Das Schweigen der Laemmer
Stimme wischte alles fort, als sie viel Wirbel um den Pudel machte.
»Precious, leg das hin. Du wirst dich mit einer Nadel stechen, und was machen wir dann? Ich bin fast fertig. Ja, Herzliebling. Du kriegst ein Chew-wy, wenn wir fertig sind, uuuii, du kriegst Chew-wy doody doody doo.«
Catherine wußte nicht, wie lange sie schon gefangen war. Sie wußte, daß sie sich zweimal gewaschen hatte - das letztemal hatte sie sich im Licht hingestellt, wollte, daß er ihren Körper sah, nicht sicher, ob er hinter dem blendenden Licht hinunterschaute.
Catherine Baker Martin nackt war ein atemberaubender Anblick, die reinste Wucht, und das wußte sie. Sie wollte, daß er das sah.
Sie wollte aus der Grube heraus. Dicht genug zum Picken ist dicht genug zum Kämpfen - das sagte sie sich beim Waschen in Gedanken immer wieder vor. Sie bekam sehr wenig zu essen, und sie wußte, daß sie es tun mußte, solange sie noch ihre Kraft hatte. Sie wußte, sie konnte kämpfen. Wäre es besser, ihn zuerst zu ficken, ihn so oft zu ficken, wie er konnte, und ihn zu ermüden? Sie wußte, daß sie ihn in etwa eineinhalb Sekunden in himmlische Gefilde schicken konnte, wenn sie ja die Beine um seinen Hals bekam. Kann ich es ertragen, das zu tun? Du hast gottverdammt recht, ich kann es. Eier und Augen, Eier und Augen, Eier und Augen. Von oben war jedoch kein Ton gekommen, als sie mit Waschen fertig war und den frischen Overall anzog. Es gab keine Antwort auf ihre Angebote, als der Badeeimer an seiner dünnen Schnur hoch-schwenkte und durch ihren Toiletteneimer ersetzt wurde.
Sie wartete nun, Stunden später, und lauschte auf die Nähmaschine. Sie rief nicht nach ihm. Mit der Zeit, vielleicht tausend Atemzüge, hörte sie ihn die Treppe hochgehen, mit dem Hund reden, etwas sagen - »Frühstück, wenn ich zurückkomme.« Er ließ das Kellerlicht an. Das tat er manchmal.
Zehennägel und Schritte auf dem Küchenboden oben. Der Hund am Winseln. Sie glaubte, daß der, der sie gefangen nahm, gerade wegging. Manchmal ging er lange weg.
Atemzüge vergingen. Der kleine Hund lief in der Küche oben herum, winselte, zog klappernd und scheppernd etwas am Boden entlang, vielleicht seinen Futternapf. Scharren, Scharren oben.
Und wieder Bellen, abgehackte scharfe Laute, diesmal nicht so klar, wie die Geräusche gewesen waren, als der Hund über ihr in der Küche war. Weil der kleine Hund nicht in der Küche war. Er hatte mit der Schnauze die Tür aufgestoßen, und er war im Keller unten und jagte Mäuse, wie er es zuvor getan hatte, wenn er drau-
ßen war.
Unten im Dunkeln tastete Catherine Martin unter ihrer Matratze. Sie fand das Stück Hühnerknochen und roch daran. Es war schwer, nicht die kleinen Fetzen Fleisch und Knorpel daran zu essen. Sie nahm ihn in den Mund, um ihn zu erwärmen. Sie stand nun auf und schwankte in der schwindelerregenden Dunkelheit ein wenig. In der senkrechten Grube war nur ihre Decke bei ihr, der Overall, den sie trug, der Plastiktoiletteneimer und seine dünne Baumwollschnur, die sich in das blaßgelbe Licht hochzog.
Sie hatte regelmäßig darüber nachgedacht, wenn sie denken konnte. Catherine streckte sich, so hoch sie konnte, und zog, wo- bei sie den Arm von einer Seite zur ändern schwenkte und hoffte, der Faden würde dort durchscheuern, wo er über den hölzernen Rand der Öffnung über ihr vorbeiging. Sie zog so lang, bis ihr die Schulter weh tat. Sie zog, die Schnur spannte sich, spannte sich jetzt nicht, kein Spannen mehr. Bitte reiß hoch oben durch. Flopp, und sie fiel, Faserstränge davon über ihr Gesicht.
Auf dem Boden hockend, die Schnur über ihrem Kopf und ihren Schultern, nicht genug Licht von dem Loch hoch oben, um die Schnur auf sich gehäuft zu sehen. Sie wußte nicht, wieviel sie hatte. Darf sie nicht verheddern. Vorsichtig legte sie die Schnur in Krümmungen auf dem Boden aus und maß sie an ihrem Unterarm. Sie zählte vierzehn Unterarme. Die Schnur war am Rand des Brunnens gerissen.
Sie band den Hühnerknochen mit seinen Fleischfitzchen fest dort an die Schnur, wo diese an den Eimerhenkel geknüpft war.
Nun der schwierigere Teil.
Arbeite behutsam. Geistig war sie auf Sturmwetter eingestellt.
Es war so, als ob man bei schwerem Unwetter in einem kleinen Boot auf sich selbst gestellt war.
Sie band sich das abgerissene Ende der Schnur ums Handgelenk und zog den Knoten mit den Zähnen zusammen.
Sie stand so weit weg von der Schnur wie möglich. Den Eimer am Griff haltend, schwang sie ihn in einem
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