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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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Freundes- und Bekanntenkreise war, auch ungeladen, dazu willkommen, so viele Teilnehmer der verfügbare Raum zu fassen vermochte. Das Spinnen des Flachses, das von den jungen Mädchen statt in der stillen Abgeschlossenheit des elterlichen Hauses hier in lustiger Gesellschaft betrieben wurde, war allerdings der ausgesprochene Zweck dieser Zusammenkünfte, aber nicht die Hauptsache. Das war die vielstimmige, munter durcheinander schwirrende Unterhaltung, das Scherzen und Necken, Lachen und Liebeln mit den flotten Junggesellen, die dabei nicht fehlen durften und in der Tat auch niemals fehlten. Oft wurde dabei gesungen, manchmal auch getanzt, und stets waren eine oder ein paar ehrsame Mütter zugegen, die darüber wachten, daß die liebe, heißblütige Jugend nicht über die Stränge schlug.
    Die Spinnerinnen kamen mit ihren Spinnrocken, deren Kunkel von Flachs oder Werg mit farbigen Bändern oder mit sogenannten Rockenbriefen umwunden war, breiten Pergamentstreifen, die mit Bildern von Blumen, Engeln, hübschen Bubenköpfen oder auch mit teils frommen, teils sehr weltlich erdachten Sinnsprüchen und Lebensregeln bemalt waren. Die schmucken Dirnen saßen in der geräumigen Diele, die an den Seiten von kleinen Öllampen und in der Mitte von einem hölzernen Hängeleuchter mit Unschlittkerzen erhellt und von einem mächtigen tönernen Ofen durchwärmt war, ließen die Räder surren und die Trittbretter klappern, und hinter ihnen standen die Burschen und plauderten mit ihren Auserwählten. Manch einer beugte sich zu dem Ohr der vor ihm Sitzenden nieder und raunte ihr minnige, oft auch verfängliche Worte zu, und dann überflutete wohl ein schämiges Rot die Wangen der Lauschenden, oder sie wandte schnell den Kopf und sah mit einem zärtlichen oder einem strafenden, doch niemals ernstlich bös gemeinten Blick zu dem Verwegenen auf.
    Heute war Spinnabend im Hause von Adam Steinecker, dem Vater Jakobinens, und war stark besucht, auch von den beiden Gersbacher'schen Söhnen, sowie von Ammerie und Trudi. Die Würzburgische, wie man Trudi allgemein nannte, war keine Unbekannte mehr in diesem Kreise, wenn auch niemand etwas anderes von ihr wußte, als daß sie eine Verwandte der Armbruster war und deswegen für ein wohlhabendes Mädchen galt. Allen aber fiel sie durch ihre Schönheit und Anmut auf, und ihr freundliches, bescheidenes Wesen hatte ihr bereits die Zuneigung vieler erworben, die mit ihr in Berührung gekommen waren, mit Ausnahme einiger im stillen neidischer Altersgenossinnen, die es in diesen Eigenschaften und Tugenden mit der Fremden nicht aufnehmen konnten.
    Trudi hatte sich allerdings in dem Vierteljahr, das sie schon in der behaglichen Häuslichkeit des Abtshofes verbracht hatte, zu einem schönen, von Gesundheit strotzenden Mädchen entfaltet, das einen Vergleich mit den begehrtesten Wachenheimerinnen wahrlich nicht zu scheuen brauchte. Franz Gersbacher stellte hier zum ersten Male solchen Vergleich im geheimen an und kam zu der Überzeugung, daß unter allen anwesenden und abwesenden Mädchen von Wachenheim und Umgegend der Preis der Holdseligkeit unbestreitbar Trudi gebühre. Kein Wunder, daß er sich meistens zu ihr hielt und sie vor den andern auszeichnete. Und er mußte wohl nicht der einzige hier sein, der so dachte; bald dieser, bald jener der Burschen näherte sich ihr mit zierlichem Kratzfüßeln und Scharwenzeln.
    Sie selber tat nichts, irgendwelches Aufsehen zu erregen, spann beharrlich ihren Faden und gab auf jede Ansprache angemessenen und artigen Bescheid. Sie mit leichtfertigen Reden zu behelligen wagte niemand, denn der Ernst in ihren Zügen und die Gesetztheit ihres Benehmens hielt auch den Kecksten in geziemenden Schranken.
    Bei all ihrem Fleiß konnte sie sich indessen nicht versagen, Franz und Jakobine ein wenig zu beobachten, um zu ermitteln, in welchen Beziehungen die beiden zueinander stehen mochten. Da wurde sie denn gewahr, daß sich Franz so gut wie gar nicht um die Tochter des Hauses bekümmerte und ihr keinerlei Aufmerksamkeit erwies, während Jakobine ihn kaum aus den Augen ließ und durch alberne Scherze und überflüssige Fragen mit ihm anzuknüpfen suchte, auf die er ihr nur kurze Antworten gab. Daraus schloß sie, daß Ammerie doch wohl recht haben mußte in ihrer Beurteilung des wahren Verhältnisses zwischen den beiden und daß bei diesem einem Gerücht nach füreinander bestimmten Paare die Verliebtheit nur auf einer Seite zu finden war.
    Jakobinens Wesen behagte ihr nicht

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