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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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darüber gebrütet. Die Übersetzung von
Worozdhenie wo slawu russkogo naroda
mit ›die Wiederauferstehung der ruhmreichen russischen Nation‹ stammt Wort für Wort von mir.
    Marchbanks hat sie gelesen und den Satz dann offenbar dem Herausgeber gegenüber erwähnt. Und der hat ihn an Jefferson weitergegeben. Das muß dem armen Kerl so gut gefallen haben, daß er es im Interview mit Komarow wiederholt hat. Und das Arschloch hat es natürlich sofort wiedererkannt. Kein Wunder – ich selbst hatte den Satz vor dem Schwarzen Manifest nie gehört.«
    Fields spulte das Band zurück und spielte den Abschnitt noch einmal ab. »Allmächtiger«, murmelte er danach. »Komarow muß geglaubt haben, Jefferson habe das Dokument im Original gelesen. Daraus hat er dann gefolgert, er sei einer von uns und wolle ihm auf den Zahn fühlen. Glauben Sie, daß es die Schwarze Garde war?«
    »Nein. Grischin hatte wohl auf die Schnelle ein Kommando aus der Unterwelt angeheuert. Wenn sie Zeit gehabt hätten, hätten sie ihn auf offener Straße geschnappt und in aller Ruhe ausgequetscht. Sie hatten den Auftrag, ihn sofort zum Schweigen zu bringen und das Band zu sichern.«
    »Und was wollen Sie jetzt unternehmen, Jock?«
    »Nach London zurückfliegen. Die Schonzeit ist vorbei. Wir wissen Bescheid, und Komarow weiß das. Der Chef wollte Beweise daß das keine Fälschung ist. Jetzt hat dieses teuflische Dokument schon drei Menschenleben gekostet. Ich weiß nicht, wie viele Scheißbeweise er noch haben will.«
San José, November 1988
    Silicon Valley ist ein wirkliches Tal zwischen den Santa Cruz Mountains im Westen und dem Hamilton Range im Osten. Bis 1988 bildeten noch Santa Clara und Menlo Park seine Grenzen.
    Inzwischen sind sie Teil dessen, was wir heute mit Silicon Valley verbinden.
    Seinen Spitznamen verdankt das Tal einer erstaunlichen Massierung von mehr als tausend weltweit führenden Produktions- und Forschungsstätten, die allesamt Höchstleistungen auf den Gebieten der Mikroelektronik und der kompliziertesten Spitzentechnologie erbringen.
    Die internationale Konferenz für Nukleartechnologie wurde im größten Ort der Gegend, in San Jose, abgehalten, das sich von einem spanischen Missionsstädtchen zu einem von Wolkenkratzern geprägten Ballungsgebiet entwickelt hatte.
    Die acht Mitglieder der sowjetischen Delegation wurden im San Jose Fairmont untergebracht. Bei ihrem Eintreffen hielt sich Jason Monk in der Lobby auf.
    Die acht, auf die es ankam, trafen nicht allein ein, sondern in einem gewaltigen Troß. Zu ihren Begleitern gehörten unter anderen Mitglieder der sowjetischen Botschaft in New York, ein Angehöriger des Konsulats in San Francisco sowie vier hohe Beamte aus Moskau. Monk saß unterdessen in einer Tweedjacke mit einer Tasse Eistee vor und einer Ausgabe des
New Scientist
neben sich und spielte »Fang den Dieb«. Insgesamt machte er unter den »Betreuern« fünf Geheimagenten aus, vier vom KGB und einen von der GRU.
    Zuvor hatte Monk noch ein ausführliches Gespräch mit einem Spitzenforscher vom Lawrence-Livermore-Labor für Nuklearphysik geführt. Der Mann war außer sich vor Freude, daß er endlich den berühmten Professor Blinow kennenlernen durfte.
    »Sie müssen wissen, daß der Kerl ein einziges Rätsel ist«, hatte der Wissenschaftler ihm anvertraut. »Eigentlich hat er erst in den letzten zehn Jahren Weltruhm erlangt. Damals sickerten die ersten Gerüchte durch den Eisernen Vorhang. In der UdSSR war er ein Superstar, aber die ließen ihn ja nichts im Ausland veröffentlichen.
    Wir wissen, daß er den Leninpreis und eine ganze Latte anderer Auszeichnungen bekommen hat. Er muß ganze Wäschekörbe voller Einladungen zu Konferenzen im Ausland erhalten haben – Menschenskinder, wir haben ihm ja auch zwei geschickt, aber wir mußten sie ans Präsidium der Akademie der Wissenschaften adressieren, und die schalteten jedesmal auf stur.
    Für seine bahnbrechenden Leistungen hätte er sicher auch gern internationale Bestätigung gehabt – Wissenschaftler sind auch nur Menschen. Darum war es wahrscheinlich die Akademie, die die Absagen geschickt hat. Und jetzt kommt er doch! Er wird einen Vortrag über Teilchenphysik halten, und ich werde dort sein.«
    Ich auch, dachte Monk.
    Im Auditorium entwickelte Monk bemerkenswerte Geduld. Er wartete nicht nur, bis der Professor seine Vorlesung beendet hatte und ihm mit warmem Beifall gedankt wurde, sondern hörte sich auch alle anderen Vorträge an. In den Kaffeepausen lief er

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