Das Schweigen der Laemmer
über diese Situation. Sie haben die Macht. Sie haben die Verantwortung. Ich weiß, daß Sie Liebe und Mitleid empfinden können. Sie können sie vor allem schützen, was ihr unter Umständen Schaden zufügen könnte. Sie haben jetzt eine wunderbare Gelegenheit, der ganzen Welt zu zeigen, daß Sie zu großer Güte fähig sind, daß Sie stark genug sind, andere besser zu behandeln, als Sie von der Welt behandelt worden sind. Sie heißt Catherine.«
Senatorin Martins Blick schwenkte von der Kamera weg, als das Bild zu einem Amateurfilm über ein Kleinkind wechselte, das sich dadurch beim Gehen half, daß es sich an der Mähne eines großen Collies festhielt.
Die Stimme der Senatorin fuhr fort: »Der Film, den Sie jetzt sehen, zeigt Catherine als kleines Kind. Lassen Sie Catherine frei.
Lassen Sie Catherine irgendwo in diesem Land unversehrt frei, und Sie werden meiner Unterstützung und meiner Freundschaft sicher sein.«
Nun eine Reihe von Standfotos - Catherine Martin im Alter von acht, wie sie die Ruderpinne eines Segelboots hielt. Das Boot war aufgebockt, und ihr Vater strich den Rumpf. Zwei Fotos jüngeren Datums der jungen Frau, ein Bild in voller Größe und eine Nah-aufnahme ihres Gesichts.
Nun zurück zur Senatorin in Großaufnahme: »Ich verspreche Ihnen vor diesem ganzen Land, Sie werden meine rückhaltlose Unterstützung haben, wann immer Sie sie benötigen. Ich bin gut ausgerüstet, um Ihnen zu helfen. Ich bin US-Senatorin. Ich stehe im Dienst des Ausschusses der technischen Versorgungstruppe.
Ich bin intensiv an der Strategischen Verteidigungsinitiative betei-ligt, den Weltraumwaffensystemen, die jeder ›Star Wars‹ nennt.
Wenn Sie Feinde haben, werde ich sie bekämpfen. Wenn irgend jemand Sie belästigt, kann ich ihm Einhalt gebieten. Sie können mich jederzeit, Tag oder Nacht, anrufen. Catherine heißt meine Tochter. Bitte, zeigen Sie uns Ihre Stärke«, sagte Senatorin Martin abschließend, »lassen Sie Catherine unversehrt frei.«
»Mann, ist das schlau«, sagte Starling. Sie zitterte wie ein Terrier. »Jesus, ist das schlau.« »Was, der Star Wars?« sagte Mapp. »Wenn die Außerirdischen versuchen, Buffalo Bills Gedanken von einem anderen Planeten aus zu kontrollieren, kann Senatorin Martin ihn schützen - ist das der Sinn?«
Starling nickte. »Viele paranoide Schizophreniker haben diese spezielle Halluzination — Kontrolle durch außerirdische Wesen.
Wenn Bill so geartet ist, läßt er sich durch diese Methode vielleicht hervorlocken. Es ist jedoch ein verdammt guter Schuß, und sie hat da oben gestanden und hat ihn abgefeuert, nicht wahr? Zumindest könnte es Catherine ein paar weitere Tage einbringen. Sie haben vielleicht Zeit, ein bißchen an Bill zu arbeiten. Oder vielleicht auch nicht; Crawford ist der Meinung, seine Zeitspanne würde kürzer. Sie können dies versuchen, sie können andere Dinge versuchen.«
»Nichts, was ich nicht versuchen würde, wenn er eins von meinen Kindern hätte. Warum hat sie in einem fort ›Catherine‹ gesagt, warum die ganze Zeit den Namen?«
»Sie versucht, Buffalo Bill dazu zu bringen, Catherine als Person zu sehen. Sie glauben, er wird sie entpersönlichen, er wird sie als Objekt ansehen müssen, bevor er sie in Stücke reißen kann. Serienmörder sprechen in Gefängnisinterviews darüber, manche von ihnen. Sie sagen, es sei, als bearbeite man eine Puppe.«
»Hast du Crawford hinter Senatorin Martins Erklärung gesehen?«
»Vielleicht, oder vielleicht Dr. Bloom - da ist er«, sagte Starling.
Auf dem Bildschirm war ein einige Wochen zuvor aufgenommenes Interview mit Dr. Alan Bloom von der University of Chicago über das Thema Mordserien zu sehen.
Dr. Bloom weigerte sich, Buffalo Bill mit Francis Dolarhyde oder Garrett Hobbs oder irgendeinem der anderen Serientäter seines Wissens zu vergleichen. Er lehnte es ab, den Begriff ›Buffalo Bill‹
zu benutzen. Eigentlich sagte er überhaupt nicht viel, aber er war als Experte bekannt, wahrscheinlich der Experte auf dem Gebiet, und die Sendergruppe wollte sein Gesicht zeigen.
Man verwendete seine abschließende Erklärung gleichzeitig als Schlußlicht des Berichts: »Es gibt nichts, womit wir ihm drohen können, das schrecklicher ist, als das, dem er jeden Tag ins Auge sieht. Was wir tun können, ist, ihn zu bitten, zu uns zu kommen. Wir können ihm freundliche Behandlung und Erleichterung versprechen, und wir meinen es absolut und aufrichtig.«
»Könnten wir nicht alle etwas Erleichterung
Weitere Kostenlose Bücher