Das Schweigen der Laemmer
6.30 gerade von seinem Haus in Arlington in Richtung Süden, als das Telefon in seinem Wagen zum zweiten Mal innerhalb von zwei Minuten summte.
»Neun zweiundzwanzig vierzig.«
»Vierzig auf Empfang für Alpha.«
Crawford entdeckte einen Rastplatz, fuhr darauf und hielt an, um dem Telefon seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Alpha 4 ist der Chef des FBI.
»Jack - sind Sie über Catherine Martin auf dem laufenden?«
»Der Beamte von der Nachtschicht hat mich eben angerufen.«
»Dann wissen Sie über die Bluse Bescheid. Sagen Sie was.«
»Buzzard Point ist in Alarmbereitschaft«, sagte Crawford. »Mir wäre es lieber, wenn sie das noch blieben. Wenn nicht, würde ich gern die Telefonüberwachung beibehalten. Aufgeschlitzte Bluse oder nicht, wir wissen nicht mit Bestimmtheit, ob es Bill ist. Wenn es ein Nachahmer ist, ruft er vielleicht an und verlangt Lösegeld.
Wer macht in Tennessee Abhördienst und Spurensicherung, wir oder sie?«
»Sie. Die Staatspolizei. Sie ist ziemlich gut. Phil Adler hat vom Weißen Haus angerufen, um mich vom ›starken Interesse‹ des Präsidenten zu unterrichten. Wir können hier einen Sieg brauchen, Jack.«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Wo ist die Senatorin?«
»Auf dem Weg nach Memphis. Sie hat mich vor einer Minute zu Hause erwischt. Sie können sich einen Begriff machen.«
»Ja.« Crawford kannte Senatorin Martin von Etatanhörungen.
»Sie übt mit ihrem ganzen Einfluß Druck aus.«
»Das kann ich ihr nicht verübeln.«
»Ich auch nicht«, sagte der Chef. »Ich habe ihr erklärt, daß wir auf Hochtouren arbeiten, genau wie wir das die ganze Zeit gemacht haben. Sie ist... sie weiß um Ihre persönliche Lage, und sie hat Ihnen einen Firmenjet angeboten. Benutzen Sie ihn - kommen Sie abends nach Hause, wenn Sie können.«
»Gut. Die Senatorin ist zäh, Tommy. Wenn sie versucht, die Sache zu leiten, werden wir aneinandergeraten.«
»Ich weiß. Wenn es nicht anders geht, geben Sie mir die Schuld.
Was haben wir bestenfalls - sechs oder sieben Tage, Jack?«
»Ich weiß nicht. Wenn er in Panik gerät, wenn er entdeckt, wer sie ist - macht er sie vielleicht einfach kalt und lädt sie ab.«
»Wo sind Sie?«
»Zwei Meilen vor Quantico.«
»Paßt ein Lear auf die Startbahn in Quantico?«
»Ja.«
»Zwanzig Minuten.«
»Jawohl, Sir.«
Crawford tippte Nummern in seinen Apparat und fädelte sich wieder in den Verkehr ein.
17. Kapitel
Das Handtuch über der Schulter stand Clarice Starling mürrisch nach einem unruhigen Schlaf in ihrem Bademantel und ihren Häschenpantoffeln da und wartete darauf, ins Badezimmer zu können, das sie und Mapp sich mit den Studentinnen von ne-benan teilten. Die Nachrichten aus Memphis im Radio ließen sie einen halben Atemzug lang erstarren.
›O Gott‹, dachte sie. ›Ach du Schreck.‹ »OKAY DA DRINNEN!
DIESES BAD IST EROBERT. MIT HOCHGEZOGENEN HOSEN
RAUSKOMMEN. DIES IST KEIN DRILL!« Sie stieg zu ihrer verblüfften Nachbarin unter die Dusche. »Rück schon beiseite, Gra-de, und würdest du mir bitte die Seife da reichen.«
Das Ohr auf ein Telefonklingeln gespitzt, packte sie für einen Aufenthalt über Nacht und stellte ihr gerichtsmedizinisches Köfferchen neben die Tür. Sie vergewisserte sich, daß die Zentrale wußte, daß sie auf ihrem Zimmer war, und verzichtete aufs Frühstück, um am Telefon zu bleiben. Zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn eilte sie wortlos mit ihrer Ausrüstung zur Abteilung für Verhaltensforschung hinunter.
»Mr. Crawford ist vor fünfundvierzig Minuten nach Memphis aufgebrochen«, erklärte die Sekretärin ihr freundlich. »Burroughs ist mit, und Stafford vom Labor ist vom National abgeflo-gen.«
»Ich hab' gestern abend einen Bericht für ihn hier abgegeben.
Hat er irgendeine Nachricht für mich hinterlassen? Ich bin Cla -
rice Starling.«
»Ja, ich weiß, wer Sie sind. Ich habe drei Kopien Ihrer Telefonnummer hier vor mir, und auf seinem Schreibtisch sind noch weitere, glaube ich. Nein, er hat nichts für Sie hinterlassen, Cla -
rice.« Die Frau warf einen Blick auf Starlings Gepäck. »Soll ich ihm etwas ausrichten, wenn er anruft?«
»Hat er auf seiner Dreierkarte eine Telefonnummer in Memphis hinterlassen?«
»Nein, er gibt sie telefonisch durch. Haben Sie heute keinen Unterricht, Clarice? Sie sind doch noch in der Schule, oder?«
»Ja. Ja, bin ich.« Starlings spätes Betreten des Klassenzimmers wurde nicht von Gracie Pitman erleichtert, der jungen Frau, die sie in der Dusche
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