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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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eliminiert wird?« fragte er.
    »Nein.«
    »Warum nicht? Es läßt sich machen.«
    »Es funktioniert nicht.«
    »Normalerweise schon.«
    Monk erklärte es ihm. Ein Volk im Chaos, das in den Abgrund gerissen würde, vielleicht in einen Bürgerkrieg. Oder ein anderer Komarow, vielleicht seine rechte Hand, Grischin, der auf einer Welle der Entrüstung zur Macht stürmen würde.
    »Sie sind die beiden Seiten einer Medaille«, schloß er. »Der Mann des Wortes und der Mann der Tat. Tötet man den einen, reißt der andere das Zepter an sich. Und die Vernichtung Ihres Volkes geht weiter.«
    Gunajew wandte sich vom Fenster ab und ging zurück. Mit angespanntem Gesicht beugte er sich über Monk.
    »Was wollen Sie von mir, Amerikaner? Sie kommen hierher als Fremder, der mir einmal das Leben gerettet hat. Ich stehe also in Ihrer Schuld. Dann zeigen Sie mir diesen Dreck. Was hat das mit mir zu tun?«
    »Nichts, wenn Sie es nicht wollen. Sie haben viele Dinge, Umar Gunajew. Sie haben großen Reichtum, enorme Macht, sogar die Macht über Leben und Tod. Sie haben die Macht, sich herauszuhalten und den Dingen ihren Lauf zu lassen.«
    »Und warum sollte ich das nicht tun?« »Weil es einmal einen Jungen gegeben hat. Einen kleinen, abgerissenen Jungen, der in einem armen Dorf im Nordkaukasus bei seiner Familie aufgewachsen ist, bei Freunden und Nachbarn, die zusammengelebt haben, um ihn auf die Universität nach Moskau zu schicken, damit er ein großer Mann wird. Die Frage lautet: Ist dieser Junge irgendwo unterwegs gestorben und zu einem Automaten geworden, der nur von Reichtum gesteuert wird? Oder erinnert sich der Junge noch an sein Volk?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Nein, die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
    »Und Ihre Entscheidung, Amerikaner?«
    »Viel leichter. Ich kann hier rausgehen, ein Taxi nach Scheremetjewo nehmen und nach Hause fliegen. Dort ist es warm, gemütlich, sicher. Ich kann meinen Leuten sagen, sie sollen sich keine Gedanken machen. Es ist egal, hier kümmert sich niemand mehr, sie sind alle gekauft und bestochen. Soll die Dunkelheit ruhig hereinbrechen.«
    Der Tschetschene setzte sich und starrte in eine weit zurückliegende Vergangenheit. Schließlich sagte er: »Sie glauben, Sie können ihn aufhalten?«
    »Es gibt eine Chance.«
    »Und die wäre?«
    Monk setzte ihm auseinander, was sich Sir Nigel und die übrigen Ratsmitglieder ausgedacht hatten.
    »Sie sind verrückt«, erwiderte Gunajew kurz angebunden.
    »Vielleicht. Aber was für Möglichkeiten haben Sie? Komarow und der Völkermord durch seinen Schlächter; Chaos und Bürgerkrieg. Oder das andere.«
    »Und wenn ich Ihnen helfe, was brauchen Sie?«
    »Ich muß mich verstecken. Aber mitten im Geschehen. Ich muß mich bewegen können, darf aber nicht erkannt werden.
    Ich muß die Leute treffen, derentwegen ich hergekommen bin.«
    »Glauben Sie, Komarow weiß, daß Sie hier sind?«
    »Sehr bald. In dieser Stadt gibt es eine Million Informanten. Das wissen Sie, Sie benutzen ja selbst viele. Alle lassen sich kaufen. Und der Mann ist kein Dummkopf.«
    »Er kann alle Organe des Staates kaufen. Nicht einmal ich kann mich mit dem ganzen Staat anlegen.«
    »Sie haben gelesen, Komarow hat seinen Partnern und Geldgebern, der Dolgoruki-Mafia, das Blaue vom Himmel versprochen. Bald werden sie der Staat sein. Was passiert dann mit Ihnen?«
    »Einverstanden. Ich kann Sie verstecken. Aber für wie lange, weiß ich nicht. In unserer Gemeinde wird Sie niemand finden, bis ich es sage. Aber Sie können nicht hier leben. Das würde einfach auffallen. Ich habe viele sichere Adressen. Sie müssen von einer zur anderen ziehen.«
    »Sichere Adressen sind in Ordnung«, meinte Monk. »Dort kann ich schlafen. Aber um mich zu bewegen, brauche ich Papiere. Perfekt gefälscht.«
    Gunajew schüttelte den Kopf. »Wir fälschen hier keine Papiere. Wir kaufen echte.«
    »Das hatte ich vergessen. Alles ist käuflich.«
    »Was brauchen Sie sonst noch?«
    »Zunächst einmal diese Sachen.«
    Monk schrieb mehrere Zeilen auf ein Blatt Papier und gab es Gunajew, der die Liste durchlas. Kein Problem. Er kam zum letzten Punkt auf der Liste.
    »Wofür zum Teufel brauchen Sie das?«
    Monk erklärte es ihm.
    »Sie wissen, daß mir das Metropol zur Hälfte gehört«, seufzte Gunajew.
    »Ich werde versuchen, nur die andere Hälfte zu benutzen.«
    Der Tschetschene schien den Witz nicht verstanden zu haben.
    »Bis wann wird Grischin wissen, daß Sie hier sind?«
    »Das hängt davon ab. Ungefähr zwei Tage,

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