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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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beide. Eine Stunde später hob das fast ausschließlich von Geschäftsreisenden benutzte Flugzeug nach Aberdeen ab. Ciaran vertiefte sich sogleich in eine Zeitschrift, die
Army Quarterly and Defence Review.
Wo immer auch seine Stärken lagen, die Kunst des Smalltalk gehörte nicht dazu. Monk ließ sich sein zweites Frühstück an diesem Morgen servieren und holte ein wenig den beim Überqueren des Atlantiks versäumten Schlaf nach.
    Am Flughafen von Aberdeen wartete ein Landrover Discovery auf sie. Hinter dem Steuer saß ein weiterer Exsoldat, auch dieser äußerst wortkarg. Während der gesamten Fahrt tauschten er und Ciaran ganze acht Silben aus, was bei ihnen wahrscheinlich als ausführliches Gespräch galt.
    Monk hatte die Berge der schottischen Highlands noch nie zuvor gesehen, und bald nach dem Verlassen des an der Ostküste gelegenen Aberdeen bekam er eine erste Kostprobe davon. Der namenlose Fahrer wählte die A96 in Richtung Inverness und bog nach sieben Meilen links ab. Auf dem Wegweiser stand lediglich »Kemnay«.
    Beim Dörfchen Monymusk bogen sie in die Landstraße von Aberdeen nach Alford ein, um drei Meilen weiter die Richtung Whitehouse einzuschlagen und von dort Keig anzusteuern.
    Zu seiner Rechten erblickte Monk einen Fluß. Er fragte sich, ob es dort Lachse und Forellen gab. Kurz vor Keig verließ der Landrover plötzlich die Straße, überquerte den Fluß und fuhr eine schmale Serpentinenstraße hinauf. Nach zwei Kurven erhob sich vor ihnen ein altes Schloß. Von dort oben hatte man einen guten Blick über die Berge.
    Der Fahrer drehte sich zu Monk um. »Willkommen im Schloß von Lord Forbes, Mr. Monk.«
    Die hagere Gestalt Sir Nigel Irvines, eine flache Tuchmütze auf dem Kopf, darunter wehendes weißes Haar, tauchte unter dem Steinportal auf.
    »Guten Flug gehabt?« fragte er.
    »War recht angenehm.«
    »Ist trotzdem anstrengend. Ciaran wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Gönnen Sie sich ein Bad und ein Nickerchen. In zwei Stunden gibt's Lunch. Vor uns liegt viel Arbeit.«
    »Sie wußten, daß ich kommen würde?«
    »Ja.«
    »Ciaran hat aber nicht angerufen.«
    »Ach, jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Mitch…«: – er deutete auf den Fahrer, der gerade den Koffer auslud – »war auch in Heathrow. Und im Flugzeug nach Aberdeen. Saß ganz hinten. Hat aber vor Ihnen den Flughafen verlassen, weil er auf kein Gepäck warten mußte. War fünf Minuten vor Ihnen beim Range Rover.«
    Monk seufzte. Er hatte Mitch weder in Heathrow noch im Flugzeug gesehen. Irvine hatte recht. Vor ihm lag wirklich sehr viel Arbeit. Das war die schlechte Nachricht. Die gute war, daß er mit Vollprofis zu tun hatte.
    »Begleiten mich Ihre Leute?«
    »Leider nein. Wenn Sie drüben ankommen, werden Sie ganz auf sich gestellt sein. Unser Programm für die nächsten drei Wochen ist es, Ihnen die nötige Hilfe zu geben und unser Möglichstes zu tun, damit Sie überleben können.«
    Zum Mittagessen gab es gehacktes Lammfleisch mit Kartoffelkruste und würzige schwarze Soße dazu. Die Briten nannten es Shepherd's Pie.
    Sie saßen zu fünft am Tisch: Sir Nigel Irvine, der liebenswürdige Gastgeber, Monk, Ciaran und Mitch, die den Amerikaner immer mit »Boß« anredeten, und ein schmächtiger, doch drahtiger kleiner Mann mit weißen Haaren, der zwar gut englisch sprach, doch einen Akzent nicht verleugnen konnte. Für Monk stand fest, daß er Russe war.
    »Wir werden natürlich auch englisch sprechen müssen«, erklärte Irvine, »denn nicht jeder hier kann Russisch. Aber mindestens vier Stunden täglich werden Sie sich mit Oleg auf russisch unterhalten. Sie müssen wieder so weit kommen, daß man Sie für einen Einheimischen hält.«
    Monk nickte. Er hatte schon seit Jahren nicht mehr russisch gesprochen. Seine Kenntnisse waren lückenhaft, würden aber bei genügend Übung zurückkehren. Leute mit seiner Sprachbegabung vergaßen einmal Gelerntes nie.
    »Oleg, Ciaran und Mitch werden permanent hier wohnen«, fuhr Sir Nigel Irvine fort. »Andere werden kommen und gehen. Zu den letzteren gehöre auch ich. In zwei Tagen, wenn Sie sich hier eingelebt haben, werde ich in den Süden fliegen und ein paar andere Dinge erledigen.«
    Falls Monk geglaubt hatte, man würde ihn nach dem langen Flug schonen, hatte er sich getäuscht. Im Anschluß an das Mittagessen stand eine vierstündige Sitzung mit Oleg auf dem Programm.
    Der Russe entwarf eine ganze Reihe von Rollenspielen für ihn. Eine Minute lang war er ein russischer Milizionär, der

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