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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sah zwischen ihrem Onkel und Olivia hin und her. »Es scheint, Onkel, als würdest du ihr alles vergeben.«
    »Es war ein unglücklicher Zufall, Judith«, erwiderte er. »Und Dr. Sutton versichert uns, dass Andrew wieder gesund wird. Er hat tatsächlich eine Menge Rauch eingeatmet und wird ein paar Tage husten, aber er kann gut atmen und wird in kurzer Zeit ganz der alte Lausbub sein.«
    Olivia wagte es, eine Frage zu stellen. »Und was ist mit Lord Bradley?«
    »Er ist schwer verletzt«, blaffte Mrs Howe. »Das hat er Ihnen zu verdanken.«
    »Meine liebe Judith«, sagte Lord Brightwell, »wirfst du ihr jetzt auch vor, das Feuer verursacht zu haben?«
    Judith reckte trotzig das Kinn und gab keine Antwort.
    »Judith, also wirklich! Laut Talbot waren vor dem Feuer tatsächlich zwei Personen im Stall.« Er warf Judith einen vielsagenden Blick zu. »Aber keine davon war Miss Keene.«
    Olivia fiel auf, dass Mrs Howe nicht zurückfragte, wen er meinte, und wunderte sich darüber.
    Nach dem Gespräch trat Olivia ins Krankenzimmer. Andrew lag dort, einige Kissen im Rücken, sodass der Kopf erhöht war, die Augen so rot wie das Glas Beereneis, das er in den Händen hielt.
    Olivia wurde es eng ums Herz. Danke, dass du ihn bewahrt hast , betete sie lautlos. »Hallo, Master Andrew.«
    Er lächelte zu ihr hoch, Zähne und Lippen waren tiefrot gefärbt. »Hallo, Miss Livie.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Meine Augen brennen wie damals, als ich Mamas Parfum hineinbekommen habe. Mein Hals tut auch weh, aber Becky hat mir ein Eis gebracht, und das fühlt sich gut an. Schmeckt auch köstlich.«
    Olivia lächelte. »Das freut mich sehr.«
    Er schob sich einen weiteren Löffel Eis in den Mund und einige Tropfen verirrten sich auf sein weißes Nachthemd.
    »Darf ich dir damit helfen?«, fragte sie.
    Er zuckte gutmütig die Achseln und reichte ihr den Löffel, als Olivia sich auf die Bettkante setzte.
    Sie gab ihm etwas Eis und genoss einfach den Anblick und die Nähe des liebenswerten kleinen Jungen. Eine Holzdiele knarrte und Olivia wandte den Kopf.
    Judith Howe betrat das dämmrige Zimmer. »Miss Keene«, sagte sie gebieterisch. »Warum sind Sie nicht mit Audrey im Schulzimmer? Dafür werden Sie von Lord Brightwell bezahlt, soweit ich weiß. Ich werde Mrs Hinkley bitten, Andrew Gesellschaft zu leisten, bis die Heimpflegerin eintrifft.«
    Andrew kräuselte die kleine Stirn. Offenbar nahm er die unterdrückte Wut in der Stimme seiner Stiefmutter wahr. Er fragte: »Bist du ärgerlich auf Miss Livie, Mama?«
    »Wenn ich es bin, dann nur aus Sorge um dich, Andrew. Du hättest in diesem Feuer sterben können.«
    »Aber sie hat es doch nicht angezündet.«
    »Sie hätte dir nicht erlauben sollen, allein in den Stall zu gehen.«
    Andrew zuckte die Achseln. »Sie hat es mir nicht erlaubt, ich bin einfach gegangen. Ich hab Onkel Felix dort gesehen und wollte mit ihm reden.«
    »Tatsächlich? Trotzdem hätte sie –«
    »Aber er hat schon mit Martha geredet, als ich dort hinkam«, fuhr Andrew fort. »Also bin ich in die geheime Kammer gegangen. Ich hab einmal zugeguckt –«
    »Zugeschaut.«
    »Ich hab einmal zugeschaut, wie Miss Keene dort herausgekommen ist.«
    Judith streifte sie mit einem scharfen Blick. »Ach, wirklich?«
    »Ich konnte Onkel Felix und Martha durch die Ritzen in der Wand sehen. Er klang so ärgerlich, darum bin ich nicht herausgesprungen, um ihn zu erschrecken, was ich eigentlich vorhatte.«
    »Sehr klug«, murmelte Judith abgelenkt.
    »Er hat eine von diesen Zigarren geraucht, Mama – die einen, die du nicht magst. Und er hat sie auf den Boden geworfen.«
    Judith warf Olivia einen schnellen Blick zu und sagte dann aufgeregt: »Ja, gut, wir können nicht wissen, ob das der Grund … das heißt, du hast nicht wirklich gesehen, wie das Feuer angefangen hat?«
    Wieder zuckte Andrew die Achseln. »Nein. Ich hab auf der Rückseite der Kammer hinausgeschaut, um zu sehen, ob Audrey bald nach mir sucht. Ich hab beobachtet, wie Martha in den Wald gerannt ist und Johnny ihr nach. Ich hab Rauch gerochen und gedacht, dass Onkel Felix noch in der Nähe sein musste, aber das ist alles, was ich noch weiß.«
    »Du armer Junge.«
    »Es geht mir gut , Mama.« Er zeigte erneut ein kirschrotes Lächeln.
    »Ich bin erleichtert, das zu hören. Nun gut, ich mache mich auf den Weg und besuche meine Mutter. Miss Keene, Sie werden umgehend zu Ihren Pflichten im Schulzimmer zurückkehren, hoffe ich?«
    »Ja, Madam.«
    »Zumindest … sind das

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