert sich darauf, den Golfwagen in der Mitte der Straße zu halten. Er wagt noch einen kurzen Blick nach hinten, aber das Haus inmitten seines kurzlebigen Überflusses aus tropischem Grün ist nun nicht mehr zu sehen, sondern bereits hinter dem ersten der erodierten Hügel verschwunden.
    »Er kriegt das Seine, aber zuerst bekomme ich das Meine. Hast du mich gehört, Junge?« Als Ty nichts sagt, schwenkt Burny den Elektroschocker. »Hast du mich gehört, du Arschgeigenaffe?«
    »Ja«, sagt Ty. »Ja, klar.« Warum stirbt der Typ nicht einfach? Lieber Gott, wenn’s dich gibt, warum streckst du dann nicht deine Hand aus, legst einen Finger auf sein schwarzes Herz und lässt es still stehen?

    Als Burny weiterspricht, klingt seine Stimme verschlagen. »Du hast dir die Mauer auf der anderen Seite angesehen, aber ich glaube nicht, dass du genau genug hingesehen hast. Sieh lieber noch mal hin.«
    Tyler sieht an dem zusammengesackten Alten vorbei. Einen Augenblick lang versteht er nichts … aber dann erkennt er, was gemeint ist. Die großen weißen Steine, die jenseits der Schlangenstraße eine scheinbar endlos lange Mauer

Weitere Kostenlose Bücher