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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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sie in die Brust geschossen?«
    »Ja.«
    »Flachbrüstig, nehme ich an.«
    »Für ihre Größe, ja.«
    »Aber um die Hüften herum breit. Ausladend.«
    »Das war sie, ja.«
    »Was noch?«
    »Sie hatte ein absichtlich im Hals plaziertes Insekt - das ist nicht an die Öffentlichkeit gelangt.«
    »War es ein Falter?«
    Einen Augenblick stockte ihr der Atem. Sie hoffte, daß er es nicht gehört hatte. »Es war ein Nachtfalter«, sagte sie. »Bitte erklä -
    ren Sie mir, wie Sie das vorausgeahnt haben.«
    »Clarice, ich werde Ihnen gleich sagen, wofür Buffalo Bill Catherine Baker Martin braucht, und dann gute Nacht. Bei den gegenwärtigen Bedingungen ist dies mein letztes Wort. Sie können der Senatorin erzählen, was er mit Catherine vorhat, und sie kann mir ein interessanteres Angebot unterbreiten... oder sie kann warten, bis Catherine an der Oberfläche auftaucht, und sehen, daß ich recht hatte.«
    »Wofür will er sie, Dr. Lecter?«
    »Er will eine Weste mit Titten dran«, sagte Dr. Lecter.

23. Kapitel

    Catherine Baker Martin lag fünf Meter unter dem Kellerboden.
    Die Dunkelheit war laut mit ihrem Atmen, laut mit ihrem Herzschlag erfüllt. Manchmal stand die Angst so auf ihrer Brust, wie ein Trapper einen Fuchs tötet. Manchmal konnte sie überlegen: Sie wußte, daß man sie gekidnappt hatte, doch sie wußte nicht, von wem. Sie wußte, daß sie nicht träumte; im völligen Dunkeln konnte sie das ganz leise Klicken hören, das ihre Augen machten, wenn sie blinzelte.
    Es ging ihr nun besser als zu dem Zeitpunkt, als sie das Be-wußtsein wiedererlangt hatte. Der gräßliche Schwindel war größtenteils verflogen, und sie wußte, daß es genügend Luft gab.
    Sie konnte unten von oben unterscheiden, und sie hatte ein gewisses Gefühl für die Position ihres Körpers.
    Schulter, Hüfte und Knie taten ihr davon weh, gegen den Ze-mentboden gepreßt zu sein, auf dem sie lag. Diese Seite war unten. Oben war die rauhe Decke, unter die sie gekrochen war, als das letztemal grelles, blendendes Licht auf sie fiel. Das Hämmern in ihrem Kopf hatte sich nun gelegt, und ihr einziger Schmerz saß in den Fingern ihrer linken Hand. Der Ringfinger war gebrochen, das wußte sie.
    Sie trug einen wattierten Overall, der ihr fremd vorkam. Er war sauber und roch nach Weichspüler. Der Boden war ebenfalls sauber bis auf die Hühnerknochen und Gemüsereste, die der, der sie gefangengenommen hatte, in das Loch geworfen hatte. Die einzigen anderen Gegenstände hier unten bei ihr waren der Futon und ein sanitärer Plastikeimer mit einer dünnen an den Henkel gebundenen Schnur. Sie fühlte sich wie Baumwollkü-
    chengarn an und führte in die Dunkelheit hoch, so weit sie hin-aufreichen konnte.
    Catherine Martin konnte sich ungehindert bewegen, doch es fehlte der Platz dazu. Der Boden, auf dem sie lag, war oval, etwa zweieinhalb auf drei Meter, mit einer kleinen Abflußrinne in der Mitte. Es war der Boden einer tiefen abgedeckten Grube. Nach obenhin neigten die glatten Zementwände sich leicht nach innen.
    Nun Geräusche von oben, oder war es ihr Herz? Geräusche von oben. Deutlich drangen Geräusche von oben zu ihr. Das Verließ, in dem sie sich befand, war in dem direkt unter der Küche liegenden Teil des Kellers. Nun Schritte über den Küchenboden und fließendes Wasser. Das Kratzen von Hundekrallen auf Linoleum.
    Dann nichts, bis eine schwache Scheibe gelben Lichts durch die offene Klappe oben fiel, als die Kellerlichter angingen. Dann grelles Licht in der Grube, und diesmal setzte sie sich ins Licht auf, die Decke über den Beinen, entschlossen, sich umzuschauen, und sie versuchte, durch die Finger zu spähen, während ihre Augen sich anpaßten und ihr Schatten um sie herum schwankte, als ein in die Grube gesenktes Flutlicht hoch oben an seiner Schnur schwang.
    Sie fuhr zusammen, als ihr Toiletteneimer sich bewegte, sich hob, an seiner dünnen Schnur nach oben schaukelte und sich langsam drehte, als er zum Licht emporstieg. Sie versuchte ihre Furcht hinunterzuschlucken, bekam zuviel Luft damit in die Kehle, brachte es aber fertig, zu sprechen.
    »Meine Familie wird bezahlen«, sagte sie. »Bar. Meine Mutter wird es jetzt bezahlen, keine Frage. Dies ist ihre Privat - oh!« Ein flatternder Schatten kam auf sie hinunter, nur ein Handtuch.
    »Dies ist ihre Privatnummer. 202 -«
    »Wasch dich.«
    Es war dieselbe schaurige Stimme, die sie mit dem Hund hatte reden hören.
    Ein anderer Eimer kam an einer dünnen Leine herunter. Sie roch heißes

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