Das Schweigen der Laemmer
an einem Herz-anfall gestorben. Starling war voll davon überzeugt, daß Catherine ihn vermißte. Den Vater zu vermissen, die vertraute Wunde, bewirkte, daß Starling sich der jungen Frau verbunden fühlte.
Starling fand es überaus wichtig, Catherine Martin zu mögen, da es ihr half, sich anzustrengen.
Starling konnte sehen, wo sich Catherines Apartment befand -
zwei Funkstreifenwagen der Tennessee Highway Patrol waren davor geparkt. Auf dem Teil des Parkplatzes, der am dichtesten bei der Wohnung lag, waren Flecken weißen Pulvers. Das Tennessee Bureau of Investigation mußte Ölflecken mit Bims oder irgendeinem anderen reaktionsträgen Pulver entfernt haben.
Crawford sagte, das TBI sei ziemlich gut.
Starling ging zu den vor dem Apartment auf dem Spezialab-schnitt des Parkplatzes abgestellten Freizeitfahrzeugen und Booten hinüber. Hier hatte Buffalo Bill sie erwischt. So dicht bei ihrer Tür, daß sie sie unverschlossen ließ, als sie herauskam. Etwas hatte sie zum Hinausgehen verleitet. Es mußte eine harmlos aussehende Szenerie gewesen sein.
Starling wußte, daß die Polizei von Memphis erschöpfende Be-fragungen von Haus zu Haus durchgeführt hatte, und niemand hatte etwas gesehen, vielleicht war es daher zwischen den hohen Wohnmobilen geschehen. Hier mußte er seinen Beobachtungspo-sten gehabt haben. In irgendeiner Art Fahrzeug sitzend, anders war es gar nicht denkbar. Buffalo Bill wußte aber, daß Catherine hier war. Er mußte sie irgendwo ausgemacht und sie, seine Chance abwartend, verfolgt haben. Mädchen von Catherines Größe sind nicht alltäglich. Er saß nicht einfach an willkürlichen Orten herum, bis eine Frau der richtigen Größe vorbeikam. Er konnte tagelang dasitzen und keine zu Gesicht bekommen.
Alle Opfer waren groß. Sie alle waren groß. Einige waren dick, doch alle waren groß. »Er muß Sachen haben, die passen.« Bei der Erinnerung an Dr. Lecters Worte schauderte Starling. Dr. Lecter, der neue Memphianer.
Starling holte tief Atem, blies die Backen auf und ließ die Luft langsam heraus. Mal sehen, was wir über Catherine sagen können.
Ein State Trooper aus Tennessee, der seinen Smokey-der-Bär-Hut trug, öffnete die Tür von Catherine Martins Wohnung. Als Starling ihm ihren Ausweis zeigte, winkte er sie herein.
»Officer, ich muß die Räumlichkeiten hier flüchtig überprüfen.«
Räumlichkeiten zu gebrauchen, schien ein gutes Wort bei einem Mann, der im Haus seinen Hut aufhatte.
Er nickte. »Wenn das Telefon klingelt, lassen Sie's klingeln. Ich werde drangehen.«
Auf der Arbeitsfläche in der Küche konnte Starling ein an das Telefon angeschlossenes Tonbandgerät sehen. Daneben standen zwei neue Telefone. Eines hatte keine Wählscheibe - eine Direkt-verbindung zur Sicherheitsabteilung von Southern Bell, der Einrichtung zum Verfolgen von Anrufen im mittleren Süden.
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« fragte der junge Beamte.
»Ist die Polizei mit ihrer Durchsuchung hier fertig?«
»Die Wohnung ist der Familie freigegeben worden. Ich bin nur fürs Telefon hier. Sie können alles anfassen, wenn Sie das wissen wollen.«
»Gut, dann werde ich mich umsehen.«
»Okay.« Der junge Polizist holte die Zeitung hervor, die er unter die Couch gesteckt hatte, und nahm seinen Platz wieder ein.
Starling wollte sich konzentrieren. Sie wünschte, sie wäre allein in der Wohnung, doch sie wußte, daß sie Glück hatte, daß es nicht von Polizisten wimmelte.
Sie begann in der Küche. Sie war nicht von einer ernsthaften Köchin ausgestattet. Catherine sei wegen Popcorn gekommen, hatte der Freund der Polizei erklärt. Starling machte das Gefrier-fach auf. Darin waren zwei Pakete Popcorn für den Mikrowellen- herd. Den Parkplatz konnte man von der Küche aus nicht sehen.
»Wo sind'n Sie her?«
Starling nahm die Frage das erstemal nicht zur Kenntnis.
»Wo sind'n Sie her?«
Der Irooper auf der Couch beobachtete sie über den Rand seiner Zeitung.
»Washington«, sagte sie.
Unter dem Spülbecken - jawohl, Kratzer auf dem Rohrverbin-dungsstück, sie hatten die Auffangvorrichtung herausgenommen und untersucht. Gut für das TBI. Die Messer waren nicht scharf.
Die Geschirrspülmaschine war an gewesen, aber nicht ausgeräumt worden. Der Kühlschrank war Hüttenkäse und fertigem Obstsalat geweiht. Catherine Martin kaufte Fast Food-Lebensmittel, hatte wahrscheinlich einen Stammladen, einen Drive-in-Markt in der Nähe, den sie benutzte. Vielleicht trieb jemand sich in dem Laden
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