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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Minderheiten. Jedes bißchen kann helfen. Haben Sie die Berichte über den Wanderprediger gelesen? Er ist für eine Wiederkehr des Zaren.«
    »Ja. Verrückt, meiner Meinung nach. Aber lieber einen Zaren als einen Nazi. Was wollen Sie von mir, Mr. Monk?«
    »Ich? Nichts. Die Wahl liegt bei Ihnen. Sie sind der Vorsitzende eines Konsortiums von vier Banken, die zwei unabhängige Fernsehsender kontrollieren. Ihre Grumman steht am Flughafen?«
    »Ja.«
    »Bis Kiew sind es nur zwei Flugstunden.«
    »Warum Kiew?«
    »Sie könnten Babi Yar aufsuchen.«
    Leonid Bernstein wirbelte herum. »Sie können jetzt gehen, Mr. Monk.«
    Monk nahm seine beiden Akten vom Tisch und ließ sie in die dünne Ledermappe gleiten, in der er sie hergebracht hatte.
    Er wußte, er war zu weit gegangen. Babi Yar ist eine Schlucht außerhalb Kiews. Zwischen 1941 und 1943 waren hunderttausend Zivilisten am Rande der Schlucht von Maschinengewehren niedergemäht worden, so daß ihre Leichen in den Abgrund fielen. Bei einigen hatte es sich um Kommissare oder kommunistische Parteifunktionäre gehandelt, aber fünfundneunzig Prozent von ihnen waren Juden aus der Ukraine gewesen. Monk hielt die Türklinke in der Hand, als Leonid Bernstein ihn noch einmal ansprach.
    »Sind Sie schon einmal dort gewesen, Mr. Monk?«
    »Nein.«
    »Und was haben Sie darüber gehört?«
    »Ich hörte, daß es ein trostloser Ort sein soll.«
    »Ich war einmal in der Schlucht von Babi Yar. Ein grauenhafter Ort. Guten Tag, Mr. Monk.«
    Das Büro von Dr. Lancelot Probyn im Hauptgebäude des College of Arms in der Queen Victoria Street war klein und vollgestopft. Auf jeder ebenen Fläche stapelten sich Papiere, deren Ordnung keinem bestimmten System zu gehorchen schien, die aber für den Genealogen offenbar einen Sinn ergab.
    Als Sir Nigel Irvine hereingeführt wurde, sprang Dr. Probyn auf, fegte die gesamte Familie Grimaldi auf den Boden und bat seinen Besucher, auf dem derart freigewordenen Stuhl Platz zu nehmen.
    »Nun, wie steht's um die Frage der Nachfolge?« wollte Irvine wissen.
    »Auf den Thron der Romanows? Nicht besonders gut. Wie ich befürchtet habe. Es gibt da einen, der Anspruch erheben könnte, aber der will nicht; dann einen, der will, aber aus zwei Gründen nicht in Frage kommt; und einen Amerikaner, der noch nicht gefragt wurde und sowieso keine Chance hat.«
    »So schlecht sieht's aus?« sagte Irvine. Dr. Probyn blinzelte und hüpfte aufgeregt umher. Er war in seinem Element, seiner Welt der Stammbäume, Einheiraten und seltsamen Erbfolgegesetze.
    »Fangen wir mit den Betrügern an«, sagte er. »Erinnern Sie sich noch an Anna Anderson? Sie war jene Frau, die ihr Leben lang behauptet hat, Großfürstin Anastasia zu sein und das Massaker in Jekatarinburg überlebt haben. Alles Lüge. Sie ist inzwischen tot, aber DNA-Tests haben zweifelsfrei bewiesen, daß sie eine Hochstaplerin war.
    Vor einigen Jahren starb ein anderer Betrüger in Madrid, ein selbsternannter Großfürst Alexei. Er erwies sich als Schwindler aus Luxemburg. Also bleiben noch drei, die hin und wieder in der Presse erwähnt werden, wenn auch meist nicht ganz korrekt. Haben Sie jemals von Prinz Georgi gehört?«
    »Verzeihen Sie, nein, habe ich nicht, Dr. Probyn.«
    »Na ja, macht nichts. Er ist ein junger Mann, der seit Jahren von seiner überaus ehrgeizigen Mutter, der Großfürstin Maria, Tochter des verstorbenen Großfürsten Wladimir, überall in Europa und Rußland herumgereicht wird.
    Wladimir hätte als Großenkel eines regierenden Herrschers vielleicht einen gewissen Anspruch anmelden können, doch selbst der wäre noch höchst fragwürdig gewesen, da seine Mutter zur Zeit seiner Geburt kein Mitglied der orthodoxen Kirche gewesen war und somit eine wesentliche Bedingung der Thronfolge nicht erfüllt hat.
    Jedenfalls wäre seine Tochter Maria nicht als Nachfolgerin in Frage gekommen, obwohl er dies immer wieder behauptet hat. Das Paulsche Gesetz, wissen Sie.«
    »Und das besagt. ?«
    »Es wurde von Paul I. erlassen. Außergewöhnliche Umstände ausgenommen, kommt für die Thronnachfolge einzig die männliche Nachkommenschaft in Betracht. Töchter zählen nicht. Sehr sexistisch, aber so war es nun einmal, und so ist es noch heute. Also ist die Großfürstin Maria eigentlich eine Prinzessin Maria, und ihr Sohn Georgi steht nicht in der Thronnachfolge. Das Paulsche Gesetz besagt nämlich auch, daß nicht einmal die Söhne der Töchter zählen.«
    »Also hoffen sie einfach nur auf das

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