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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Manifests in seinem Ordner – »existiert das hier gar nicht, obwohl wir beide wissen, daß das Gegenteil der Fall ist. Offiziell haben wir es nicht einmal in unserem Besitz, da es ja zweifelsohne gestohlen wurde. Ich fürchte, der Weisheit letzter Schluß ist, daß keine der beiden Regierungen sich in der Lage sieht, offizielle Schritte einzuleiten.«
    »Offiziell«, knurrte Sir Henry. »Andererseits hat unsere Regierung in ihrer unendlichen Weisheit meinen Dienst nur zu dem einen Zweck ins Leben gerufen, im Bedarfsfall inoffiziell handeln zu können.«
    »Gewiß, Henry, gewiß. Sie wollen sicher auf eine Art verdeckte Aktion hinaus.«
    Bei den letzten Worten verzog Sir Reginald das Gesicht, als hätte jemand das Fenster geöffnet und stinkende Abgase hereingelassen.
    »Geisteskranke Verbrecher sind schon öfter aus dem Gleichgewicht geraten, Reggie. Das ist unser Beruf, verstehen Sie?«
    »Aber nur selten mit Erfolg, Henry. Und das ist eben das Problem. Unsere obersten Politiker auf beiden Seiten des Atlantiks scheinen der Ansicht zu sein, daß verdeckte Aktionen, so geheim sie gegenwärtig auch sein mögen, später doch veröffentlicht werden und das liegt nicht in ihrem Interesse. Denken Sie nur an die endlose Serie von ›gates‹ bei unseren Freunden in Amerika: Watergate, Irangate, Contragate. Und dann die vielen Lecks bei uns, denen jedesmal umgehend Untersuchungsausschüsse mit verheerenden Abschlußberichten gefolgt sind: Schmiergelder im Parlament, Waffen in den Irak. Bin ich deutlich genug, Henry?«
    »Mit anderen Worten: Die ziehen den Schwanz ein.«
    »Etwas derb, aber wie immer zutreffend. Sie hatten ja schon immer ein Talent für elegante Formulierungen. Ich glaube nicht, daß die zwei Regierungen diesem Mann neue Kredite gewähren werden, sollte er denn an die Macht kommen. Aber das ist auch schon alles. Was aktive Maßnahmen betrifft, so lautet die Antwort: Nein.«
    Der Staatssekretär begleitete den Chef noch zur Tür. Ihre Blicke begegneten sich. Die Augen des Staatssekretärs funkelten, der oberste Spion sah finster drein.
    »Henry, das heißt wirklich unwiderruflich NEIN.«
    Während er im gepolsterten Sitz seiner Limousine versank und sein Chauffeur die Themse entlang nach Vauxhall Cross brauste, wurde Sir Henry Coombs immer klarer, daß er keine andere Wahl hatte, als die zwischen den beiden Regierungen ausgehandelte Linie zu akzeptieren. Früher war ein Händedruck Garantie für absolute Diskretion. Doch in den letzten zehn Jahren hatte sich der Handel mit Geheimnissen so inflationär entwickelt, daß nur noch Unterschriften zählten. Weder in Washington noch in London waren die Verantwortlichen aber bereit, ihre Unterschrift für eine verdeckte Aktion ihrer Geheimdienste herzugeben und so den Vormarsch des Kandidaten Igor Wiktorowitsch Komarow zu verhindern.
Wladimir, Juli 1989
    Der amerikanische Gelehrte Dr. Philip Peters hatte die UdSSR schon einmal besucht und dort seiner harmlosen Leidenschaft für östliche Kunst und russische Antiquitäten gefrönt.
    Ein Jahr später strömten noch mehr Touristen nach Moskau, und die Kontrollen wurden noch laxer gehandhabt. Monk fragte sich nur, ob er erneut Dr. Peters benutzen solle. Er fand keinen Grund, der dagegen sprach.
    Professor Blinows Brief ließ keinen Zweifel offen. Er hatte eine reiche Ernte eingefahren und sämtliche Gebiete abgedeckt, zu denen die USA eine Antwort brauchten. Lange vor der Kontaktaufnahme durch Monk im Fairmont Hotel war aufgrund ausführlicher Gespräche mit höchsten Wissenschaftlern eine »Wunschliste« erstellt worden, die Monk dann Blinow mit auf die Rückreise gegeben hatte. Jetzt war er zur Übergabe bereit, sah aber keine Möglichkeit, nach Moskau zu gelangen.
    Doch nur eine neunzigminütige Zugreise von Arzamas-16 entfernt lag Gorki, eine ebenfalls von wissenschaftlichen Einrichtungen strotzende Stadt. Und die war für ihn erreichbar, zumal der KGB seit neuestem nach Blinows heftigen Protesten auf den üblichen »Schatten« verzichtete, sobald der Professor das nukleare Forschungszentrum verließ. Immerhin, so hatte er argumentiert, sei er ja auch schon in Kalifornien gewesen. Was sei dann noch gegen Gorki einzuwenden? Da der politische Kommissar ihn unterstützte, konnte er die Fahrt nach Gorki und von dort die Weiterreise zur Kathedralenstadt Wladimir planen, ohne einen Bewacher fürchten zu müssen. Das war aber auch schon alles. Bei Anbruch der Nacht mußte er wieder zurück sein. So teilte er Monk mit, er

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