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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Fünfundzwanzigjähriger ab und wurde kurz nach seinem nächsten Geburtstag in die CIA aufgenommen. Nach der üblichen Grundausbildung in Fort Peary – bei der CIA einfach als »die Farm« bekannt – tat er Dienst in Langley, danach in New York und schließlich wieder in Langley.
    Erst fünf Jahre später und nach vielen, vielen Lehrgängen sollte er seinen ersten Auslandsposten erhalten – in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.
    Corporal Meadows von den Royal Marines tat an diesem herrlichen Morgen des sechzehnten Juli 1999 seine Pflicht. Er ließ die Karabiner der verstärkten Flaggenkante in die Ösen der Flaggenleine einschnappen und zog die Flagge am Mast hoch. Dort wehte sie in der Morgenbrise und verkündete aller Welt, wer unter ihr residierte.
    Die britische Regierung hatte das hübsche alte Stadtpalais am Sofiskaja-Kai dem ursprünglichen Besitzer, einem Zuckermagnaten, kurz vor der Revolution abgekauft, es zu ihrer Botschaft umgebaut und sich seit damals darin behauptet.
    Josef Stalin, der letzte Diktator, der die Staatsgemächer im Kreml tatsächlich bewohnt hatte, war jeden Morgen aufgestanden, hatte die Vorhänge geöffnet und gleich jenseits des Flusses die britische Flagge wehen sehen. Das hatte ihn jedesmal geärgert. Die Briten wurden mehrmals unter Druck gesetzt, um sie zum Auszug zu bewegen. Aber sie weigerten sich.
    Im Lauf der Jahre wurde das Stadtpalais zu klein, um alle Botschaftsabteilungen aufnehmen zu können, die in Moskau benötigt wurden, so daß einzelne Abteilungen über die gesamte Stadt verstreut waren. Aber trotz wiederholter Angebote, alle Abteilungen in einem einzigen Botschaftskomplex unterzubringen, antwortete London höflich, es ziehe die jetzige Lage am Sofiskaja-Kai vor. Da das Gebäude exterritoriales, britisches Gebiet war, blieb die Botschaft dort.
    Leonid Saizew saß auf dem gegenüberliegenden Flußufer und beobachtete, wie die britische Flagge wehte, während das erste Tageslicht die Hügel im Osten erhellte. Der Anblick rief eine alte Erinnerung in ihm wach.
    Mit achtzehn Jahren war der Hase zur Roten Armee eingezogen und nach der üblichen minimalen Grundausbildung zu einer Panzerbrigade in Ostdeutschland versetzt worden. Dort diente er als Gefreiter, weil er nach Ansicht seiner Ausbilder nicht einmal das Zeug zum Korporal hatte.
    An einem Sommertag des Jahres 1955 hatte er bei einem Geländemarsch durch die Wälder um Potsdam den Anschluß an seine Gruppe verloren. Er irrte orientierungslos und verängstigt weiter, bis er endlich auf einen sandigen Waldweg hinausstolperte. Dort blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen und war vor Angst wie gelähmt. Zehn Meter von ihm entfernt stand ein offener Jeep, der mit vier Soldaten besetzt war. Sie befanden sich anscheinend auf einer Streifenfahrt und hatten hier eine Pause eingelegt.
    Zwei Soldaten saßen noch im Fahrzeug; die beiden anderen standen rauchend daneben. Jeder der vier hatte eine Bierflasche in der Hand. Er wußte sofort, daß sie keine Russen waren. Sie waren westliche Ausländer, Angehörige der Alliierten Militärmission in Potsdam, die 1945 gemäß dem Viermächteabkommen, von dem er natürlich nichts wußte, ins Leben gerufen worden war. Er wußte nur, daß sie der Feind waren, der gekommen war, um den Sozialismus zu vernichten und dabei möglichst auch ihn umzubringen.
    Sie hörten zu reden auf, als sie ihn sahen, und starrten ihn alle vier an. Einer von ihnen sagte:
»'Allo, 'allo. What 'ave we 'ere? A bleedingRussky. 'Allo, Ivan.«
    Er verstand natürlich kein Wort. Er hatte eine Maschinenpistole umhängen, aber sie schienen sich nicht im geringsten vor ihm zu fürchten. Im Gegenteil:
Er
hatte Angst vor ihnen. Zwei von ihnen trugen schwarze Barette mit messingglänzenden Abzeichen, die mit einem weißroten Federbusch unterlegt waren. Auch wenn er das nicht wußte, hatte er das Regimentsabzeichen der Royal Fusiliers vor sich.
    Einer der Soldaten neben dem Fahrzeug stieß sich von der Karosserie ab und schlenderte auf ihn zu. Er hätte sich vor Angst fast in die Hose gemacht. Der Mann war ebenfalls jung – mit roten Haaren und Sommersprossen. Er grinste Saizew an und hielt ihm eine Flasche hin.
    »Come on, mate. 'Ave a beer!«
    Leonid fühlte die Kälte der mit Feuchtigkeit beschlagenen Flasche in seiner Hand. Der ausländische Soldat nickte aufmunternd. Das Bier würde natürlich vergiftet sein. Er setzte die Flasche an seinen Mund und hob sie hoch. Die kalte Flüssigkeit schoß gegen seinen

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