Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
hinter ihrem Ohr, eine Folge von Schlägen, keiner von ihnen zu hart, bis sie über dem Stuhl zusammensackte. Sie rutschte auf den Boden des Lieferwagens und blieb auf der Seite liegen.
    Der Mann betrachtete sie sekundenlang und zog dann seinen Gipsverband und die Armschlinge ab. Rasch holte er die Lampe in den Lieferwagen und machte die Hintertüren zu.
    Er zog ihren Kragen zurück und las mittels einer Taschenlampe das Größenetikett in ihrer Bluse.
    »Gut«, sagte er.
    Er schlitzte die Bluse den Rücken hoch mit einer Verbands-schere auf, streifte sie ab und fesselte ihr die Hände auf dem Rük-ken mit Handschellen. Er breitete eine Speditionsmatte auf dem Boden des Lieferwagens aus und rollte sie auf den Rücken.
    Sie trug keinen Büstenhalter. Er pikte mit den Fingern in ihre großen Brüste und fühlte ihr Gewicht und ihre Spannkraft.
    »Gut«, sagte er.
    Auf ihrer linken Brust war ein rosa Knutschfleck. Er leckte sich den Finger, um an ihm wie an dem Chintz zu reiben, und nickte, als die Verfärbung bei leichtem Druck verschwand. Er rollte sie aufs Gesicht und untersuchte ihre Kopfhaut, wobei er ihr dickes Haar mit den Fingern scheitelte. Der wattierte Gipsverband hatte sie nicht verletzt.
    Mit zwei Fingern an der Seite ihres Halses nahm er ihren Puls und fand ihn kräftig.
    »Gut«, sagte er. Er hatte noch eine lange Rückfahrt zu seinem zweistöckigen Haus vor sich, und wollte sie deshalb lieber nicht hier verarzten. Catherine Baker Martins Kater sah vom Fenster aus zu, wie der Lieferwagen davonfuhr und die Rücklichter immer dichter zusammenrückten.
    Hinter dem Kater klingelte das Telefon. Mit seinem im Dunkeln blinkenden Licht nahm der Anrufbeantworter im Schlafzimmer den Anruf auf.
    Die Anruferin war Catherines Mutter, die US-Senatorin von Tennessee.

16. Kapitel

    In den 8oer Jahren, dem Goldenen Zeitalter des Terrorismus, bediente man sich spezie ller Verfahren, um sich mit einem Kidnapping zu befassen, das ein Kongreßmitglied in Mitleidenschaft zog.
    Um 2.45 berichtete der für das FBI-Büro Memphis zuständige Sonderagent dem Hauptquartier in Washington, daß Senatorin Ruth Martins einzige Tochter verschwunden sei.
    Um 3.00 verließen zwei nicht gekennzeichnete VW-Busse die feuchte Tiefgarage bei der Washingtoner Außenstelle Buzzard's Point. Ein VW-Bus fuhr zum Senate Office Building, wo Techniker an den Telefonapparaten in Senatorin Martins Büro Mithör- und Aufnahmegeräte anbrachten und die Münzfernsprecher in aller-nächster Nähe von Senatorin Martins Büro mit einer Title 3-Tele-fonwanze versahen. Das Justizministerium weckte das amtsjüngste Mitglied des Senatssonderausschusses des Nachrichtendien-stes, um der obligatorischen Meldung über die Abhöranlagen Rechnung zu tragen.
    Das andere Fahrzeug, ein VW-Bus mit Spionglas und Überwa-chungsausrüstung, war auf der Virginia Avenue geparkt, um die Vorderfront von Watergate West zu sichern, der Washingtoner Residenz von Senatorin Martin. Zwei der Insassen des VW-Busses betraten das Gebäude, um Mithörgeräte an den Privatappara-ten der Senatorin anzubringen.
    Bell Atlantic taxierte die Durchschnittszeit zur Zurückverfol-gung eines Anrufs mit Lösegeldforderung, der von einem inländischen Digitalschaltsystem getätigt wird, auf siebzig Sekunden. Das Sondereinsatzkommando in Buzzard's Point legte Doppel-schichten ein, falls die Hinterlegung des Lösegelds in der Gegend von Washington erfolgen sollte. Von Radiofunk wechselte es zu vorgeschriebener Verschlüsselung, um einen etwaigen Lösegeld-ort vor dem Eindringen von Nachrichtenhelikoptern zu schützen
    - jene Art von Verantwortungslosigkeit seitens des Nachrichten-gewerbes war selten, doch es war schon vorgekommen.
    Das Geiselrettungsteam war in Alarmbereitschaft und für sofor-tigen Einsatz gerüstet.
    Jedermann hoffte, daß Catherine Baker Martins Verschwinden ein professionelles Kidnapping wegen Lösegelds war; diese Möglichkeit bot die beste Chance für ihr Überleben.
    Keiner erwähnte die schlimmste aller Möglichkeiten.
    Dann, kurz vor Morgengrauen in Memphis, hielt ein Citypoli-zist auf Streife, der eine Beschwerde hinsichtlich eines Herumtrei-bers auf der Winchester Avenue untersuchte, einen älteren Mann an, der entlang des Banketts Aluminiumdosen und Schrott auf-las. In seinem Karren fand der Polizist eine vorn noch zugeknöpfte Damenbluse. Am Rücken war die Bluse wie ein Leichenhemd aufgeschlitzt. Das Wäschezeichen war das von Catherine Baker Martin.
    Jack Crawford fuhr um

Weitere Kostenlose Bücher