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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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perfekt drauf, dass man vor dem geistigen Auge sozusagen die Schweißflecken unter seinen Achseln sehen kann. Aber die beste von Henrys Erfindungen ist Jacks Ansicht nach immer noch seine Verkörperung des hipster-coolen, relaxten, gebieterischen Henry Shake (»the Sheik, the Shake, the Shook of Araby«), der einem – wenn er in Stimmung ist – erzählen kann, was für Socken in welcher Farbe Lester Young an dem Tag getragen hat, an dem er »Shoe Shine Boy« und »Lady Be Good« aufgenommen hat, und der das Innere von zwei Dutzend berühmten, aber meist längst nicht mehr existierenden Jazzclubs beschreiben kann.
    … und bevor wir uns die sehr coole, sehr schöne, sehr sympático Musik anhören, die das Bill Evans Trio an einem Sonntag im Village Vanguard geflüstert hat, sollten wir dem dritten, dem inneren Auge unseren Respekt zollen. Wir wollen das innere Auge, das Auge der Imagination ehren. Es ist spät an einem heißen Julinachmittag in Greenwich Village, New York City. Auf der im Sonnenglanz liegenden Seventh Avenue South schlendern wir in den Schatten des Vordachs des Vanguards, öffnen eine weiße Tür und steigen eine lange, schmale Treppe zu einem geräumigen Kellerlokal hinab. Die Musiker kommen aufs Podium. Bill Evans gleitet auf den Klavierhocker und nickt dem Publikum zu. Scott LaFaro umarmt seinen Bass. Paul Motian greift nach seinen Besen. Evans senkt den Kopf tief, ganz tief, und lässt dann die Hände auf die Tasten fallen. Für die Glücklichen unter uns, die das miterleben dürfen, wird nichts jemals wieder wie früher sein.
    Das Bill-Evans-Trio mit »My Foolish Heart«, live im Village Vanguard am 25. Juni 1961. Ihr Gastgeber heute Abend ist Henry Shake – the Sheik, the Shake, the Shook of Araby.

    Jack kippt die geschlagenen Eier lächelnd in die Pfanne, rührt sie zweimal mit einer Gabel durch und dreht die Gasflamme dann ganz wenig kleiner. Ihm fällt auf, dass er vergessen hat, Kaffee zu kochen. Zum Teufel mit dem Kaffee. Er braucht keinen, er kann auch Orangensaft trinken. Ein Blick zum Toaster hinüber zeigt ihm, dass er auch vergessen hat, den Morgentoast zu machen. Braucht er Toast, ist Toast lebensnotwendig? Denk an die Butter, denk an dicke Scheiben Cholesterin, die darauf warten, dir die Arterien zu verklumpen. Das Omelett ist riskant genug; er hat ohnehin das Gefühl, viel zu viele Eier aufgeschlagen zu haben. Dabei kann Jack sich nicht daran erinnern, warum er überhaupt ein Omelett machen wollte. Er isst selten Omeletts. Eigentlich neigt er nur dazu, Eier aus einer Art Pflichtbewusstsein zu kaufen, das durch die zwei Reihen eiförmiger Mulden im Oberteil seiner Kühlschranktür ausgelöst wird. Wenn die Leute keine Eier kaufen sollten, wozu hätten Kühlschränke dann Eierfächer?
    Er schiebt einen Wender unter die Ränder der stockenden, aber noch flüssigen Eier, kippt die Pfanne, um die Masse zu lockern, schabt die Champignons und Schalotten vom Hackbrett darüber und legt schließlich eine Hälfte des Omeletts über die andere. Okay. In Ordnung. Sieht gut aus. Vor ihm erstrecken sich noch luxuriöse vierzig Minuten Freiheit. Trotz allem scheint er ziemlich gut zu funktionieren. Kontrolle über sich selbst ist hier kein Thema.
    Der bereits aufgeschlagen auf dem Küchentisch liegende La Riviere Herald fällt Jack wieder ins Auge. Er hat die Zeitung ganz vergessen. Die Zeitung hat ihn jedoch nicht vergessen und fordert jetzt die ihr zustehende Aufmerksamkeit ein. FISHERMAN IM RAUM FRENCH LANDING und so weiter. POLARKREIS wäre angenehmer, aber nein. Er tritt näher an den Tisch heran und sieht, dass der Fisherman ein hartnäckig lokales Problem bleibt. Von seinem Platz unter der Schlagzeile springt ihn der Name Wendell Green an und setzt sich wie ein Steinchen in seinem Auge fest. Wendell Green ist eine universale Allround-Nervensäge, ein ständiger Reizfaktor. Nachdem Jack die beiden ersten Absätze von Greens Artikel gelesen hat, ächzt er vernehmlich und bedeckt die Augen mit einer Hand.

    Ich bin blind, mach einen Schiedsrichter aus mir!
    Wendell Green besitzt die Dreistigkeit eines kleinstädtischen Sporthelden, der nie aus seiner Heimat herausgekommen ist. Groß, kontaktfreudig, mit rotblonden Kräusellocken und dem Leibesumfang eines Senators – so stolziert Green durch die Bars, die Gerichtsgebäude, die öffentlichen Einrichtungen von La Riviere und den umliegenden Gemeinden und verströmt gut informierten Charme. Wendell Green ist ein Reporter, der es versteht,

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