Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
war. Damit hatte er die Möglichkeit, Monks Bericht in der Luft zu zerreißen – was er auch prompt tat. Ja, er ging sogar noch weiter und beschuldigte seinerseits Monk der unbegründeten Panikmache. Das seien doch alles völlig haltlose Behauptungen, sagte er.
    Aber das Beste kommt noch: Es gab eine interne Untersuchung – nicht gegen einen möglichen Maulwurf, sondern gegen Monk.«
    »Eine Art Kriegsgericht?«
    Carey Jordan nickte verbittert. »So kann man es wohl nennen. Ich hätte mich ja für ihn verbürgt, aber ich war um diese Zeit auch nicht wohlgelitten. Wie dem auch sei, kein anderer als Ken Mulgrew leitete die Untersuchung, und am Ende stellten sie fest, Monk habe das Treffen in Berlin nur inszeniert, um seinen verblassenden Ruhm noch einmal aufzupolieren.«
    »Nett von ihnen.«
    »Sehr nett. Aber inzwischen war der Bereich Operationen fest in der Hand von Bürokraten, sieht man einmal von den alten Haudegen ab, die auf ihre Pensionierung warteten. Nach vierzig Jahren hatten wir endlich den kalten Krieg gewonnen, und das sowjetische Imperium brach zusammen. In welchem Licht hätten wir dastehen können! Aber statt dessen hackten die in einem fort aufeinander ein und schoben Berge von Papier hin und her.«
    »Und was wurde aus Monk?«
    »Der wäre fast gefeuert worden. Aber dann degradierten sie ihn nur, ließen ihn in der Registratur versauern. Mit dem Reisen war es also vorbei. Er hätte kündigen sollen, seine Abfindung kassieren und gehen. Aber der Kerl hat ja noch nie lockergelassen. Er hielt unbeirrt durch, in der festen Überzeugung, daß er eines Tages rehabilitiert würde. Und das war schließlich auch der Fall.«
    »Man glaubte ihm?«
    »Natürlich. Aber zu spät.«
Moskau, Januar 1991
    Schäumend vor Wut stapfte Oberst Anatoli Grischin vom Vernehmungsraum in sein Büro.
    Die Männer waren zufrieden. Was es zu wissen gab, hatten sie in Erfahrung gebracht. Weitere Sitzungen des
Monach-
Komitees erübrigten sich damit. Sie hatten ja alles auf Band: die ganze Geschichte, angefangen mit dem kleinen Jungen, der 1983 in Nairobi erkrankt war, bis hin zur Ergreifung im Operncafe im letzten September.
    Die Mitglieder der Ersten Hauptverwaltung ahnten, daß Monk bei seinen eigenen Leuten in Ungnade gefallen war, daß man ihn kaltgestellt hatte. Für sie konnte das nur heißen, daß er jetzt keine Agenten mehr führte. Es waren insgesamt vier gewesen, und sie waren allesamt aus dem Verkehr gezogen worden. Ein einziger lebte noch, aber nicht mehr lange, dessen war sich Grischin sicher.
    Folglich brauchten sie das
Monach
-Komitee nicht mehr und konnten es getrost auflösen. Jetzt endlich hätte Grischin seinen Triumph auskosten können. Wenn er das dennoch nicht tat, so lag das an einem kleinen Detail, das bei der letzten Vernehmungsrunde herausgekommen war.
    Hundert Meter! Hundert kümmerliche Meter! Aus dem Bericht des Beobachterteams war es noch nicht hervorgegangen. An seinem letzten Tag in Freiheit hatte Nikolai Turkin keinerlei Kontakt mit feindlichen Agenten hergestellt. Er hatte den ganzen Tag in der Zentrale verbracht, hatte dort auch in der Kantine zu Mittag gegessen und war dann völlig unerwartet weggegangen. Seine Beschatter waren ihm zu einem großen Cafe gefolgt, in dem er einen Kaffee getrunken und sich die Schuhe hatte putzen lassen.
    Turkin selbst war es entschlüpft. Die zwei Beobachter am anderen Ende des Platzes hatten den Schuhputzer seine Arbeit verrichten und dann davonschlurfen sehen. Sekunden später waren die beiden KGB-Wagen mit Grischin auf dem Beifahrersitz des ersten um die Kurve geschossen. In diesem Moment war er nur hundert Meter von Jason Monk entfernt gewesen, noch dazu im sowjetischen Machtbereich.
    Im Vernehmungsraum hatten sich alle Augen auf ihn gerichtet. Er war für die Verhaftung verantwortlich gewesen, schienen sie zu sagen, und hatte sich die fetteste Beute entgehen lassen.
    Das würde natürlich Schmerzen zur Folge haben. Nicht, um dem Mann die Zunge zu lösen, sondern als Strafe, das hatte er sich geschworen. Aber dann war er überstimmt worden. General Bojarow hatte ihm mitgeteilt, daß der Direktor des KGB eine rasche Hinrichtung wünschte, denn angesichts der rasanten Veränderungen im Land befürchtete er die Aussetzung der Todesstrafe. Er wollte noch heute dem Präsidenten das Todesurteil zur Unterschrift vorlegen und es gleich am nächsten Morgen vollstrecken lassen.
    Das Tempo der Veränderungen war in der Tat rasant. Von allen Seiten nahm dieser

Weitere Kostenlose Bücher