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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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drehte unverzüglich den Käfer um, damit dieser den Weg wieder mühsam zurück-krabbeln konnte.
    »Wenn der Käfer einfach quer zur Ecke läuft, ist die Zeit dann um?« fragte Starling.
    »Natürlich ist die Zeit dann um«, sagte der kleine Dicke laut, ohne aufzusehen. »Natürlich ist sie dann um. Wie spielen Sie denn? Lassen Sie ihn das ganze Brett überqueren? Gegen wen spielen Sie, ein Faultier?«
    »Ich habe das Exemplar, wegen dem Special Agent Crawford angerufen hat.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum wir Ihre Sirene nicht ge-hört haben«, sagte der kleine Dicke. »Wir warten schon den ganzen Abend hier, um ein Insekt für das FBI zu identifizieren. Wir geben uns nur mit Insekten ab. Keiner hat was von Special Agent Crawfords Exemplar gesagt. Er sollte sein Exemplar privat seinem Hausarzt zeigen. Zeit, Pilch!«
    »Ich würde Ihrer ganzen Prozedur gern ein anderes Mal zusehen«, sagte Starling, »doch dies ist dringend, wollen wir uns also jetzt dranmachen. Zeit, Pilch.«
    Der Schwarzhaarige drehte sich zu ihr um, sah, wie sie mit ihrem Aktenkoffer gegen den Türrahmen lehnte. Er legte den Käfer auf ein Stück vermodertes Holz in einer Schachtel und deckte ihn mit einem Salatblatt zu.
    Als er aufstand, war er groß.
    »Ich bin Noble Pilcher«, sagte er. »Dies ist Albert Roden. Sie möchten ein Insekt identifiziert haben? Wir freuen uns, Ihnen behilflich zu sein.« Pilcher hatte ein langes freundliches Gesicht, doch seine schwarzen Augen waren ein wenig hexenartig und zu dicht zusammen. Mit einem schielte er leicht, so daß es das Licht unabhängig auffing. Er gab ihr nicht die Hand. »Sie sind...?«
    »Clarice Starling.« »Schauen wir mal, was Sie da haben.«
    Pilcher hielt das kleine Glas gegen das Licht.
    Roden kam dazu. »Wo haben Sie das gefunden? Haben Sie es mit Ihrer Pistole getötet? Haben Sie seine Mami gesehen?«
    Starling kam der Gedanke, wie sehr Roden davon profitieren würde, wenn man ihm den Ellbogen in sein Kiefergelenk schmet-terte.
    »Pssst«, sagte Pilcher. »Erzählen Sie uns, wo Sie es gefunden haben. Hat es an irgendwas festgesessen - einem Zweig oder einem Blatt -, oder ist es in der Erde gewesen?«
    »Ich verstehe«, sagte Starling. »Niemand hat mit Ihnen gesprochen.«
    »Der Museumsdirektor hat uns gebeten, länger zu bleiben und ein Insekt für das FBI zu identifizieren«, erklärte Pilcher.
    »Hat uns befohlen«, sagte Roden. »Hat uns befohlen, länger zu bleiben.«
    »Das machen wir für den Zoll und für das Landwirtschaftsmini-sterium andauernd«, sagte Pilcher.
    »Aber nicht mitten in der Nacht«, erwiderte Roden.
    »Ich muß Ihnen ein paar Dinge erklären, die mit einem Verbrechen zu tun haben«, sagte Starling. »Das ist mir gestattet, wenn Sie es vertraulich behandeln, bis der Fall gelöst ist. Es ist wichtig.
    Es bedeutet einige Menschenleben, und ich sage das nicht nur so dahin. Dr. Roden, können Sie mir ernsthaft garantieren, daß Sie eine vertrauliche Mitteilung respektieren werden?«
    »Ich bin kein Doktor. Muß ich irgendwas unterschreiben?«
    »Nicht, wenn Ihr Wort etwas gilt. Sie werden für das Exemplar unterschreiben müssen, wenn Sie es behalten müssen, mehr nicht.«
    »Natürlich werde ich Ihnen helfen. Ich bin nicht unfürsorglich. «
    »Dr. Pilcher?«
    »Das stimmt«, sagte Pilcher. »Er ist nicht unfürsorglich.«
    »Vertrauen?«
    »Ich sage nichts.«
    »Auch Pilcher ist noch kein Doktor«, sagte Roden. »Ausbil-dungsmäßig stehen wir auf gleicher Stufe. Beachten Sie jedoch, wie er Ihnen erlaubt hat, ihn so zu nennen.«
    Roden legte die Spitze seines Zeigefingers gegen das Kinn, als würde er auf einen vernünftigen Ausdruck hinweisen. »Geben Sie uns sämtliche Einzelheiten. Was Ihnen vielleicht belanglos erscheint, könnte für einen Experten eine entscheidende Information sein.«
    »Dieses Insekt wurde hinter dem Gaumensegel eines Mordopfers steckend gefunden. Ich weiß nicht, wie es dort hingelangt ist.
    Ihre Leiche war im Elk River in West Virginia, und sie war nicht länger als ein paar Tage tot gewesen.«
    »Es ist Buffalo Bill, ich hab's im Radio gehört«, sagte Roden.
    »Über das Insekt haben Sie im Radio nichts gehört, oder?«
    fragte Starling.
    »Nein, aber es hieß Elk River - kommen Sie heute von da, sind Sie deshalb so spät?«
    »Ja«, entgegnete Starling.
    »Sie müssen müde sein. Wollen Sie einen Kaffee?« sagte Roden.
    »Nein, danke.«
    »Wasser?«
    »Nein.«
    »Ein Cola?«
    »Ich glaube nicht. Wir wollen erfahren, wo diese

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