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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Seifenwasser.
    »Zieh dich aus und wasch dich gründlich, oder ich spritz' dich mit dem Schlauch ab.« Und eine Nebenbemerkung zu dem Hund, als die Stimme verklang: »Ja, natürlich wird sie den Schlauch krie -
    gen, nicht wahr, Herzliebling, ja, das wird sie!«
    Catherine Martin hörte die Schritte und die Krallen auf dem Boden über dem Kelle r. Sie sah nun nicht mehr doppelt wie beim ersten Mal, als die Lichter angingen, sondern klar und deutlich. Wie hoch war der Rand, hing das Flutlicht an einer starken Leine?
    Konnte sie es mit dem Overall erwischen, etwas mit dem Handtuch schnappen? Verdammt noch mal irgendwas tun! Die Wände waren so glatt, eine glatte Röhre nach oben.
    Ein Riß im Zement dreißig Zentimeter außerhalb ihrer Reichweite oben war der einzige Makel, den sie erkennen konnte. Sie rollte die Decke so fest zusammen, wie sie konnte, und schnürte die Rolle mit dem Handtuch zu. Sie stellte sich wacklig darauf, langte nach dem Riß, brachte die Fingernägel hinein, um das Gleichgewicht zu halten, und spähte ins Licht hoch. Blinzelte ins Grelle. Es war ein Flutlicht mit einer Schutzblende, nur dreißig Zentimeter in die Grube hinunterhängend, fast drei Meter über ihrer hochgestreckten Hand. Es könnte genauso gut der Mond sein, und da kam er auch schon, die Deckenrolle wackelte, sie kratzte der Balance halber an dem Riß in der Wand, sprang nach unten, und spürte dann etwas, eine Flocke, die an ihrem Gesicht vorbeifiel.
    Nun etwas, das am Licht vorbei nach unten kam, ein Schlauch.
    Nur ein Spritzer eiskalten Wassers, eine Drohung.
    »Wasch dich. Gründlich.«
    Im Eimer war ein Waschlappen, und im Wasser schwamm eine Plastikflasche mit einer teuren ausländischen Hautberuhigungscreme.
    Sie tat wie geheißen, Gänsehaut auf den Armen und Oberschenkeln, die Brustwarzen wund und runzlig in der kühlen Luft, und sie hockte sich so dicht wie möglich an die Wand neben den Eimer mit warmem Wasser und wusch sich.
    »Jetzt trockne dich ab und reib dich überall mit der Creme ein.
    Reib sie überall ein.«
    Die Creme war vom Badewasser warm. Durch ihre Feuchtigkeit klebte der Overall an ihrer Haut.
    »Jetzt heb deinen Abfall auf und putz den Boden.«
    Sie tat auch das, sammelte die Hühnerknochen ein und hob die grünen Erbsen auf. Sie gab alles in den Eimer und tupfte die kleinen Fettflecken auf dem Zement ab. Etwas anderes hier, bei der Wand. Die Flocke, die vom Riß oben heruntergeweht war. Es war ein menschlicher Fingernagel, mit Glitzernagellack bedeckt und weit hinten im lebenden Fleisch abgerissen.
    Der Eimer wurde emporgezogen.
    »Meine Mutter wird zahlen«, sagte Catherine Martin. »Ohne irgendwelche Fragen. Sie wird Ihnen so viel zahlen, daß Sie alle reich sind. Wenn es sich um eine bestimmte Sache handelt, ira-nisch oder palästinensisch oder Schwarze Befreiung, wird sie das Geld dafür geben. Sie müssen nur -«

    Clarice (Jodie Foster, Mitte) und die Studentinnen der FBI-Akademie hören, daß Buffalo Bill erneut zugeschlagen hat.
    Clarice (Jodie Foster) und Special Agent Jack Crawford /Scott Glenn) sind auf dem Weg zu Autopsie.

    Ein Insekt wurde in der Kehle des Opfers gefunden. Es ist der einzige Hinweis für Clarice (Jodie Foster), und sie läßt es deshalb von Experten des Smithonian National Museum untersuchen.
    Das Licht ging aus. Jähe und völlige Dunkelheit.
    Sie zuckte zusammen und schrie »Ahhhhhh!«, als ihr sanitärer Eimer neben ihr an seiner Schnur aufschlug. Sie setzte sich auf die Decke, und die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Sie glaubte nun, daß der, der sie gefangengenommen hatte, allein, daß er ein weißer Amerikaner war. Sie hatte versucht, den Eindruck zu erwecken, daß sie keine Ahnung hatte, was er sei, von welcher Farbe, ob allein oder zu mehreren, daß ihre Erinnerung an den Parkplatz durch die Schläge auf ihren Kopf ausgelöscht sei.
    Sie hoffte, daß er glaubte, er könne sie gefahrlos gehen lassen.
    Ihre Gedanken arbeiteten, arbeiteten, und zuletzt arbeiteten sie zu gut.
    Der Fingernagel, jemand anders war hier. Eine Frau, ein Mädchen war hier. Wo war sie jetzt? Was tat er ihr an?
    Wenn Schock und Desorientierung nicht gewesen wären, hätte es ihr schon viel früher gedämmert. Es kam ihr gewissermaßen mit der Hautberuhigungscreme. Da wußte sie, wer sie in seiner Gewalt hatte. Die Erkenntnis überfiel sie wie das kochendheißeste schrecklichste Ding auf Erden, und sie schrie, schrie unter der Decke auf - hochkletternd, an der Wand krallend,

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