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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Morgengrauen. Darum sah er so armselig aus. Arbeitete für einen Hungerlohn und lebte im Slum. Aber ich habe noch mehr für Sie.«
    Fields berichtete dem Stationsleiter vom Schicksal N. I. Akopows, Igor Komarows vormaligem persönlichen Sekretär, der Mitte Juli den unbedachten, da mit tödlichen Folgen verbundenen Entschluß gefaßt hatte, im Fluß schwimmen zu gehen.
    Macdonald stand abrupt auf und durchmaß mit großen Schritten den Raum.
    »In unserem Job sollen wir uns ausschließlich auf Fakten, Fakten und nochmals Fakten verlassen«, brummte er. »Aber lassen Sie uns mal ein bißchen mutmaßen. Akopow ließ das vermaledeite Dokument auf dem Schreibtisch liegen. Der alte Raumpfleger sah es, überflog es, fand den Inhalt nicht sehr erbaulich und steckte es ein. Ergibt das einen Sinn?«
    »Kein Widerspruch, Jock. Am nächsten Morgen bemerken sie den Verlust des Dokuments, Akopow wird gefeuert, aber weil er den Inhalt kennt, hat er im Reich der Lebenden nichts mehr zu suchen. Kurz, er geht mit zwei kräftigen Begleitern schwimmen, die ihn eine Weile unters Wasser drücken.«
    Macdonald nickte. »Wahrscheinlich haben sie ein Faß benutzt und ihn danach in den Fluß geworfen. Als der Raumpfleger nicht mehr zur Arbeit erscheint, geht ihnen ein Licht auf. Sie machen sofort Jagd auf ihn, doch er hat das Ding schon in Celia Stones Wagen geworfen.«
    »Aber warum, Jock? Warum ausgerechnet sie?«
    »Das werden wir wohl nie erfahren. Irgendwie muß ihm klargewesen sein, daß sie für die Botschaft arbeitet. Sie solle es dem Botschafter für das Bier geben, hat er gemurmelt. Was für Bier?«
    »Wie dem auch sei«, fuhr Fields fort, »sie spüren ihn auf, nehmen ihn in die Mangel, und er spuckt alles aus. Danach erledigen sie ihn und lassen ihn im Wald liegen. Aber wie haben sie rausgefunden wo Celia wohnt?«

»Sind ihr wahrscheinlich unbemerkt gefolgt. Danach haben sie den Wachmann am Tor bestochen und den Wagen durchsucht. Weil keine Akte mehr drin lag, haben sie sich ihre Wohnung vorgenommen. Und in dem Moment kam sie reinspaziert.«
    »Komarow weiß also, daß die Akte weg ist«, spann Fields den Faden weiter. »Er weiß, wer sie gestohlen hat, er weiß, was er damit gemacht hat. Er hat allerdings keine Ahnung, ob jemand sie gelesen hat. Celia hätte sie ja genausogut wegwerfen können. In Rußland gibt es genug Querulanten, die die Mächtigen mit Eingaben belästigen. Vielleicht weiß er gar nicht, was für einen Wirbel die Sache ausgelöst hat.«
    »Das weiß er sehr wohl«, entgegnete Macdonald. Er zog einen kleinen Kassettenrecorder, den er sich von einer der Sekretärinnen ausgeliehen hatte, aus der Hosentasche und legte eine Mikrokassette ein.
    »Was ist denn das?« fragte Fields.
    »Das, mein Bester, ist das komplette Interview mit Igor Komarow. Eine ganze Stunde pro Seite.«
    »Ich dachte, die Mörder haben den Kassettenrecorder mitgenommen?«
    »Haben sie auch. Sie haben eine Kugel darin versenkt. In Jeffersons rechter innerer Brusttasche habe ich Plastik- und Metallspuren gefunden. Sie haben nicht die Brieftasche getroffen, sondern den Kassettenrecorder. Das Band wird niemandem mehr etwas nützen.«
    »Aber.«
    »Nur muß dieser pingelige Knilch mitten auf der Straße stehengeblieben sein, um das Band mit dem wertvollen Interview mit einem unbespielten zu vertauschen. Ich habe es nämlich in einer Tüte in seiner Hosentasche gefunden. Hören Sie selbst, dann wissen Sie, warum er tot ist.«
    Er schaltete das Gerät ein, und die Stimme des ermordeten Journalisten füllte den Raum.
    »Herr Präsident, sprechen wir über die Außenpolitik, insbesondere die Beziehungen zu den anderen Republiken der UdSSR. Wie beabsichtigen Sie die Wiederauferstehung der ruhmreichen russischen Nation zu erreichen?«
    Es folgte eine kurze Pause, dann übersetzte Kusnezow. Als er geendet hatte, trat eine noch längere Pause ein, bis schließlich Schritte auf dem Teppich zu hören waren, woraufhin das Gerät ausgeschaltet wurde.
    »Jemand hat den Raum verlassen«, bemerkte Macdonald.
    Das Gespräch ging weiter, und sie hörten Komarows Stimme. Wie lange das Gespräch unterbrochen war, konnten sie nicht beurteilen. Aber sie hatten noch Kusnezows letzte Worte unmittelbar vor der Unterbrechung im Ohr: »Der Präsident wird sicher gleich wieder.«
    »Ich kann nicht ganz folgen«, gestand Fields.
    »Es ist geradezu lachhaft einfach, Gracie. Ich habe das Schwarze Manifest ja selbst übersetzt. Eine ganze Nacht habe ich in Vauxhall Cross

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