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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ihm auch nur ein Haar.«
    »Sie hassen ihn. Es ergibt einfach keinen Sinn. Also lassen Sie mich ihn erledigen.«
    »Es ergibt einen Sinn... zumindest im Augenblick. Er steht unter besonderem Schutz.« Gardeaux lächelte. »Aber vielleicht wird dieser Schutz, noch während wir miteinander reden, bedeutungslos.«
    »Ich kann warten. Nur geben Sie mir diesen Job.«
    »Ich werde darüber nachdenken.« Gardeaux schlenderte zur Tür und öffnete sie. »Geben Sie Braceau Ihre Adresse, und warten Sie auf meinen Anruf.«
    Oder auf einen Besucher mit einer Schlinge für meinen Hals, dachte Maritz säuerlich. Er ging zur Tür. »Mache ich.«
    Hinter ihm fiel die Tür mit einem Knall ins Schloss.
    Gardeaux war mit ihm fertig, und er war ein toter Mann. Nichts war klarer als das. Aber er würde sich nicht einfach hinsetzen und darauf warten, bis man ihn ermordete. Er brauchte nur irgendetwas zu tun, wodurch er vor Gardeaux' Augen wieder Gnade fand, dann käme er noch einmal mit heiler Haut davon.
    Er würde sich verstecken, aber Braceau riefe er bestimmt nicht an.
    Stattdessen dächte er lieber darüber nach, wie er noch zu retten war.
    »Ein Anruf auf der Privatleitung, Monsieur Gardeaux.« Henri Braceau lächelte. »Medellin.« Gardeaux nahm ihm den Hörer ab. »Alles klar? «
    »Alles klar.«
    »Irgendwelche Probleme? «
    »Es hat wie am Schnürchen geklappt.«
    Gardeaux legte den Hörer auf, und Braceau sah ihn fragend an.
    »Rufen Sie Rivil an. Sagen Sie ihm, dass er die Sache, die ich mit ihm besprochen habe, in Angriff nehmen soll. Sofort.«
    »Es war eine nette Beerdigung.« Joel öffnete die Tür und machte Licht im Flur. »Phils Eltern scheinen sehr angenehme Leute zu sein.«
    »Es gibt keine netten Beerdigungen.« Tania humpelte so schnell wie möglich ins Haus, wobei sie es vermied, in Richtung der schneebedeckten Rasenfläche zu sehen. Die gelbe Absperrung war verschwunden, nicht aber die Erinnerung an den leuchtend roten Fleck. »Eine Beerdigung ist so grässlich wie die andere.«
    »Du weißt, was ich gemeint habe«, sagte Joel.
    »Tut mir leid. Ich wollte nicht so heftig sein.« Sie hinkte zum Fenster und sah hinaus. »Es war ein schwerer Tag.«
    »Für mich auch. Setz dich hin, und ruh dich ein wenig aus. Ich mache uns einen Kaffee, der tut uns sicher gut.«
    Statt sich zu setzen, starrte sie weiter auf den Schnee hinaus, wo sie aus Furcht vor Maritz' Messer wie gelähmt gekauert hatte, während Phil gestorben war...
    »Hier.« Joel kam ins Wohnzimmer zurück und hielt ihr eine Tasse hin. Offenbar hatte sie länger aus dem Fenster gestarrt, als ihr bewusst gewesen war. Sie nahm ihm die Tasse ab.
    »Du bist weiß wie die Wand«, stellte Joel fest. »Du hättest nicht mitkommen sollen. Es war zuviel für dich.«
    »Der Kerl läuft immer noch frei herum«, flüsterte sie.
    »Er kann dir nichts mehr tun. Sie denken, dass er längst außer Landes ist.«
    »Nell ist sich nicht sicher, wo er ist. Sie sagt, dass sie sich, damit man ihn erwischt, vielleicht als Lockvogel zur Verfügung stellen  muss.«
    »Diese Dinge überlässt sie wohl besser der Polizei.«
    »Gegen Monster wie ihn kann die Polizei nichts tun. Er wird immer weiter morden, bis...«
    »Er ist kein übernatürlicher Dämon, Tania. Er ist ein Mensch.«
    Er war ein Dämon. Joel verstand sie nicht. Aber Nell. Nell hatte ihm ebenfalls gegenübergestanden und seine Kraft gespürt.
    Sie wandte sich erneut dem Fenster zu. »Ich hasse ihn.«
    Er trat hinter sie. »Phil war ein feiner Kerl.«
    »Nicht nur, weil er Phil ermordet hat. Er hat mir angst gemacht Ich dache, ich hätte schon vorher in meinem Leben Angst gehabt, aber so war es noch nie.« Sie erschauderte. »Ich habe immer noch Angst.«
    »Willst du fort von hier? Wir könnten das Haus verkaufen und woanders hingehen.«
    »Ich soll mich für den Rest meines Lebens verstecken? Das würde ihm gefallen. Das wäre wie ein Sieg für ihn.«
    »Was willst du dann tun? «
    Tania hatte das Gefühl, als hätte die winterliche Kälte von draußen mit einem Mal auch das Wohnzimmer erfasst. Um nicht zu zittern, kreuzte sie die Arme vor der Brust. »Ich weiß es nicht.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Nell ist sich nicht sicher, dass Maritz auf sie als Lockvogel reagieren wird.«
    Er sah sie reglos an. »Der Verlauf dieses Gesprächs gefällt mir nicht.«
    »Auf mich reagiert er auf jeden Fall.«
    »Nein.«
    »Nell war nichts weiter als ein Job für ihn, aber die Jagd auf mich hat etwas Persönliches für ihn

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