Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
Vom Netzwerk:
Du mich bitten! als ob ich darauf wartete!« sprach der Freiherr. »Ich habe den Faut bereits angewiesen, vorläufig noch nicht die Hand auf Trudi zu legen. Aber der Aufschub nützt nichts, dauernd kann ich's nicht hindern.«
    »Du könntest nicht verhindern, daß mir eine solche Schmach zugefügt wird?« fragte Christoph erstaunt und zugleich bestürzt.
    »Nein, das kann ich nicht; sonst tät ich's, Chrischtoph.«
    »Das will mir nicht in den Kopf.«
    »Mir will manches nicht in meinen grauen Kopf, was ich doch tun muß, ob gern oder ungern. Da bleibt nichts übrig als gehorchen und schweigen.«
    »Dazu schweig' ich nicht, Dieter!« rief Armbruster erregt, »du wirst mich doch nicht im Stich lassen in meiner Bedrängnis, wirst mich von dieser malefizischen Gewalttätigkeit, die mir an die Ehre meines Namens und meiner Familie geht, nicht widerstandslos knechten und knebeln lassen?«
    »Mach deinem Herzen Luft! das kann ich verstehen, aber helfen kann ich dir nicht,« erwiderte Remchingen.
    »Ich halte mich an dich. Wer will dich zwingen, ein himmelschreiendes Unrecht zu begehen? wer mich zwingen, es mir gefallen zu lassen? Wenn du die Hand dazu bietest, wenn du dich dazu hergibst, es über mich zu verhängen, so machst du dich zum Mitschuldigen daran,« kam es heftig aus des Bürgermeisters Munde.
    »Chrischtoph, vertrau mir!« sprach der Freiherr mit nicht geringer Selbstüberwindung gegenüber diesem harten Vorwurf. »Ich kam als dein Freund, um dir in Ruhe eine Maßregel anzukündigen, die ich mir nicht ausgedacht habe, die ich aber
nolens volens
auch gegen dich durchführen muß ohne Ansehen der Person.«
    »So! dann – ich will dirs nicht verhehlen, Dieter – dann gibt's hier in der Stadt einen allgemeinen Aufstand, den ich auch nicht verhindern kann, selbst wenn ich's wollte, und ich werd' es nicht wollen.«
    »Du mußt wollen, du mußt ihn unterdrücken, denn du bist dafür verantwortlich,« hielt ihm der Freiherr streng entgegen. »Eine offene Rebellion wäre eine Unbesonnenheit, die ihr blutig zu büßen haben würdet.«
    »Würdest du zum Kampf bis aufs Blut gegen uns anrennen?« fragte Christoph.
    »Wenn' s sein muß, – ganz gewiß!«
    »Das willst du auf dein Gewissen nehmen?«
    »Ohne Zaudern und mit allen Konsequenzen!« sprach der Freiherr gereizt, kaum noch an sich haltend.
    »Nun, um den Mut beneid' ich dich nicht!« ließ sich Christoph hinreißen, höhnisch zu erwidern. »Wie denkst denn du über dieses infame Wildfangrecht? wagst du's, es mir ins Gesicht hinein zu verteidigen?«
    Das war dem stolzen Burgherrn zu viel. Mit dem schneidenden Kommandoton des alten Reiterobersten fuhr's ihm heraus, als ob er blank zöge: »Darüber bin ich Euch keine Rechenschaft schuldig, Bürgermeister!«
    »Aber Gott dem Allwissenden, Herr Reichsfreiherr!«
    »Dem werd' ich einst Rede stehen, aber nicht Euch. Als pfalzgräflicher Obervogt verlang ich auch beim Wildfangrecht unbedingten Gehorsam.«
    »Den ich Euch verweigere, Herr pfalzgräflicher Obervogt!«
    »Bürgermeister!!« – – Der Freiherr war aufgesprungen und sofort auch Christoph Armbruster. Zornbebend, schwer atmend standen sie sich gegenüber und bohrten Blick in Blick; der Tisch war zwischen ihnen. Allmählich aber trat in des Freiherrn Zügen ein Wechsel ein wie von Gewitterdrohen zu Sonnenschein; ein halb gutmütiges, halb überlegenes Lächeln glitt darüber hin, und ruhig sprach er: »Chrischtoph, wollen wir zwei alten Kerle uns hier beim Wein über Dinge zanken, an denen wir beide nichts ändern können? Komm' her! stoß an,
pax nobiscum

    Damit war der Bürgermeister entwaffnet; nicht eine Sekunde lang zögerte er. Glas klang an Glas, und jeder tat einen kräftigen Zug. »So! nun laß uns vernünftig miteinander reden.«
    Sie setzten sich wieder, und Remchingen behielt das Wort: »Deine Niftel muß hörig werden, das ist nicht abzuwenden, aber ich kann die Zügel straff ziehen oder am Boden schleifen lassen. Wenn nur der vorgeschriebenen Form genügt wird, in der Sache läßt sich manches mildern.«
    »Wie denn? womit denn mildern?« fragte Christoph.
    »Der Faut legt die Hand auf Trudi, spricht sie in meinem Namen hörig und fordert den Fahegulden. Den wirst du doch zahlen?«
    »Zehnfach, hundertfach!« rief Christoph, »wenn ich sie damit frei kriegte.«
    »Das nicht, ablösbar ist das Wildfangrecht nicht,« belehrte ihn der Freiherr. »Dann ist sie also meine Leibeigene, und ich kann mit ihr schalten und walten nach meinem Belieben,

Weitere Kostenlose Bücher