Das schwarze Manifest
der stellvertretende Direktor (Beschaffung) drei Tage später Jason Monk. »Aber trauen Sie sich zu, in den Südjemen zu fliegen und mit diesem Major Solomin zu reden?«
Monk beriet sich lange mit den Nahostexperten in den Hinterzimmern und erkannte bald, daß der Südjemen eine harte Nuß war. Bei der dortigen kommunistischen Staatsführung, die von Moskau eifrig umworben wurde, waren die USA völlig in Ungnade gefallen. Trotzdem gab es im Südjemen außer den Russen eine überraschend starke Ausländerkolonie.
Obwohl die Briten sich 1976 ihren Rückzug aus Aden buchstäblich hatten erkämpfen müssen, waren sie wieder zahlreich vertreten. Die Crown Agents waren bei Beschaffungen im Ausland behilflich, De la Rue druckte Banknoten, und Tootal baute eine Textilfabrik. Massey Ferguson montierte im Südjemen Traktoren, und Costain baute in der Vorstadt Shaykh 'Uthman, in der die Fallschirmjäger sich damals ihren Weg von Straße zu Straße freigeschossen hatten, eine Keksfabrik.
Britische Ingenieure arbeiteten am Bau einer neuen Trinkwasserversorgung und einem Projekt zum Schutz vor Überflutungen mit, während die britische Wohltätigkeitsorganisation
Save the Children
gemeinsam mit den französischen
Médecins Sans Frontières
auf dem Land Medikamente verteilte.
Damit blieben für die Vereinten Nationen drei Tätigkeitsbereiche: Die FAO beriet in landwirtschaftlichen Fragen, die UNICEF nahm sich der Straßenkinder an, und die WHO förderte Gesundheitsprojekte.
Selbst wenn man eine Fremdsprache perfekt beherrscht, ist es eine riskante Sache, sich als Staatsbürger des jeweiligen Landes auszugeben und in dieser Rolle dem Original zu begegnen. Monk entschied sich dagegen, als Brite einzureisen, weil jeder Engländer ihn in zwei Minuten als Hochstapler entlarvt hätte. Das gleiche galt für die Franzosen.
Aber die USA waren der größte Geldgeber der Vereinten Nationen und besaßen in vielen ihrer Unterorganisationen offen oder verdeckt Einfluß. Nachforschungen ergaben, daß es bei der FAO-Vertretung in Aden keinen Spanier gab. Eine neue Legende wurde zusammengestellt, und mit stillschweigendem Einverständnis der zuständigen Stellen würde Monk im Oktober als Inspekteur der FAO-Zentrale in Rom mit einem Einmonatsvisum in den Südjemen reisen, um die Fortschritte landwirtschaftlicher Projekte zu begutachten. Seinen Ausweisen nach würde er ein gewisser Esteban Martinez Llorca sein. In Madrid stattete die noch immer dankbare spanische Regierung ihn mit echten Papieren aus.
Jock Macdonald kam zu spät nach Moskau zurück, um Celia Stone im Krankenhaus aufsuchen zu können, aber er besuchte sie am nächsten Morgen, am zwanzigsten Juli. Die junge Stellvertreterin des Presseattaches trug einen Kopfverband und war leicht benommen, aber sie konnte seine Fragen beantworten. Sie war zur gewohnten Zeit nach Hause gefahren; sie hatte niemanden gesehen, der sie verfolgte. Andererseits war sie dafür nicht ausgebildet.
Nach drei Stunden in ihrem Apartment war Celia mit einer Freundin aus der kanadischen Botschaft zum Abendessen ausgegangen und gegen halb zwölf zurückgekommen. Die Einbrecher mußten ihren Schlüssel im Schloß gehört haben, denn als sie hereinkam, war alles still. Sie machte in der Diele Licht und sah, daß die Wohnzimmertür offen und der Raum dahinter dunkel war. Das war merkwürdig, denn sie hatte im Wohnzimmer eine Lampe brennen lassen. Die Wohnzimmerfenster führten auf den Innenhof hinaus, und das Licht hinter den Vorhängen hätte den Anschein erweckt, jemand sei daheim. Sie sagte sich, die Glühbirne müsse durchgebrannt sein.
Als sie die Wohnzimmertür erreichte, kamen zwei Gestalten aus dem Dunkel auf sie zu. Eine schwang etwas, das sie seitlich am Kopf traf. Während sie zu Boden ging, nahm sie noch undeutlich wahr, daß zwei Männer über sie hinwegsprangen und zur Wohnungstür liefen. Sie wurde bewußtlos. Als sie wieder zu sich kam – nach wie langer Zeit, konnte sie nicht beurteilen –, kroch sie ans Telefon und rief einen Nachbarn an. Dann wurde sie nochmals ohnmächtig und wachte erst im Krankenhaus auf. Mehr wußte sie nicht.
Macdonald besichtigte das Apartment. Der Botschafter hatte beim Außenministerium protestiert, das ihm sein Bedauern ausgedrückt und sich wiederum beim Innenministerium beschwert hatte. Von dort aus war die Moskauer Staatsanwaltschaft angewiesen worden, ihren besten Ermittler einzusetzen. Ein ausführlicher Bericht sollte schnellstmöglich vorgelegt werden. In
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