Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
zu diesem Deputy sagte, er und ich sollten nicht vor einer Frau reden, das hat Sie gefuchst, nicht wahr?«
    »Klar.«
    »Es war nur Bluff. Ich wollte ihn allein erwischen.«
    »Das weiß ich.«
    »Okay.« Crawford knallte den Kofferraum zu und wandte sich ab.
    Starling konnte es nicht dabei bewenden lassen. »Es spielt doch eine Rolle, Mr. Crawford.«
    Er drehte sich ihr wieder zu, mit seinem Telefaxgerät und Aktenkoffer beladen. Sie hatte seine volle Aufmerksamkeit.
    »Diese Polizisten wissen, wer Sie sind«, sagte sie. »Sie nehmen Sie als Vorbild, um zu sehen, wie sie agieren müssen.« Sie stand fest und sicher da, zuckte die Achseln, zeigte die Handflächen. Es war raus, es stimmte.
    Crawford schien etwas abzuwägen.
    »Ordnungsgemäß notiert, Starling. Kümmern Sie sich nun um das Insekt.«
    »Jawohl, Sir.«
    Sie sah zu, wie er davonging, ein Mann mittleren Alters mit Kof-fern beladen und vom Fliegen zerknautscht, die Manschetten vom Flußufer verdreckt, auf dem Weg nach Hause zu dem, was er zu Hause tat.
    Da hätte sie für ihn töten können. Das war eines von Crawfords großen Talenten.

14. Kapitel

    Das Smithsonian's National Museum für Naturgeschichte war schon seit Stunden geschlossen. Doch Crawford hatte vorher angerufen, und ein Aufseher wartete, um Clarice Starling am Eingang in der Constitution Avenue einzulassen.
    Das geschlossene Museum war schwach erleuchtet, und es herrschte Stille. Nur die Kolossalflgur eines Südseehäuptlings gegenüber dem Eingang stand so groß da, daß das trübe Deckenlicht auf sein Gesicht scheinen konnte.
    Starlings Führer war ein großer Schwarzer in der adretten Uniform der Aufseher des Smithsonian. Sie fand, daß er dem Häuptling ähnelte, als er das Gesicht zu den Fahrstuhllichtern hob. Eine momentane Erleichterung schlich sich in ihre müßige Fantasie ein, wie nach dem Massieren eines Krampfs.
    Die zweite Ebene über dem großen ausgestopften Elefanten, ein weites, der Öffentlichkeit nicht zugängliches Stockwerk, teilten sich die Abteilungen für Anthropologie und Entomologie. Die Anthropologen nannten es das vierte Stockwerk; die Entomologen behaupteten, es sei das dritte. Einige Wissenschaftler aus der Abteilung für Agrikultur sagten, sie hätten Beweise, daß es sich um das sechste handelte. Jede Splittergruppe mochte zum Teil recht haben, was das alte Gebäude mit seinen Anbauten und Un-terabteilungen betraf.
    Starling folgte dem Aufseher in ein halbdunkles Labyrinth aus Gängen, an deren Wänden Holzschränke mit anthropologischen Museumsstücken hochragten. Nur die Schildchen enthüllten ihren Inhalt.
    »Tausende von Menschen in diesen Schachteln«, sagte der Aufseher. »Vierzigtausend Exemplare.«
    Während sie dahinschritten, fand er die Büronummern mit seiner Taschenlampe und ließ den Lichtstrahl über die Schilder wandern.
    Dajak-Babytragekörbe und Zeremonienschädel machten Aphi-dina Platz, und sie ließen die Abteilung ›Menschheit‹ hinter sich, um sich der älteren und geordneteren Welt der Insekten zuzuwenden. Nun ragten an den Wänden des Korridors große hellgrün gestrichene Metallkästen empor.
    »Dreißig Millionen Insekten - und obendrein noch die Spinnen. Werfen Sie die Spinnen nicht mit den Insekten in einen Topf«, riet der Wärter. »Spinnenleute machen einen deswegen zur Schnecke. Dort, das Büro, das erleuchtet ist. Versuchen Sie nicht, selbst herauszukommen. Wenn sie nicht anbieten, Sie hin-unterzubringen, rufen Sie mich auf diesem Apparat an, es ist das Aufseherbüro. Ich hole Sie dann.« Er gab ihr eine Karte und ging davon.
    Sie war mitten in der Entomologie, auf einer Rotundengalerie hoch über dem großen ausgestopften Elefanten. Da war das helle Büro mit der offenen Tür.
    »Zeit, Pilch!« Eine Männerstimme, schrill vor Aufregung.
    »Los, los, mach schon. Zeit!«
    Starling blieb in der Türöffnung stehen. Zwei Männer saßen an einem Labortisch und spielten Schach. Beide waren um die Drei-
    ßig, der eine schwarzhaarig und mager, der andere klein und dick mit drahtigem roten Haar. Sie schienen voll von dem Schachbrett in Anspruch genommen. Wenn sie Starling bemerk- ten, dann ließen sie es sich nicht anmerken. Wenn sie den riesigen Nashornkäfer bemerkten, der sich langsam über das Brett schob und zwischen den Schachfiguren durchwand, dann ließen sie sich auch das nicht anmerken.
    Dann überquerte der Käfer den Rand des Bretts.
    »Zeit, Roden«, sagte der Magere sofort.
    Der kleine Dicke zog seinen Läufer und

Weitere Kostenlose Bücher