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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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« zischte Madame Dumoit. »Wir haben Sie nicht hierher gebracht, damit Sie in der Ecke stehen und glotzen. Bewegen Sie sich. Zeigen Sie den Leuten Jacques'
    Kreation.«
    »Tut mir leid, Madame.« Nell stellte ihr Weinglas auf das Tablett, das ein Kellner durch die Gegend trug und tauchte in die Menge ein. In ihrem Re naissancekleid passte sie  hervorragend in die kostümierte Gästeschar. Es herrschte ein solches Gedränge, dass es ihr sicher problemlos gelänge, innerhalb von Sekunden verloren zu gehen, ohne dass es irgendjemand sah.
    Noch fünfundzwanzig Minuten, und Nicholas wäre hier.
    Im Ballsaal herrschten eine geradezu unerträgliche Hitze und ein ohrenbetäubender Lärm.
    Wieder beobachtete sie Gardeaux. Wieder sah sie den Kindermörder an. Wie konnte er nur so freundlich lächeln, während er beabsichtigte, innerhalb der nächsten Stunde
    abermals einen Mord zu begehen - dieses Mal an Nicholas?
    O Gott, sie hatte furchtbare Angst.
    Gardeaux wandte sich von seiner Gattin ab, streckte die Hand aus und setzte ein freundliches Lächeln auf.
    Ein Mann näherte sich ihm. Ein kleiner Mann, der sich in seinem schwarzen Smoking nicht unbedingt wohlzufühlen schien.
    Nell erstarrte vor Schreck.
    Kabler?
    Kabler lächelte ebenfalls. Er ergriff Gardeaux' Hand, schüttelte sie und machte eine scherzhafte Bemerkung, woraufhin ihm der Gastgeber fröhlich auf den Rücken schlug.
    Kabler?
    Kabler hasste diesen Kerl. Kabler war ganz gewiss nicht hier.
    Doch, er war hier, und er behandelte Gardeaux, als wäre dieser sein bester Freund.
    Aber er war Polizist. Wahrscheinlich führte er verdeckte Ermittlungen durch.
    Sie schob sich näher an die beiden Männer heran.
    Gardeaux machte Kabler mit seiner Frau bekannt. Sein guter Freund, Joe Kabler, Leiter der Antidrogenbehörde der USA.
    Er wusste, wer Kabler war. Kabler, sein guter Freund.
    Mit Geld ließ sich beinahe jeder kaufen, hatte Nicholas gesagt.
    Sie hätte nicht gedacht, dass auch Kabler käuflich war.
    Er lächelte und murmelte irgendetwas über ein hübsches Fest und wie sehr er sich gefreut habe, dass er eingeladen worden sei.
    Dann wanderte sein Blick wie beiläufig durch den Raum. O ja, es war eindeutig, dass er einer von Gardeaux' Männern war.
    Und er kannte sie.
    Ihr Herz machte einen furchtsamen Satz. Weshalb stand sie immer noch hier herum? Sie machte kehrt und wandte sich zum
    Gehen.
    Hatte er sie bereits entdeckt?
    Sie wagte nicht, über die Schulter zu sehen. Wahrscheinlich hatte er höchstens ihren Hinterkopf und ihr Profil gesehen.
    Höchstens? Das wäre genug. Sie hatten Stunden miteinander verbracht
    Sie stürzte durch die Tür ins Foyer.
    Bitte. Hoffentlich hatte er sie nicht gesehen.
    Sie eilte die Treppe in den Hof hinab und wagte einen Blick zurück.
    Kabler schob sich mit grimmiger Miene durch die Gästeschar im Flur, erreichte sie, als sie auf der untersten Stufe stand, und drehte sie unsanft zu sich herum.
    »Lassen Sie mich los.« Sie starrte ihn zornig an. »Hier stehen überall Leute herum. Ich schreie.«
    »Das tun Sie nicht. Schließlich wollen Sie nicht alles kaputtmachen, weshalb Sie hergekommen sind. Ich habe Sie davor gewarnt, sich mit Tanek einzulassen. Sehen Sie nur, was er Ihne n angetan hat.« Seine Stimme war schmerzerfüllt. »Ich möchte Ihnen nicht wehtun. Geben Sie's auf. Ich kann immer noch dafür sorgen, dass Ihnen nichts passiert.«
    »Indem Sie bei Ihrem Freund Gardeaux ein gutes Wort für mich einlegen? « fragte sie in verbittertem Ton.
    »Dieser Widerling ist nicht mein Freund, und was ich zu sagen hätte, wäre ihm egal, wenn er erst einmal wüsste, wer Sie sind.«
    »Sie haben es ihm nicht gesagt? «
    »Ich habe gesagt, ich dächte, ich hätte jemand Bekannten gesehen. Ich will nicht, dass Sie sterben, Nell. Aber Tanek ist mir egal. Er ist genauso ein Schwein wie die anderen.«
    »Und was sind Sie? «
    Er fuhr zusammen, als hätte sie ihm einen Schlag versetzt. »Ich  kann einfach nicht mehr. Ich habe zu lange gegen diese Kerle angekämpft. Als ich damals aus Idaho nach Hause kam, wartete wieder mal einer von Gardeaux' Männern auf mich. Genau wie der Arzt meines Sohnes. Mein Sohn hat Leukämie. Er hat die beste Behandlung verdient, und jetzt kann ich sie ihm geben. Sie sind einfach unschlagbar. Sie haben zuviel Geld und zuviel Macht. Niemand kommt gegen sie an.«
    »Also haben Sie die Seite gewechselt. Wieviel bezahlt er Ihnen, Kabler? «
    »Genug. Endlich kann ich meiner Frau ein paar der Dinge schenken, die sie

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