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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gewußt, daß sie das sagen würde. »Wo ist meine Tochter? «
    Er setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. »Erinnern Sie sich an das, was mit Ihnen geschehen ist? «
    Das Messer, der Schmerz, Jill in der Tür, das Klimpern der Spieluhr, der Sturz. Sie fing zu zittern an. »Wo ist mein Kind? «
    Er nahm ihre Hand. »Sie wurde in der Nacht, als man Sie angegriffen hat, umgebracht.«
    Sie fuhr zusammen, denn seine Worte trafen sie wie ein Hieb.
    Tot. Jill. »Sie lügen. Niemand könnte Jill je etwas zuleide tun.«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. »Sie haben sie gesehen. Sie haben sie kennengelernt. Niemand würde Jill auch nur ein Haar krümmen.«
    »Sie ist tot.« Und mit rauher Stimme fügte er hinzu: »Ich wünschte bei Gott, ich würde Sie belügen.«
    Sie glaubte ihm nicht. Richard würde ihr die Wahrheit sagen.
    »Ich will zu meinem Mann. Ich will Richard sehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid.«
    Vor Entsetzen wie gelähmt, starrte sie ihn an. »Was sagen Sie da? « flüsterte sie. »Richard war noch nicht einmal in unserer Suite.«
    »Es gab einen Überfall auf den Ballsaal. Ihr Mann und drei andere wurden getötet. Kavinski wurde verletzt.«
    Kavinski war ihr egal.
    Jill. Richard. Jill.
    O Gott, Jill...
    Der Raum begann, sich um sie zu drehen, und dann wurde es dunkel um sie herum.
    Auf, auf, auf, in den blauen Himmel hinauf.
    War das Jill, die da sang? Aber er hatte gesagt, Jill wäre tot.
    Richard wäre tot. Sie war die einzige Überlebende.
    Ab, ab, ab...
    Ja, hinab in die Dunkelheit. Vielleicht fände sie Jill ja dort.
    »Joel, komm verdammt noch mal sofort hierher«, rief Nicho las durch die Tür. »Verdammt, sie ist ohnmächtig geworden.«
    Mit gerunzelter Stirn betrat Joel den Raum. »Was hast du mit ihr gemacht? «
    »Nichts, außer ihr zu erzählen, daß sie kein Leben mehr hat.
    Also kein Grund, weshalb sie sich aufregen sollte.«
    »Ich nehme an, du hast ihr die Nachricht auf die dir eigene sanfte, diplomatische Art nahe gebracht.« Joel überprüfte ihren Puls. »Tja, jetzt ist es getan. Ich glaube nicht, daß du einen allzu großen Schaden angerichtet hast.«
    »Verdammt, sie hat das Bewußtsein verloren. Tu doch endlich was.«
    »Es ist besser, wenn sie von selbst wieder zu sich kommt. Du kannst jetzt gehen. Sie wird dich sowieso nicht sehen wollen, wenn sie wieder bei Bewußtsein ist.«
    »Das hast du mir schon einmal gesagt.« Nicholas rührte sich nicht, und immer noch starrte er in Nells bandagiertes Gesicht.
    Ihre Augen... »Keine Angst. Ich will sie auch nicht mehr sehen.
    Sie gehört ganz dir, Joel.«
    »Dann lass ihre Hand los und verschwinde von hier.«
    Er hatte gar nicht gewußt, daß er sie immer noch hielt. Er ließ ihre Hand sinken und stand auf. »Wir bleiben in Verbindung.
    Ich hoffe, daß du mich auf dem laufenden hältst.«
    »Und ich hoffe, daß du mir Kabler abnimmst. Er hat heute morgen schon wieder angerufen.«
    »Was hast du ihm erzählt? «
    »Nichts. Ich habe nicht mit ihm geredet. Was denkst du, wofür es Sekretärinnen gibt? « Joel setzte sich auf den Stuhl, von dem Nic holas aufgestanden war. »Aber ich kann nicht zulassen, daß er sie befragt. Das wäre ein zu traumatisches Erlebnis für sie.«
    Nicholas hatte bereits an Kabler gedacht. Auch er wollte nicht, daß er Nell in die Finger bekam, und Phils Anwesenheit war eine unverbrüchliche Garantie dafür, daß sie ebenso vor Gardeaux in Sicherheit war. »Kannst du sie nicht in deine Klinik nach Woodsdale verlegen? «
    »Du meinst, damit sie sich nach der Operation dort erholen kann? «
    »Nein, jetzt. Du kannst sie auch dort operieren.«
    »Den OP in Woodsdale benutze ich nicht allzu oft.«
    Nur wenn ein berühmter Filmstar oder ein Staatsoberhaupt vollkommene Ruhe und Anonymität verlangte, griff er auf Woodsdale zurück. Woodsdale verband die Abgeschirmtheit eines Beichtstuhls mit sämtlichen Annehmlichkeiten eines Luxushotels. »Dort käme Kabler nur schwer an sie heran. Deine Sicherheitsleute gehören zu den Besten ihres Fachs.«
    »Du musst es ja wissen. Schließlich hast du sie alle für mich ausgesucht.« Joel zog nachdenklich die Brauen hoch. »Es wäre unpraktisch. Woodsdale ist über hundert Meilen von hier entfernt.«
    »Es wäre noch unpraktischer, bekämst du es erneut mit Joe Kabler zu tun.«
    Er seufzte. »Das bleibt mir unter Umständen trotzdem nicht erspart.«
    »Vielleicht doch. Kommt drauf an, was sonst noch alles in seinem Terminkalender steht und wie wichtig sie für

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