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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gerissener Dreckskerl!«
    Das Mädchen sah schockiert zu Sir Nigel auf. Dieser lächelte sie nur an. »Das will ich doch auch hoffen«, sagte er.
    Kaum nach London zurückgekehrt, stürzte sich Sir Nigel Irvine in die Arbeit.
    Dieser Jason Monk hatte ihm gefallen, und die Schilderungen seines ehemaligen Chefs, Carey Jordan, hatten ihn beeindruckt.
    Andererseits war der Mann schon seit zehn Jahren draußen – eine lange Zeit in diesem Geschäft.
    Es hatte sich viel getan. Die UdSSR, die Monk kurzzeitig gekannt und überlistet hatte, existierte nicht mehr. Das daraus hervorgegangene Rußland war fast nicht wiederzuerkennen. Die Technologie war eine andere, und die meisten Straßen hatten ihre alten Namen aus der Zeit vor der Revolution zurückerhalten. Ohne intensives Training konnte man Monk unmöglich in Moskau absetzen. Er würde sich nicht mehr zurechtfinden.
    Kontakte mit der britischen oder amerikanischen Botschaft verboten sich von selbst. Einmal hinter den Linien, wäre Monk vollständig auf sich selbst gestellt. Und dennoch würde er einen Unterschlupf, Freunde in der Not brauchen.
    In mancherlei Hinsicht war in Rußland freilich alles beim alten geblieben. Der gewaltige Inlandssicherheitsdienst bestand immer noch, auch wenn er jetzt nicht mehr der Zweiten Hauptverwaltung des KGB unterstellt, sondern unter dem Namen VSD neu gegründet worden war. Anatoli Grischin mochte ausgeschieden sein, doch bestimmt pflegte er nach wie vor mannigfache Kontakte.
    Aber auch das war nicht das Hauptproblem. Die größte Unwägbarkeit bestand in der Korruption, die sich wie eine Seuche im ganzen Land ausgebreitet hatte. Dank offenbar unerschöpflicher Geldquellen konnten sich Komarow und damit auch Grischin auf dem Weg zur Macht nicht nur auf die Dolgoruki-Mafia stützen, sondern hatten darüber hinaus in praktisch jeder Behörde bestechliche Mitarbeiter auf ihrer Gehaltsliste stehen.
    Die grassierende Inflation trieb die unterbezahlten Beamten in die Schwarzarbeit – vorausgesetzt, das Angebot stimmte. Mit genügend Geld konnte man sich so die vollständige Kooperation der staatlichen Sicherheitsdienste, wenn nicht sogar eine schlagkräftige Privatarmee leisten.
    Berücksichtigte man auch noch Grischins eigene Schwarze Garde und seine zigtausendköpfige Einheit Junge Kämpfer nebst den unsichtbaren Guerillas aus der Unterwelt, dann konnte Komarows Bluthund eine gigantische Meute auf seinen Herausforderer hetzen.
    Eines stand für den alten Meisterspion jetzt schon fest: Anatoli Grischin würde Monks Rückkehr in sein Jagdgebiet nicht lange verborgen bleiben. Und er wäre gar nicht erfreut.
    Als erstes machte sich Irvine daran, ein kleines, aber absolut vertrauenswürdiges und hochprofessionelles Team aus ehemaligen Elitesoldaten um sich zu sammeln. Nach Jahrzehnten des Kampfs mit IRA-Terroristen im eigenen Land, dank der offiziellen Kriege auf den Falklandinseln und im Golf, aufgrund von zahllosen geheimen Einsätzen zwischen Borneo und Oman, Afrika und Südamerika und nach Operationen im Innersten eines Dutzends anderer »abtrünniger« Gebiete verfügte Großbritannien über die erfahrensten Geheimagenten der Welt. Inzwischen hatten viele die Armee oder die jeweilige Organisation, in deren Dienst sie gestanden hatten, verlassen und bestritten anderweitig mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten ihren Lebensunterhalt. Als natürliche Arbeitsgebiete boten sich an: Personen- und Objektschutz, industrielle Gegenspionage und Sicherheitsberatung.
    Saul Nathanson hatte Wort gehalten und ein Konto in einer britischen Bank mit Hauptsitz auf dem Kontinent eingerichtet, die streng auf die Wahrung des Bankgeheimnisses achtete. Bei Bedarf konnte Irvine telefonisch den gewünschten Betrag unter einem banalen Codewort in der Zentrale anfordern und zur Londoner Zweigstelle überweisen lassen.
    Binnen achtundvierzig Stunden standen Sir Nigel sechs junge Männer zur Verfügung, von denen zwei russisch sprachen.
    Ein Detail von Jordans Ausführungen über Monk hatte Nigel Irvine hellhörig gemacht, weshalb er einen der Rußlandkenner mit einem dicken Bündel Geldscheine nach Moskau schickte. Der Mann wurde erst in zwei Wochen zurückerwartet, doch klangen seine Berichte vielversprechend.
    Auch die anderen fünf erhielten Sonderaufträge. Einer flog nach Amerika und suchte, ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben, den Aufsichtsratsvorsitzenden von InTelCor, Ralph Brooke, auf, die übrigen sollten Experten auf den obskursten Gebieten

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