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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Abschaum von Journalisten der neuerdings befreiten Presse seinen Dienst unter Beschuß. Aber Grischin wußte, wie man mit Abschaum umging. Eines wußte er allerdings nicht: daß sein Vorgesetzter General Krjutschkow im August einen Putsch gegen Gorbatschow anzetteln, doch scheitern sollte, daß der Präsident sich rächen und den KGB in mehrere Fragmente aufsplittern und, damit nicht genug, daß die Sowjetunion im Dezember auseinanderbrechen sollte.
    Während Grischin in seinem Büro vor sich hinbrütete, legte General Krjutschkow den Hinrichtungsbefehl gegen den ehemaligen KGB-Oberst Turkin auf den Schreibtisch des Präsidenten. Gorbatschow nahm seine Feder in die Hand, hielt inne und legte sie wieder beiseite.
    Erst im August war Saddam Hussein in Kuwait eingefallen. Jetzt bombardierten die USA den Irak zu Tode. Eine Invasion zu Land stand unmittelbar bevor. Weltweit hatten sich verschiedene Staatsmänner als Friedensvermittler angeboten, darunter auch Michail Gorbatschow. Es war eine verlockende Rolle.
    »Ich stimme zu, daß dieser Mann für sein Verbrechen die Todesstrafe verdient hat«, erklärte der Präsident.
    »Das Gesetz verlangt sie«, bestätigte Krjutschkow.
    »Sicher, aber im Augenblick halte ich sie nicht für ratsam.« Und damit reichte er dem Geheimdienstchef das Dokument ohne die nötige Unterschrift zurück. »Ich habe das Recht, Gnade walten zu lassen, und nehme es hiermit in Anspruch. Sieben Jahre Zwangsarbeit.«
    Krjutschkow verließ zornbebend das Präsidentenbüro. Lange würde der diesen Degenerationserscheinungen nicht mehr zusehen, das schwor er sich. Früher oder später würde er zusammen mit Gleichgesinnten zuschlagen.
    Die neue Hiobsbotschaft an diesem ohnehin schon schwarzen Tag brachte bei Grischin das Faß zum Überlaufen. Jetzt konnte er nur noch dafür sorgen, daß das Sklavenlager, in das sie Turkin schicken würden, zu der Sorte gehörte, in der keiner lange überlebte.
    Anfang der achtziger Jahre waren die Arbeitslager für politische Gefangene vom zu zentral gelegenen Stret Mordavia weiter nach Norden in die Gegend von Perm, Grischins Geburtsort, verlegt worden. Rund um die Stadt Wseswjatskoje war ein Dutzend Konzentrationslager gruppiert worden. Die berüchtigsten hießen: Perm-35, Perm-36 und Perm-37.
    Eigens für Landesverräter hatte man jedoch ein besonderes KZ eingerichtet. Nischni Tagil löste sogar bei abgebrühten KGB-Leuten Schrecken aus.
    So brutal die Wächter dort auch waren, da sie außerhalb des Geländes lebten, konnten sie ihre Schikanen nur sporadisch einsetzen. Das meiste lief über Verfügungen: Reduzierung der Essensration, Erhöhung des Arbeitssolls. Um zu gewährleisten, daß die »Akademiker« kein Dasein fern des »wirklichen Lebens« führten, hatte man aus den übrigen Lagern die abgestumpftesten Gewaltverbrecher ausgesondert und mit ihnen in Nischni Tagil zusammengepfercht.
    Grischin veranlaßte Nikolai Turkins Überstellung nach Nischni Tagil und schrieb unter die Verfügung »Zwangsarbeit« auf das Urteilsformular: »Unter verschärften Bedingungen.«
    »Wie dem auch sei«, seufzte Carey Jordan, »jetzt erinnern Sie sich wohl an das Ende dieser unseligen Geschichte.«
    »Im großen und ganzen. Aber schildern Sie mir doch die Einzelheiten.« Irvine erspähte den Kellner, winkte ihn herbei und sagte: »Bringen Sie uns bitte zwei Espresso.«
    »Nun«, fing Carey an, »1993 nahm nach acht Jahren ergebnisloser Maulwurfjagd endlich das FBI die Sache in die Hand. Später behaupteten sie zwar, sie hätten die Nuß ganz allein binnen achtzehn Monaten geknackt, aber vorher war ja auch schon einige Arbeit geleistet worden – wenn auch zu langsam.
    Eines muß ich den Feds ja lassen: Sie erledigten das, was eigentlich unsere Aufgabe gewesen wäre. Sie scherten sich einen Dreck um Bürgerrechte und besorgten sich gerichtliche Verfügungen zur Überprüfung sämtlicher Bankkonten der Verdächtigen. Ob sie wollten oder nicht, die Banken mußten mitziehen. Und es klappte. Aldrich Ames stellte sich als Anleger mit einem Millionenvermögen heraus, und das ohne seine Guthaben in der Schweiz, die man erst später entdeckte. Seine Behauptung, das Geld stamme von seiner in Kolumbien lebenden Frau, konnte widerlegt werden. Die Folge war, sie bewachten ihn auf Schritt und Tritt.
    Sogar seinen Haushaltsmüll durchwühlten sie. In seiner Abwesenheit stellten sie das ganze Haus auf den Kopf und studierten alles, was er im Computer gespeichert hatte. Sie fanden Beweise in

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