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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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liebsten einen langen, halblauten Pfiff ausgestoßen hätte. Solomin berichtete eine halbe Stunde lang.
    »Ist das wahr, Peter? Ist's wirklich bald soweit?«
    »So wahr ich hier sitze. Ich habe mit eigenen Ohren eine Bestätigung des Verteidigungsministers gehört.«
    »Das wird vieles verändern«, sagte Monk. »Danke, alter Jäger. Aber jetzt muß ich gehen.«
    Als Fremder, der sich auf einer Parkbank mit einem Unbekannten unterhalten hat, streckte Monk ihm die Hand hin.
    Solomin starrte sie fasziniert an.
    »Was ist das?«
    Er meinte den Ring. Monk trug im allgemeinen keine Ringe, aber dieser paßte zu seiner Rolle als Texaner. Ein silberner Navajoring mit eingesetzten Türkisen, wie sie überall in Texas und New Mexico getragen wurden. Als Monk merkte, wie gut dem Mann vom Stamm der Udegei aus Primorski Krai dieser Ring gefiel, streifte er ihn impulsiv ab und drückte ihn dem Sibirer in die Hand.
    »Für mich?« fragte Solomin.
    Er hatte nie Geld verlangt, und Monk hatte zutreffend erraten, daß ein Geldangebot ihn beleidigt hätte. Wie der Gesichtsausdruck des Sibirers zeigte, bedeutete ihm dieser Ring mehr als jeder Agentenlohn: von Silberschmieden der Ute oder Navajo gestaltetes Silber und Türkise im Wert von vielleicht hundert Dollar aus den Bergen New Mexicos.
    Monk, der sich darüber im klaren war, daß sie sich in der Öffentlichkeit nicht umarmen durften, wandte sich ab, um davonzugehen. Er sah sich noch einmal unauffällig um. Pjotr Solomin hatte sich den Ring an den kleinen Finger der linken Hand gesteckt und bewunderte ihn. So behielt Monk den Jäger aus dem Osten in Erinnerung.
    Die
Armenia
legte in Odessa an und lud dort ihre menschliche Fracht aus. Die Zollbeamten kontrollierten jeden einzelnen Koffer, aber sie suchten lediglich nach antisowjetischem Propagandamaterial. Monk hatte erfahren, daß bei ausländischen Touristen ausschließlich dann Leibesvisitationen durchgeführt wurden, wenn der KGB die Kontrolle vornahm – und das hätte einen sehr speziellen Anlaß erfordert.
    Monk trug die winzigen Negativstreifen zwischen zwei Pflasterlagen auf einer Gesäßbacke. Wie alle anderen Amerikaner klappte Monk seinen Koffer zu und wurde von ihrem Intouristführer durch die restlichen Kontrollen geschleust und in den Zug nach Moskau gesetzt.
    In der Hauptstadt lieferte Monk sein Material am nächsten Tag in der Botschaft ab, die es als Kuriergepäck nach Langley weiterbefördern würde, und flog in die Vereinigten Staaten zurück. Er hatte einen sehr langen Bericht zu schreiben.
    »Guten Abend, britische Botschaft«, meldete sich die Telefonistin am Sofiskaja-Kai.
    »Schto?«
fragte die Stimme am anderen Ende verständnislos.
    »Dobri wetscher, anglijskoje posolstwo«,
wiederholte die Telefonistin auf russisch.
    »Ist dort nicht die Kasse des Bolschoitheaters?« fragte die Stimme.
    »Tut mir leid, aber Sie haben die falsche Nummer«, antwortete die Telefonistin und legte auf.
    Die Überwacher an den Geräten in der Zentrale der FAPSI, des russischen Abhördienstes für Fernmeldeeinrichtungen, hörten diesen Anruf mit und registrierten ihn, ohne sich jedoch weiter darum zu kümmern. Daß Leute falsche Nummern wählten, kam schließlich oft genug vor.
    In der Botschaft ignorierte die Telefonistin beide Blinklichter, die ihr weitere Anrufe signalisierten, sah in einem kleinen Notizbuch nach und wählte eine interne Nummer.
    »Mr. Fields?«
    »Ja.«
    »Hier ist die Vermittlung. Eben hat jemand angerufen und die Kasse des Bolschoitheaters verlangt.«
    »Gut, danke.«
    »Gracie« Fields rief Jock Macdonald an. Das interne Telefonnetz mit seinen Nebenstellen wurde vom Sicherheitsdienst regelmäßig nach Wanzen abgesucht und galt als sicher.
    »Eben hat mein Freund von der Gendarmerie angerufen«, berichtete Fields. »Er hat den Notfallcode benutzt. Er braucht einen Rückruf.«
    »Halten Sie mich auf dem laufenden«, sagte der Stationsleiter.
    Fields sah auf seine Uhr. Von der einen Stunde, die zwischen den Anrufen liegen sollte, waren fünf Minuten vergangen. An einem Münztelefon in der Eingangshalle einer zwei Straßen weit von der Milizzentrale entfernten Bank sah Inspektor Nowikow ebenfalls auf die Uhr und beschloß, die Wartezeit mit einem Kaffee zu überbrücken. Danach würde er sich vor einem weiteren öffentlichen Münztelefon in der nächsten Straße postieren und warten.
    Zehn Minuten später verließ Fields die Botschaft und fuhr langsam zum Hotel Kosmos am Miraprospekt. In dem 1979 erbauten und

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